Erlangen: Ohne Toilette kein Fest?

3.8.2015, 06:24 Uhr
Erlangen: Ohne Toilette kein Fest?

© Foto: privat

Frau Radtke, mit wie vielen Leuten haben Sie Ihr Sommerfest gefeiert?

Dinah Radtke: Es kamen an die 80 Leute – Menschen, die am ZSL interessiert sind, unsere Mitglieder und Fördermitglieder, die Angestellten und Assistenten, die bei den behinderten Kunden arbeiten, und Leute, die Kontakt zur Beratungsstelle hatten.

Wo haben Sie gefeiert?

Radtke: Wir haben das Sommerfest seit vielen Jahren im Restaurant „La Vita é bella“ gefeiert, weil der Wirt sehr entgegenkommend ist und uns das Essen sponsert. Wir sind aber noch aus einem anderen Grund dort: Weil es gleich neben dem Restaurant eine behindertengerechte Toilette gibt, nämlich die Behindertentoilette am Berg.

Heißt das, dass es in Erlangen keine anderen Restaurants mit Behindertentoilette gibt?

Radtke: Sehr wenige, vor allem aber gibt es kein so großes. Oder wenn es welche gibt, sind deren Toiletten für uns nur eingeschränkt nutzbar – weil sie für manche Rollstühle nicht groß genug sind oder sie haben keine Haltegriffe. Das ist ein Manko in Erlangen. Behinderte sind noch nicht als Kunden für Restaurants und Gaststätten entdeckt worden.

Wie schaut es dann mit Cafés aus?

Radtke: Genauso. Man kann einen Restaurant- oder Cafébesuch jedenfalls nur eingeschränkt genießen, wenn man keine Möglichkeit hat, eine Toilette zu benutzen.

Die Stadt Erlangen hat sich mittlerweile das Thema Inklusion auf die Fahnen geschrieben. Aber das klingt so, als ob es doch noch gewaltig hapert.

Radtke: An manchen Stellen schon. Die Stadtverwaltung bemüht sich sehr, aber hier geht es um private Betreiber. Und da gibt es aus unserer Sicht noch sehr viel Entwicklungspotenzial. Gleichberechtigt sind wir hier jedenfalls noch längst nicht.

Keine Kommentare