Erlangen: "Ein Teil-Abriss kommt nicht in Frage"

20.1.2017, 06:00 Uhr
Erlangen:

© Klaus-Dieter Schreiter

Die Box mit den mehr als 5000 gesammelten Unterschriften stand im Rathaus schon bereit. Auch Sven Kartscher und die anderen Vertreter der Bürgerinitiative (BI), die für den Erhalt der vom Abriss bedrohten sieben Gebäude südlich der Erba-Siedlung kämpfen, waren drauf und dran, die Listen mit den Namen an Oberbürgermeister Florian Janik zu übergeben.

Damit wäre ein Bürgerbegehren theoretisch möglich geworden. Das Quorum für ein erfolgreiches Verfahren sei damit erreicht, so die BI.

Im letzten Moment aber, so berichten die Anwohner nach dem fast eineinhalbstündigen Gespräch, habe es von Seiten der Stadt bzw. der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobau doch leichte Zeichen der Annäherung gegeben. „Wir sind jetzt einen Schritt weiter“, sagt Sven Kartscher, der in der Johann-Jürgen-Straße wohnt.

Die Gewobau habe sich bereit erklärt, einen Gutachter in den Sanierungsprozess einzubeziehen. Noch aber sei nicht geklärt, wer dieser Experte sein werde. Darüber soll unter anderem bei einem weiteren Treffen innerhalb der nächsten zwei Wochen beraten werden. „Bis zu diesem Tag“, sagt BI-Aktivist Sven Kartscher, „war für die Stadt der Abriss der Häuser alternativlos.“ Das habe sich geändert.

Die andere Seite, also die Stadt, hält sich mit ihren Aussagen zu den jüngsten Vereinbarungen indes zurück: „Es wurde noch keine abschließende Einigung gefunden, wie ein Dialog zwischen Bürgerinitiative, Stadt und Gewobau gestaltet werden kann“, sagt OB Janik auf Anfrage. Deshalb fände, wie auch von der BI mitgeteilt, „zeitnah“ ein zusätzliches Gespräch statt. Da in der Runde Vertraulichkeit vereinbart worden sei, wolle weder die Stadt noch die Gewobau einzelne Vorschläge aus der Diskussion kommentieren, so Janik.

Die BI indes macht sich nach den Verhandlungen selbst Mut. „Noch sind wir nicht am Ziel“, betont Kartscher, „aber wir sind zuversichtlich, dass die Häuser doch erhalten bleiben.“ Auch ein Teil-Abriss, das betonen die Anwohner im Gespräch mit den EN, sei für sie keine Kompromissmöglichkeit. „Wenn ein Teil der Gebäude fehlt, dann funktioniert auch das gesamte Ensemble nicht mehr“, sagt Kartscher, „das ist mit uns nicht zu machen.“

Wie berichtet, sollen einige der Häuser abgerissen und durch mehrgeschossige Anlagen ersetzt werden. Das Vorhaben stößt vor allem bei Anwohnern auf Widerstand; sie befürchten, das Viertel könne so sein „gewachsenes Ambiente“ verlieren.

Die Gewobau führt an, dass eine Sanierung teurer käme als Abriss und Neubau zusammen. Das wirke sich auf die künftigen Mieten aus. Zudem seien die zum Abriss freigegebenen Häuser weder denkmalgeschützt noch gehörten sie zur historischen Erba-Siedlung.

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