Erlangen setzt auf Zwitter-Straßenbahn

7.7.2011, 10:12 Uhr
Erlangen setzt auf Zwitter-Straßenbahn

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Bayerns Bau- und Innenminister Joachim Herrmann zieht seit einigen Wochen durch die Lande und redet dem Ausbau der Nürnberger Straßenbahn nach Erlangen das Wort. Hintergrund: Herrmann hat in Gesprächen mit der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) deutliche Signale heraushören können, wonach sich der Weiterbau der Straßenbahn über Nürnberg-Thon im Stadtnorden durch das Knoblauchsland bis nach Erlangen „rechnen“ würde.

Mehr Studierende in der Stadt

Die VAG verweist dabei auf die stark gestiegenen Studierenden-Zahlen in Erlangen und die förmlich explodierten Pendlerzahlen in die Hugenottenstadt. Die VAG sei mit ihrem Busverkehr an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangt; es bedürfe dringend eines zusätzlichen leistungsfähigen Verkehrsmittels.

Das sieht man auch in der Stadt Erlangen so. Der technische Leiter der Stadtwerke Erlangen, Wolfgang Geus, verantwortlich für den Stadt(bus)verkehr, liebäugelt allerdings nicht mit einer Straßenbahn, die für Erlangen einen Systemwechsel erfordern würde. Er hat ein intelligentes, rechnergestütztes Bussystem im Blick, „das den Erfordernissen nach einem hoch flexiblen Nahverkehr entsprechen würde“, wie er sagt. Auch Oberbürgermeister Siegfried Balleis hat sich von dieser Idee anstecken lassen. Gemeinsam mit Geus besuchte er dieser Tage die französische Partnerstadt Rennes in der Bretagne, die eine Art Zwitter aus Straßenbahn und Bussystem betreibt — ein spurgeführtes System auf Rädern.

Starker Eingriff ins Straßenbild

Balleis sieht in dem System für eine eher „kleine“ Stadt mit niedrigen Häusern Vorteile gegenüber einer Straßenbahn, die nach seiner Ansicht einen stärkeren Eingriff in das Straßenbild bedeuten würde.

Dass es zu Veränderungen im Erlanger Nahverkehr kommen muss, davon ist man bei den Stadtwerken, vor allem aber auch in der Stadtplanung überzeugt. Der aus Nürnberg nach Erlangen gewechselte Chef der Verkehrsplanung, Christian Korda, kündigt jetzt bereits eine neue Untersuchung über die Erlanger Verkehrsströme an, die in einen neuen „Generalplan“ münden wird.

Die Erlanger Stadtratsgremien werden sich erstmals in der nächsten Woche damit befassen. Sicher ist jetzt schon: Ein Parkleitsystem reicht für Erlangen nicht mehr aus.

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