Erlangen: "Umstieg auf Ökoanbau war richtig"

30.3.2018, 12:00 Uhr
Erlangen:

© Ulrich Schuster

Seit ich mich an der CO2-Fasten-Staffel beteilige und dabei auf das Thema Ernährung konzentriere, bin ich immer wieder auf einen Namen gestoßen: Alfred Schaller. Egal, ob ich in der Serie saisonales Gemüse wie Grünkohl oder Pastinaken vorgestellt habe: Stets stammten die Produkte, die ich in "Eva’s Apfel" in der Luitpoldstraße gefunden habe, von diesem Erlanger Biolandwirt. Nun, zum Abschluss der Reihe, wollte ich mehr über diesen Biobauern wissen – und habe ihn besucht.

Haus und Hof sind in dem kleinen Stadtteil Steudach in St. Michael 43 schon lange in Familienhand. Früher haben die Eltern die Landwirtschaft konventionell betrieben, wie das damals eben so üblich war und auch heute noch weitgehend gemacht wird.

Anwenderschutz umgesetzt

Irgendwann hält sich Sohn Alfred bei der Arbeit auf dem Acker an den vorgeschriebenen Anwenderschutz und sitzt mit Gasmaske auf dem Traktor. "Die Leute haben mir den Vogel gezeigt", erinnert er sich, und da zeigte der ihnen den Vogel zurück: "Plötzlich dachte ich mir: "Wenn Du etwas aufs Feld fährst, für das man einen extra Schutz braucht, stimmt etwas nicht, wenn es Dir nicht guttut, ist es auch für die anderen nicht gut."

Dass eine Anbauweise, die vor allem auf Wachstum und Profit aus ist, langfristig zum Raubbau führt, war dem jungen Mann damals schon klar. Nach einer Ausbildung zum Landwirt und einem Studium in Weihenstephan macht der Agraringenieur dann mit dem Umbau ernst: Er stellt den Hof, der wirtschaftlich mit seinen 16 Hektar mit den konventionellen Großbetrieben nicht mithalten kann, auf Bio um.

Der Hof trägt seit Langem das Siegel des ökologischen Anbauverbandes "Bioland", die Wirtschaftsweise der zertifizierten Betriebe basiert auf einer Kreislaufwirtschaft, die ohne synthetische Pestizide und ohne chemisch-synthetische Stickstoffdünger auskommt. 25 Jahre lang war Alfred Schaller als Bioland-Berater für Mittel- und Oberfranken zuständig; viele konventionell arbeitende Bauern hat er beim Umstieg auf Bio begleitet.

Und bei ihm selbst? Die Umstellung war das eine, der Verkauf das (schwierigere) andere. "Als konventioneller Bauer bringst Du Deine Ware zum Abnehmer und das war’s, als kleiner Biobauer musst Du das Vermarkten erst einmal lernen". Zunächst beginnt der heute 57-Jährige mit dem Anbau von Kartoffeln, dann sind es Möhren. Große Babynahrungsketten sind seine ersten Abnehmer, doch als Bio immer beliebter wird, suchen sich die Hersteller Lieferanten für größere Mengen. "Da konnte ich nicht mithalten", berichtet Schaller. Auch eine bekannte Bio-Supermarktkette und ein Bio-Großhändler gehören zu seinen Kunden, doch auch hier kann der Familien-Betrieb die geforderten Mengen zu den vorgegebenen Preisen nicht herstellen. Trotz dieses (Wettbewerb) Nachteils sagt Schaller kein negatives Wort über eine Bio-Vermarktung im großen Stil.

Denn nun, da er rund 30 Jahre lang die "ganze Biobewegung mitgemacht und kaum geeignete Absatzmärkte" gefunden hat", gibt es mit der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) für ihn eine Nische, die genau zu ihm passt: Bei dem Projekt teilen sich, wie ich bereits beschrieben habe, mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag bekommen. Die beiden Landwirte (Alfred Schaller liefert das Wintergemüse) erhalten einen festen Monatsbeitrag, sie können mit den Einnahmen somit für die ganze Saison kalkulieren. Zusätzlich beliefert Schaller unter anderen den Biolebensmittel-Lieferanten "Hutzelhof" sowie einige Gastronomie-Betriebe.

Angst vor Gewerbegebiet

"Der Umstieg war absolut richtig", sagt Schaller heute, "wir sind jetzt wirklich ein existenzfähiger Betrieb." Erstmals denkt er daran, Arbeitskräfte einzustellen. Immerhin erntet er von rund 40 Gemüsesorten bis zu 50 Tonnen im Jahr auf seinen Feldern rund um den Hof.

Doch das sieht der engagierte Biobauer in Gefahr. "Unsere Äcker sollen Parkplätzen weichen", sagt er und deutet dabei in Richtung Geisberg. Die Stadt will die landwirtschaftlichen Flächen zum Gewerbegebiet machen, empört sich der Biolandwirt.

Auch Schaller wäre mit fast vier Hektar von der Flächenversiegelung betroffen. Um über die Gefahren aufzuklären, laden er und andere Bauern mit der BI "Stoppt den Geisberg" für Samstag, 14. April, zwischen 14 und 17 Uhr Interessierte zu einem Frühlingsfest auf den Hof ein: "Wir müssen das verhindern, bevor es zu spät ist."

www.co2fasten.wordpress.com

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