Erlangen: Geht es jetzt den Apotheken an den Kragen?

19.11.2016, 17:00 Uhr
Erlangen: Geht es jetzt den Apotheken an den Kragen?

© Klaus-Dieter Schreiter

„Die wirtschaftliche Basis ist zu gering geworden“, sagt Klaus Schildkopf, der seit 1997 Inhaber der Friedens-Apotheke an der Friedrichstraße ist. Ein wesentlicher Grund ist für ihn die Stadtentwicklung, durch die sich die Kundenströme verändert haben. Discounter in der Nähe seien weggegangen, Ärzte auch, und zeitweise habe es in der unmittelbaren Umgebung fünf Leerstände gegeben.

„Die Kunden hatten mich bereits gefragt, ob das hier alles abgebrochen wird“, sagt Schildkopf. Auch Parkplätze würden fehlen, und dann seien beispielsweise im Rötelheimpark neue Ärztehäuser entstanden, die ebenfalls die Kunden aus der Innenstadt abziehen würden.

Als im Haus Friedrichstraße 33, in dem Klaus Schildkopf die Räume für seine Apotheke gemietet hat, noch zwei Ärzte ihre Praxen hatten, sei der Umsatz noch gut gewesen. Aber die sind nun auch weg. „Die Friedrichstraße ist sehr ruhig geworden“, sagt Schildkopf mit etwas Wehmut.

1945, erzählt der Apotheker, habe es in Erlangen vier Apotheken gegeben, weil es ein Konzessionssystem gegeben habe. Deren Anzahl sei der Einwohnerzahl angepasst gewesen. Mit dem Zustrom von Flüchtlingen habe es dann eine fünfte Konzession gegeben, und die habe der Magister Josef Kohlert erhalten, der aus dem Sudetenland gekommen war. Dessen Friedens Apotheke war zunächst am Bohlenplatz 22.

1959 ist er dann in den jetzigen Standort an der Friedrichstraße umgezogen, 1972 hat seine Schwiegertochter die Apotheke gepachtet und 1981 dann gekauft. Klaus Schildkopf war damals Besitzer der Hof Apotheke an der Apothekergasse, hat dann aber 1997 die Friedens Apotheke gekauft.

Weil die Kunden im Laufe der Jahre immer mehr ausgeblieben seien, habe er seine fünf Mitarbeiter sukzessive entlassen müssen, sagt der 64-jährige etwas traurig. „Das waren harte Jahre“. Zuletzt hat er die Apotheke nur noch mit seiner Ehefrau Marika betrieben. 

50 Prozent des Kundenrückgangs führt er auf die Stadtentwicklung, 50 Prozent auf den Wegzug der Ärzte zurück.

Laufkundschaft gebe es nur wenig, während die Fußgängerzone proppenvoll sei. Auch wenn die Leerstände in der Friedrichstraße inzwischen weniger geworden seien: „Das Kundenverhalten ist nicht umkehrbar“, hat Schildkopf festgestellt.

Am 26. November schließt er seine Apotheke nun endgültig. Etwas Wehmut sei schon dabei, zumal der Kontakt zu den lieb gewonnenen Kunden verloren gehe. Sein Inventar räumt er dann aus, die noch vorhandenen Medikamente werden andere Apotheken zumindest teilweise übernehmen. Die dann leeren Räume, weiß Klaus Schildkopf, wird die Jugendkunstschule der Stadt belegen, die wegen der Sanierung aus dem Frankenhof ausziehen muss.

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