Erlangen: "Hupfla"-Patiententrakt könnte Gedenkort werden

8.1.2019, 16:00 Uhr
Erlangen:

© Harald Sippel

Nach intensiven Gesprächen zwischen Oberbürgermeister Florian Janik und dem Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums, Prof. Heinrich Iro, hat das Uni-Klinikum zugestimmt, keinen Antrag für den kompletten Abriss der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt an der Schwabachanlage zu stellen. Damit könnte ein Teil der ehemaligen Patienteneinrichtung als Gedenkort erhalten werden.

Um auf dem Gebiet des nördlichen "Hupfla"-Kopfbaus Spitzenforschungseinrichtungen des Uni-Klinikums und der Max-Planck-Gesellschaft einzurichten, soll in etwa die Hälfte des bestehenden Gebäudes abgebrochen werden.

Aus Sicht von Stadt und Universitätsklinikum handele man mit diesem Kompromiss im Sinne des öffentlichen Interesses. Man müsse sowohl das Interesse an Spitzenforschung als auch das Interesse am Erhalt von Denkmälern berücksichtigen, betonte Oberbürgermeister Florian Janik.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die 1846 eingeweihte und 1977 zu großen Teilen abgebrochene Heil- und Pflegeanstalt ein Ort der Euthanasie. 908 Patienten, die in der "Hupfla" untergebracht waren,  wurden im Rahmen der sogenannten T4-Aktion in Tötungsanstalten ermordet. Zwischen 1940 und 1945 starben darüber hinaus circa 1850 Patienten, davon etwa 1500 an den direkten oder indirekten Folgen mangelhafter Ernährung.

Auf einen fraktionsübergreifenden Antrag zurückgehend wurde 2017 ein Beirat gegründet der die "Schaffung eines Ortes der Erinnerung an die Ermordung von Menschen mit psychischer Erkrankung der Heil- und Pflegeanstalt" vorantreiben soll.

Die konkreten Planungen für die Umsetzung eines Erinnerungsortes befinden sich derzeit in der Anfangsphase.

Zudem wurde ein Forschungsprojekt initiiert, bei dem in Kooperation des Lehrstuhls für Geschichte der Medizin und des Stadtarchivs die Ereignisse in der Heil- und Pflegeanstalt zwischen 1933 und 1945 aufgearbeitet werden sollen.

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