Erlangen: Herz-Preis für Neurowissenschaftler

14.2.2016, 18:00 Uhr
Erlangen: Herz-Preis für Neurowissenschaftler

© Giulia Iannicelli

Fred Gage widerlegte ein jahrzehntealtes Dogma: Er wies nach, dass die Zahl der Nervenzellen des Gehirns nicht mit der Geburt vorgegeben ist. Vielmehr können Neuronen auch im Alter entstehen. Diese Erkenntnis, schmunzelte Gage bei der Preisverleihung in der Medizinischen Fakultät, würde ihn – mit Geburtsjahr 1950 auch nicht mehr der Jüngste – selbst höchst erfreuen. Eine seiner Erkenntnisse: „Die Aktivität einer Person kann die Fähigkeit verändern, neue Nervenzellen zu bilden.“

Bis dato folgte die Welt der Wissenschaft einer Erkenntnis aus dem Jahr 1928. Ramon Cajal, ein spanischer Mediziner formulierte damals die für Patienten mit Hirnerkrankungen durchaus deprimierende These, dass „alles zwar sterben, aber sich nichts regenerieren lassen könnte“, so Professor Jürgen Winkler, Leiter der Molekular-Neurologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangens, bei der Verleihung. Nun gibt Gages Forschung der Hoffnung wieder einen größeren Spielraum: Werden Forscher in Zukunft gealterte oder beschädigte Zellen reparieren können?

Ein Teil seiner Arbeit widmet er der Modellierung von Gehirnerkrankungen, genauer gesagt der Nachbildung eines bestimmten Krankheitsbilds mittels Stammzellentechnologie. Wie neue Nervenzellen aus Stammzellen entstehen, erforschte Gage, Spitzname „Rusty“, an erwachsenen Säugetieren. Damit gab er der Wissenschaft einen tiefen Einblick in die Biologie des Gehirns und zeigte Wege zu neuen und vielversprechenden Behandlungsmöglichkeiten auf, beispielsweise bei Krankheiten mit geringer Behandlungsoption wie Parkinson.

Der US-Forscher leitete einen Paradigmenwechsel in der Hirnforschung ein. Die Bedeutung seiner Arbeit zeigt sich in mehr als 750 Publikationen, seine Arbeit wurde mehr als 66 000 Mal zitiert. Auf seinem Weg zur Erkenntnis zeigte Gage „Neugier, den Mut, Dogmen anzugehen, Beharrlichkeit und Kollegialität“, so Professor Winkler. Das Komitee wählte den Pionier der Neurowissenschaft als Preisträger aus, weil er als Forscher eine Vorbildfunktion einnimmt, der es zu folgen lohnt.

Das würdigte die Universität mit dem Jakob-Herz-Preis, der seit 2009 im Zwei-Jahres-Turnus für Erfolge auf dem Gebiet der theoretischen und klinischen Medizin verliehen wird.

Einmalig zum diesjährigen 200. Geburtstag des Namensgebers verschob die Forschungsstiftung Medizin und die Medizinische Fakultät die Vergabe der Auszeichnung. Page, der das Laboratory of Genetics am Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien leitet, nahm die Urkunde, ein Preisgeld von 10 000 Euro sowie eine Medaille, auf der das Antlitz von Jakob Herz prangt, mit den Worten „I feel attached to FAU“ (Ich fühle mich mit der FAU verbunden“) an.

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