Erlangen: Geschichte der Erde ausgegraben

21.3.2014, 11:48 Uhr
Erlangen: Geschichte der Erde ausgegraben

© Horst Linke

Wieso bohren Wissenschaftler Löcher in die Erde? „Die Erde ist wie ein Buch und Jahr für Jahr, Schicht für Schicht kann man ihre Geschichte ausgraben“, so Ulrich Harms aus Potsdam. „Um zu verstehen, was zum Beispiel bei einem Erdbeben passiert ist, muss man raus aus dem Büro und runter in die Tiefe.“

Zehn bis 15 Kilometer graben sich die riesigen Bohrer in die Erde. Das Problem: Zwischen Bohrinsel und Bohrloch liegen oft mehrere Kilometer Wasser. „Das ist, als ob man einen dreieinhalb Meter langen Bindfaden hat und versucht, diesen aus der Luft in ein Nadelöhr am Boden zu fädeln“, erklärte Jan Behrmann aus Kiel.

Die 1,50 Meter Gestein, die dann aus der Erdkruste geholt werden, sind wissenschaftlich ein Goldschatz. Auch die Kosten für ein Forschungsprojekt sind enorm. Allein der Bohrkopf, der sich durch die verschiedenen Gesteinsschichten frisst, ist aus Diamant und kostet ungefähr 20000 Euro.

In weltweit drei Lagern werden die Bohrkerne aufbewahrt — eines davon befindet sich an der Universität Bremen. Während einer Live-Schaltung konnten die Zuschauer — hauptsächlich Schulklassen — einen Eindruck von den Massen an Gestein bekommen. In sechs Meter hohen Regalen werden dort insgesamt 250000 Proben gelagert.

Eine von diesen stammt aus Fuku-shima in Japan. Tektonische Platten verschieben sich im Normalfall nur um ein paar Zentimeter im Jahr. Beim Erdbeben von 2011 waren es aber unglaubliche 50 Meter. Um zu verstehen, was genau beim Erdbeben passiert ist, hat das Team von Behrmann im Meer einen Kilometer in die Erdkruste gebohrt. Beim Untersuchen der Bruchfläche der Platten ist Erstaunliches zu Tage gekommen: Zwischen 800 und 1200 Grad war die Bruchstelle während des Bebens heiß.

Mit ganz anderen Temperaturen — bis zu minus 70 Grad — hatten die Wissenschaftler dagegen in Sibirien zu kämpfen. Vor dreieinhalb Millionen Jahren schlug ein Meteorit in den sogenannten Weißen See ein. Dabei wurde Gestein geschmolzen und sehr schnell wieder abgekühlt. Das Fundstück: ein kleiner, schwarzer Stein, der die monatelange Expedition aber wert war.

Ähnlich kalt war es vor 20000 Jahren und Deutschland mit einer dicken Schicht aus Schnee und Eis überzogen — davon ist heute keine Spur mehr zu sehen. In 50 Jahren könnte das Gleiche auch in der Arktis eintreten: kein Eis und keine Eisbären mehr. „Die Klimaerwärmung schaukelt sich immer weiter hoch. Wir produzieren mehr Wärme, das Eis schmilzt und weniger Sonnenenergie wird vom Schnee reflektiert. Dadurch wird es noch wärmer“, so Rüdiger Stein aus Bremerhaven.ANTONIA SCHMID

Keine Kommentare