Erlangen verliert und fasst neuen Mut

17.10.2017, 16:03 Uhr
Erlangen verliert und fasst neuen Mut

© Foto: KlausThielking-Riechert

Plötzlich ging nichts mehr. Kein Wurf landete mehr im Korb, kein Rebound in den Händen der Gelben. Eckersdorf traf und traf und traf. Und Erlangen lief hinterher. Ein Versuch von der Dreier-Linie blieb wieder am Rand des Korbs hängen. Die Fans trommelten weiter, doch dieses Spiel schien wenige Minuten vor Schluss verloren.

Johannes Wehner beobachtete das Drama von der Eingangstür aus. Sein Trikot hatte er noch an, zum dritten Mal das gelbe Dress des Turnerbunds. Erst im Sommer war der Erlanger zum TBE gewechselt. Zwei Siege hatte er mit seiner neuen Mannschaft bereits geholt. Im Spitzenspiel gegen die ambitionierten Gäste aus Eckersdorf aber musste er in der Crunchtime zusehen.

"Wir können mithalten. Doch wir wollten gewinnen. Es ist blöd gelaufen, auch mit mir", sagt Wehner. Die entscheidende Phase der Partie musste der 25-Jährige von draußen zusehen. "Ich bin noch nie aus der Halle geflogen." Jetzt kam das erste Mal. Dabei hatte der Neue gleich Pech. Nach vier Fouls, darunter ein unsportliches und ein technisches, schickten ihn die Schiedsrichter vom Feld – einer der Knackpunkte in dieser engen Partie. "Die Regel wurde zu Saisonbeginn geändert", sagt sein Trainer, Wolfgang Vogt. "Eine Kombination aus beiden reicht nun für eine Disqualifikation für dieses Spiel."

Damit fehlte Wehner im hart umkämpften vierten Viertel. "Es war schlimm, am Ende draußen zu sein. Das generelle Problem war, dass der Gegner auf Zonenverteidigung umgestellt hat, und wir damit große Probleme hatten. Die Würfe sind nicht mehr gefallen am Ende, und wir sind nicht mehr gut rausgekommen. Die ersten beiden Viertel haben wir gut gespielt, dann haben wir nachgelassen und deshalb auch verloren. Das ist halt schade."

Seit sechs Jahren studiert Wehner in Erlangen Jura, spielte aber in Eggolsheim Basketball. "Im Referendariat hat es zeitlich nicht mehr geklappt, immer raus zu fahren. Erlangen ist angenehmer für mich." Einen seiner neuen Teamkollegen kennt er bereits seit der fünften Klasse. Schnell war der Neue beim Turnerbund integriert. Trotz Niederlage stehen die Basketballer nach dem Spiel noch zusammen, in der Mitte der Spielertraube zwei Bierkästen. "Das Team ist super nett. Ich freue mich, mit ihnen zu spielen. Wir haben auch Ambitionen."

Das zeigten die Erlanger auch zu Beginn gegen Eckersdorf. Die Defense spielte starke, holte fast jeden Rebound, vorne gelang sogar der ein oder andere Dreier. Nach 18:15 im ersten Viertel wuchs der Vorsprung sogar auf 22:15 an. Im zweiten Viertel fruchteten dann aber personelle Umstellungen nicht. "Zudem waren wir schlecht im Rebound", sagt Trainer Vogt. Hatten die Erlanger im ersten Durchgang noch die absolute Hoheit unter dem Korb inne, erwischten sie kurz vor der Halbzeit kaum einen zweiten Ball mehr. Die Folge: Zur Pause stand es 35:35.

Im finalen Durchgang aber zog Eckersdorf davon. "Wir hatten drei Situationen, da haben wir uns gefangen gegen die Zonenabwehr und wirklich die freie Position herausgespielt, und der Werfer hat nicht getroffen" sagt Vogt. "Du musst gegen diese Abwehr freie Zonen suchen und einen ruhigen Wurf kreieren. Das ist uns erst am Schluss gelungen – und dann gingen die Würfe nicht rein. Ansonsten war der Gegner körperlich sehr stark und hat nicht nachgelassen."

Die finalen Körbe fallen nicht

Die Gäste waren im Durchschnitt einen Kopf größer als die Erlanger, muskelbepackte Arme warfen nun Körbe nahezu ohne Gegenwehr. Mit 58:63 ging die Partie verloren. "Doch man muss das Positive mitnehmen: Wir spielen hier gegen eine Mannschaft, die in die Regionalliga aufsteigen will, und halten mit", sagt Vogt. "Dass dann ein paar Fehler passieren, auch durch die Emotionen, das ist normal. Da hagelt es technische Fouls." Ruhig bleiben war das Ziel. Doch wem gelingt das in einer aufgeheizten Stimmung, in einem derart spannenden Schlagabtausch.

"Wir müssen jetzt sachlich bleiben und nicht in Selbstzweifel zerfallen. Gegen den nächsten Gegner wollen wir genauso spielen. Dann werden wir eine gute Saison spielen", ist sich der Coach sicher. "Ich rechne schon damit, dass wir mit der Truppe unter die ersten fünf kommen. Das Ziel ist, die Platzierung aus dem Vorjahr zu toppen und die Teams oben ein bisschen zu ärgern."

Mit dem Saisonstart nach zwei Siegen und einer Niederlage ist Wolfgang Vogt zufrieden. "Nicht nur wegen der Punkte, auch wegen der Art und Weise, wie die Jungs spielen. Eckersdorf war ein guter Gegner und wir haben mitgehalten. Am Anfang des letzten Viertels war Gleichstand, 50:50. Die nächsten beiden Körbe können entscheidend sein. Und die fielen für den Gegner." Das nächste Mal aber sollen sie wieder für Erlangen fallen.

TB Erlangen: Doberth (11), Gornik, Grünert (5), Kalender (2), Popp, Ritzer, Rothberger (5), Schindler (23), Schmidt, Wagner, Wehner (12).

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