Erlangen: Kreativitätsschübe dank veganer Leckereien

15.7.2016, 18:00 Uhr
Erlangen: Kreativitätsschübe dank veganer Leckereien

© Foto: Harald Sippel

Als geschlachtetes Tier verkleidet hat sich Michelle Steinbrecher noch nie in die Fußgängerzone gestellt. Generell versucht sie zwar schon, Menschen von veganem Essen zu überzeugen. Doch meistens gelingt ihr das mit Kürbis-Spinat-Risotto oder einem Zwetschkenkuchen. Alles vegan wohlgemerkt.

Steinbrecher studiert eigentlich Soziale Arbeit. Doch seit einem Jahr hat sie sich als vegane Köchin mit „Veggie Tables“ selbstständig gemacht. Sie gibt Kochkurse und bietet einen Catering-Service an. „Leute zu schocken, bewirkt nichts. Man muss sie dort abholen, wo sie herkommen.“ Es passiert ihr also ziemlich oft, dass Nicht-Veganer Veganes essen und ganz überrascht sind, dass die Mahlzeit ohne Fleisch tatsächlich schmeckt.

Wer sich vegan ernährt, nimmt keine Produkte zu sich, die vom Tier stammen. Neben Fleisch und Fisch, die auch in der vegetarischen Ernährung nicht vorkommen, beinhaltet das auch Milch und Eier sowie alle anderen Produkte und Zutaten, die aus oder von Tieren gewonnen werden. Insekten werden meist mit eingeschlossen, sodass Veganer zum Beispiel auch auf Honig verzichten.

Vor fünf Jahren hat die Erlangerin das einfach mal ausprobieren wollen. „Viele kommen über den Tierrechtsgedanken zur veganen Ernährung“, sagt Steinbrecher. Ihr aber ging es in erster Linie um die Ausbeutung in der dritten Welt und um den Klimaschutz. Als sie anfing, mit zwei Veganern zu diskutieren, wurde ihr bewusst, wie alles zusammenhängt. „Ein Schnitzel hat mit der Wasserversorgung nichts zu tun? Eben doch.“ Meistens gehe es ums Tierfutter, das in anderen Ländern produziert wird und das Grundwasser verseucht.

Also hat die 32-Jährige einen veganen Monat eingelegt. „Gekocht habe ich schon immer gerne. Und eigentlich dachte ich, es wäre auch abwechslungsreich.“

Nach kurzer Zeit aber lernte sie so viele neue Lebensmittel und Gerichte kennen, dass sie ihre alten Kochgewohnheiten nie mehr zurückkehren ließ. „Ich habe richtige Kreativitätsschübe bekommen.“ Durch die vegane Ernährung fallen zwar Lebensmittel weg, „doch es kommen so viele neue dazu“.

Das Vorurteil, veganes Essen sei teurer, kann Steinbrecher nur bedingt bestätigen. „Fertigprodukte kosten viel. Aber ich kaufe frische Produkte ein, meist regional und saisonal.“ Zudem kocht sie jeden Tag. „So macht das preislich keinen Unterschied. Dass Sojamilch teurer ist als normale Milch, liegt zum Beispiel auch an den Subventionen. „Von der Politik wünsche ich mir da mehr Einsatz.“ Die Mehrwertsteuer auf manche veganen Lebensmittel sei in Deutschland zum Teil höher, weil diese nicht als Grundnahrungsmittel anerkannt sind.

Steinbrecher hat im Lauf der Zeit immer mehr über Ernährung gelesen. „Mit dem neuen Wissen hätte ich mich scheinheilig gefühlt, einfach wieder so zu essen wie früher.“ Stattdessen gab sie erste vegane Kochkurse an der Erlanger Volkshochschule. „Ich bin mit der Nachfrage gegangen.“

Mittlerweile gibt sie Kurse in Erlangen und Nürnberg, meist zu bestimmten Themen wie italienischer Küche oder Party-Buffet. Die Teilnehmer sind dabei übrigens nicht nur Veganer. Manche wollen diese Art von Essen einfach mal kennenlernen. Am Ende ist vor allem eines entscheidend: Ob’s schmeckt.

 

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