Erlangen: Feuerwehr hebt ab

10.12.2016, 17:00 Uhr
Erlangen: Feuerwehr hebt ab

© Fotos: Klaus-Dieter Schreiter

Ein leises Brummen ist in der Dunkelheit über dem Kanal bei Büchenbach zu hören, die Positionslichter eines kleinen Fluggeräts sind zu erkennen, und auf der Brücke stehen zwei Feuerwehrleute die aussehen als würden sie ein Videospiel spielen.

Was die Beiden machen ist aber durchaus kein Spiel, sondern bitterer Ernst, denn sie suchen eine vermisste Person. Mit Joy-Sticks, die Jörg Alex mit viel Fingerspitzengefühl bedient, steuert er einen Multikopter über die Wasserüberfläche, durch eine VR-Brille (Virtual Reality Headset), die Udo Beuerlein sich aufgesetzt hat, beobachtet er die Life-Bilder einer Wärmebildkamera, die an der Drohne hängt.

Er kann sie unabhängig von der Steuerung für das unbemannte Fluggerät drehen und schwenken, so wie es gerade notwendig ist. „Drohne sagen wir schon gleich gar nicht, es ist ein Multikopter“, sagt Udo Beuerlein.

Bei dem Wort „Drohne“ habe man immer militärische Einsätze im Hinterkopf, das, was die Erlanger Feuerwehr mit dem Fluggerät mache sei aber genau das Gegenteil – es geht nämlich darum Menschen und Güter zu retten.

Ziemlich lange haben Klaus Menzner, der im Amt für Brand und Katastrophenschutz für den Katastrophenschutz zuständig ist, Stadtbrandrat Friedhelm Weidinger und seine technisch versierten Mitarbeiter gesucht, bis sie einen Multikopter gefunden haben, der alle Anforderungen für ihre Einsätze erfüllt.

Einige Modelle waren dabei durchgefallen, es war schließlich ein handelsübliches Modell, das den strengen Anforderungen standhielt. Eine hochauflösende Kamera hat dieser Multikopter standardmäßig an Bord, eine Zuladung von 1,5 Kilogramm ist möglich. Dadurch konnte zusätzlich eine High-Tech-Wärmebildkamera mit angebaut werden, so dass das Abfluggewicht 3,5 Kilogramm beträgt.

„Wir sind eine innovative Feuerwehr, und darum versuchen wir die zur Verfügung stehenden Innovationen für unsere Aufgaben zu nutzen“, sagt Friedhelm Weidinger. In einem Spezialkoffer ist diese Innovation für die Erlanger Feuerwehr untergebracht.

Das Fluggerät selbst, mehrere Akkus, die Steuerungen – alles hat dort seinen Platz. Innerhalb von fünf Minuten ist die Wehr damit einsatzbereit, kann den Koffer mit praktisch jedem Einsatzfahrzeug zum Einsatzort bringen. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

So können sich die Kräfte mit der HD-Kamera schnell einen Überblick über größere Schadenslagen verschaffen, können Glutnester mit der Wärmebildkamera aufspüren und dadurch die richtigen Anweisungen für das gezielte Löschen geben, und die Wärmebildkamera findet ohne Probleme auch Personen, die vielleicht irgendwo liegen und Hilfe benötigen.

15 Minuten Flugzeit

Auch Gewässerverunreinigungen können aufgespürt werden, und für die Einsatzdokumentation sind Fotos und Filme von oben auch nützlich. Demnächst soll auch noch eine Bildübertragung eingebaut werden, damit die Einsatzleitung in ihrem Fahrzeug alles mitverfolgen kann.

Die Flugdauer mit einem Akku beträgt 15 Minuten, die optimale Flughöhe des Multikopters liegt bei etwa 70 Metern, die Reichweite beträgt bis zu fünf Kilometer. „Wir fliegen jedoch nur nach Sicht, die Einsatzentfernung beträgt damit etwa 800 Meter“, erläutert Jörg Alex. Der „Pilot“ sieht nicht nur über die Kamera wo sich sein Fluggerät gerade befindet, er kann sich auch Luftbilder von Google-Maps einblenden. Per Satellitennavigation sind darauf dann die genaue Position des Multikopters und die Flugrichtung abgebildet.

Erlangen: Feuerwehr hebt ab

Um überhaupt aufsteigen zu dürfen war eine generelle Genehmigung der Deutschen Flugsicherung notwendig, die aber kein Problem war. Sie wurde auch für die umliegenden Landkreise und die Städte Nürnberg und Fürth erteilt. Wenn das Gerät in die Luft geht, meldet die Erlanger Feuerwehr das bei der Flugsicherung und bei der Polizei an.

Wenn es in einer Flugverbotszone eingesetzt werden muss, kann auch schon mal der Flugverkehr angehalten oder umgeleitet werden, weil etwa eine Menschenrettung in jedem Fall vorgeht.

Multikopter, HD-Kamera und Wärmebildkamera mit allem Zubehör haben zusammen rund 10 000 Euro gekostet, die aus dem Katastrophenschutztopf der Stadt finanziert wurden. Sechs Feuerwehrleute von der Ständigen Wache und bislang einer von der Freiwilligen Feuerwehr Erlangen Stadt sind als „Piloten“ und für das Fliegen des Multikopters sowie für die Steuerung der Kameras und das Beobachten des Wärmebilds ausgebildet worden.

Damit ist auf jeder Schicht das nötige Fachpersonal im Dienst und kann jederzeit zur „Luftunterstützung“ ausrücken.

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