Erlangen: Stadtgärten als "soziale Skulpturen"

17.3.2017, 18:30 Uhr
Erlangen: Stadtgärten als

© Foto: Peter Millian

Für den 65-jährigen Künstler Friedrich Lehner ist das Grundstück wie die Wildnis für einen Siedler. Wo Brombeerhecken, Schlingpflanzen, Disteln und wild wachsende Bäume ein scheinbar undurchdringliches Gestrüpp bildeten, hat er mit dem Zupacken einer entschlossenen Helferschar eine Fläche freigemacht, auf der man erste Umrisse eines Stadtgartens erkennen kann – "Urban gardening als soziale Skulptur", wie Lehner das sieht.

Die rund zehn Studierenden und andere über freie Zeit verfügenden jungen Menschen, die erste Hochbeete anlegen und sich auch ein Baumhaus überlegen, nehmen das Angebot gerne an – "wo gibt es sonst schon Gelegenheit, an der frischen Luft bei etwas Sinnvollem mit anzupacken", wie einer sagt.

Lehner, der sich der Kunstrichtung des politisch eingreifenden Fluxus verpflichtet fühlt, sieht in der Bearbeitung des Grundstücks die Fortsetzung einer Kunstaktion, bei der er Pflanztröge (sogenannte Flux-Boxen) im Stadtgebiet aufstellte – in der Altstadtmarktpassage sind noch einige installiert und verkünden Lehners Forderung nach einem nachhaltigen Umgang mit der von der "Zivilisation" bedrohten Umwelt.

Mit dem entstehenden Stadtgarten ist ein Projekt auf den Weg gebracht, das bereits einige Vorläufer hat. So ist im letzten Jahr in einem Garten an der Zenkerstraße ein Stadtgarten mit 45 Hochbeeten entstanden, die (an Nachbarn) vermietet werden. Die Idee dazu hatte der Archäologe Ortwin Reichold aus Berlin mitgebracht, der dort gewohnt und sein Büro als Ausstellungskurator gehabt hatte. Zurück in Erlangen hat er den brach liegenden elterlichen Garten vorgefunden, den er in eine innerstädtische Oase verwandeln und damit die Wohnqualität im Stadtquartier verbessern will.

Und auch Erlanger Schulen haben in den letzten Jahren – ebenfalls mit Umweltpreisen ausgezeichnete – ambitionierte Schulgärten angelegt. Gärten in der Stadt sind also eine richtige Bewegung geworden.

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