Erlangen: Mit Secondhand etwas für die Umwelt tun

22.6.2016, 11:30 Uhr
Erlangen: Mit Secondhand etwas für die Umwelt tun

© Foto: Harald Sippel

Für Kleidung hat sich Christopher Sauter nie wirklich interessiert. Er ist mehr der Sneaker-Jeans-Pulli-Typ. Jetzt allerdings dreht sich in seinem (Arbeits-)Leben alles um Kleider, Schuhe, Handtasche, T-Shirts und Hosen. Nur eines darf die Klamotte nicht sein: neu.

Der 31-Jährige ist Leiter von Vinty’s Erlangen. Der Secondhand-Shop gehört zu einem Netzwerk aus sechs Filialen in Bayern. Sie alle vereint das gleiche Konzept: Sie verkaufen ausschließlich gebrauchte Kleidung, wodurch sie Kleiderspenden in Geldspenden für die „Aktion Hoffnung“ aus dem Bistum Augsburg verwandeln. „Wir spenden hauptsächlich Geld, um mit diesem in ärmeren Ländern vor Ort die Wirtschaft anzukurbeln“, sagt Sauter. Sobald die Kosten für den Laden gedeckt sind, fließt der Rest in Hilfsprojekte. „Oft geht es um Schulen und Bildung, in letzter Zeit helfen wir aber auch in Krisen- und Kriegsgebieten.“

Unterstützen kann man das Projekt entweder, indem man Kleidung abgibt, kauft oder als Freiwilliger im Laden hilft. Genau das hat Sauter in dem Geschäft in Nürnberg gemacht, als er noch Sozialökonomie studiert hat. „Das Konzept fand ich super.“ Nach seinem Abschluss hat er ein Jahr für die „Aktion Hoffnung“ in einem anderen Bereich gearbeitet. Vinty’s plante da gerade, einen Laden in Erlangen zu eröffnen. Und Christopher Sauter plante plötzlich mit.

Das ist mittlerweile mehr als ein Jahr her, das Geschäft in der Friedrichstraße 25 gibt es bereits. „Wir haben einige Stammkunden, die jede Woche vorbeischauen.“ Allerdings könnte es besser laufen. Secondhand-Kleidung zu tragen, wird zwar immer trendiger. „Aber wir liegen eben nicht direkt neben den Arcaden, daher kennen uns noch nicht so viele.“ Anders als vermutet, kaufen überraschend wenig Studenten im Vinty’s ein. „Unsere Hauptkundengruppe sind Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.“

Natürlich ist die Kleidung gebraucht, aber in tadellosem Zustand. „Es gibt neue Hosen, die halten ein Jahr. Eine gebrauchte Levi’s hält viele Jahre“, sagt Sauter. Er selbst kauft nur noch Secondhand — aus verschiedenen Gründen. „Das wichtigste Argument ist, dass wir anfangen müssen, Ressourcen zu schonen.“ Kleidung reise erst durch die halbe Welt, ehe sie bei uns in den Geschäften landet. „Und dann werfen wir sie nach kurzer Zeit wieder weg oder sie versauert im Schrank.“

Der zweite Grund ist ganz banal: „Secondhand ist günstiger, also spare ich damit Geld.“ Zwar sind Markenprodukte immer noch teurer als anderes, im Vergleich zum Neupreis zahlt man aber weniger als die Hälfte. Für viele zählt auch das dritte Argument: In einem Secondhand-Laden hat man eine größere Auswahl. „In der Stadt sieht doch alles gleich aus, je nachdem, was gerade in Mode ist“, sagt Sauter. Bei gebrauchter Kleidung weiß man hingegen nie, was einen erwartet.

Die Grundeinstellung, glaubt Sauter, habe sich in den vergangenen Jahren zwar etwas gewandelt. „Noch immer machen sich aber zu wenige Leute Gedanken darüber, welche Auswirkungen ihr Konsumverhalten hat. Es sind eben andere, die darunter leiden.“ Darauf will er in seinem Laden auch aufmerksam machen. Für sich selbst hat Sauter einen Weg gefunden, etwas zu arbeiten, dass er als sinnvoll erachtet. „Das ist mir wichtiger als das Gehalt.“ Dass er das einmal als Secondhand-Händler sagen würden, hätte aber auch er nie gedacht.

Infos unter www.vintys.de

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