Erlangen fehlt eine Portion Coolness

21.11.2017, 17:30 Uhr
Zweimal Ecke, zweimal Tor: Juliane Herzer Santana (blaues Trikot) trifft doppelt, die Erlangerinnen schauen zu.

© Foto: Harald Sippel Zweimal Ecke, zweimal Tor: Juliane Herzer Santana (blaues Trikot) trifft doppelt, die Erlangerinnen schauen zu.

Als die letzten Sekunden auf der Uhr herunterliefen, ließen die Hockeyspielerinnen bereits die Köpfe hängen. Bedröppelt saßen die Erlangerinnen auf der Ersatzbank, dahinter stand ihr Trainer Johannes Anzeneder, wütend, enttäuscht. "Hockey kann so einfach sein", sagte er. "Aber wir spielen scheiße", setzte Antonia Bortolazzi den Satz fort. Dann besiegelte die Schlusssirene die erste Niederlage der Saison.

Die Hockey-Damen waren in die 2. Regionalliga Süd aufgestiegen. Auf das erste Spiel hatten sich alle riesig gefreut. Mannheim schien ein starker Gegner zu sein, zu stark vielleicht. Trotzdem wollten die Erlangerinnen ihre Chance nutzen, und dann war sie tatsächlich da, die Chance auf den ersten Sieg gleich im ersten Spiel.

"Die zweite Mannschaft aus Mannheim ist mehr oder weniger eine Jugendmannschaft, die aber schon Deutscher Meister ist", sagt Anzeneder. "Vor dem Spiel war mir klar, dass wir es nicht unbedingt gewinnen. Aber während der Partie ist mir bewusst geworden, dass wir es gewinnen können."

In der 14. Minute war der TBE in Führung gegangen, Paula Wernecke drückte den Ball vom linken Pfosten an der gegnerischen Keeperin vorbei ins Netz. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin ballte die Faust, dann klatschte sie sofort mit den anderen ab. Der Start in die neue Liga war geglückt. In der ersten Viertelstunde hatte Erlangen gute Chancen, die Abwehr stand stabil, Mannheim kam kaum vor das gegnerischen Tor.

Mit der ersten gefährlichen Aktion glichen die Gäste aus, Sophia Löscher traf zum 1:1 (18.), Luzie Nohr erhöhte auf 2:1 (21.). Defensiv stimmte die Ordnung der Erlangerinnen nicht mehr. Juliane Herzer Santana legte nach (25., 30.). Zweimal war es eine fast identisch ausgeführte Ecke, doch der Turnerbund konnte sie nicht verteidigen.

"Die beiden Ecken, die wir fangen, können wir halten", sagt Anzeneder. "Dass wir nicht viele Tore schießen, wussten wir. Doch wir haben taktisch nicht das gespielt, was wir vorhatten. Dann wird es schwer, das aufzuholen. Das, was uns stark gemacht hat, war, dass wir es immer taktisch durchziehen, wie wir es uns vornehmen. Diesmal waren ein paar Böcke drin. Jeder hat im Abwehrverbund seine Aufgabe, das hat ein paar Mal nicht gepasst. Uns fehlt die Coolness und das Selbstvertrauen, das runter zu spielen."

Auch die Körpersprache stimmte am Ende des ersten Durchgangs nicht mehr. "Schon mit dem zweiten Gegentor ist die Stimmung ein bisschen runter gegangen", sagt Anzeneder. "Dann habe ich vermisst, dass wir das Ergebnis in der zweiten Halbzeit nicht von der erste Minute an ändern wollten. Dass man Druck macht und Gas gibt, kam zu spät."

Späte Aufholjagd

Nach Wiederanpfiff warteten alle auf den Sturmlauf — vergeblich. Die Erlangerinnen vertändelten zwei Ecken und spielten insgesamt zu behäbig. Als Torfrau Leonie Hunger nach einer Ecke einen Ball aufhalten konnte, jubelten die Zuschauer. Der Turnerbund stemmte sich nun endlich gegen die drohende Niederlage. Die Spielerinnen nutzten ihre physische Überlegenheit, gingen aggressiv in die Zweikämpfe und rissen so Lücken im Angriff. Cosima Weidlich legte vor dem Tor quer auf Nicole Beier, die zum 2:4 einschob (51.).

Doch mehr gelang nicht. Und so ärgerten sich am Ende alle, die große Chance auf einen Sieg verschenkt zu haben. Der Turnerbund ist nun Tabellenletzter. "Das ist aber kein großer Dämpfer", sagt Anzeneder. "Es kommen genügend Spiele, um Punkte zu sammeln." Schlagbar könnten Wacker München, die Reserve des Münchner SC und der andere Aufsteiger, der Bietigheimer HTC, sein. "Man wird sehen, wie wir reinkommen."

Dass am ersten Spieltag in einer neuen Liga noch nicht alles rund läuft, überrascht nicht. "Ich denke, dass einige nervös waren", sagt Anzeneder. "Das hat man in vielen Situationen gesehen. Doch es stimmt mich positiv, dass wir das im nächsten Spiel ändern können." Leichter werden die Aufgaben allerdings auch nicht.

TB Erlangen: Hunger; Weidlich, Beier, R. Bortolazzi, Wellein, Fröba, Haft, Prieß, Wernecke, Ostermeyer, Gruber, A. Bortolazzi.

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