Erlangen: Verstärkung für Przewalski-Hengste

20.8.2018, 15:00 Uhr
Erlangen: Verstärkung für Przewalski-Hengste

© Gebietsbetreuung Tennenlohe

Von ihren neuen Herdenmitgliedern wurden die einjährigen Junghengste freundlich in Empfang genommen. Zusammen mit den älteren Pferden haben "Wolfgang" und "Henning" schon ausgiebig ihr neues Gehege erkundet, und werden sich in den nächsten Tagen sicher gut eingewöhnen. Der Alpha-Hengst "Galwan" hat die beiden scheinbar besonders ins Herz geschlossen und sie fürsorglich unter seine Fittiche genommen.

Ein Leben im Harem

In der Natur leben Przewalski-Pferde entweder in Harems- oder wie im Tennenloher Forst in sogenannten Junggesellen-Gruppen, die ausschließlich aus männlichen Tieren bestehen. "Im Zoo kann man solche Junggesellen-Gruppen nur sehr eingeschränkt halten, denn die temperamentvollen Hengste brauchen viel Platz und die Möglichkeit, sich auch mal komplett aus dem Weg gehen zu können", erklärt Verena Fröhlich, die als Gebietsbetreuerin beim Landschaftspflegeverband auch für das Beweidungsprojekt zuständig ist. Durch die Haltung einer Przewalski-Junggesellen-Gruppe leiste das Tennenloher Beweidungsprojekt einen wichtigen Beitrag und unterstütze die Zoos bei der Erhaltung dieser seltenen Tierart.

Fröhlichs Gebietsbetreuer-Kollegin Wiebkea Bromisch erläutert: "Die Eingliederung von ,Youngstern‘ wie den beiden Cottbuser Hengsten in die Gruppe gelingt normalerweise ganz reibungslos. In diesem Alter sehen die alteingesessenen Hengste die Neuzugänge nicht als Konkurrenz, und nehmen sie sehr schnell in die Herde auf."

Nachdem in diesem Jahr bereits zwei ältere Tennenloher Hengste zur Zucht an den tschechischen Zoo Liberec und den Tiergarten Nürnberg abgegeben wurden, leben mit "Wolfgang" und "Henning" nun wieder sieben Przewalski-Hengste im Tennenloher Forst.

Gehege von 90 Hektar

Seit 15 Jahren sind im Naturschutzgebiet Tennenloher Forst Przewalski-Hengste im Rahmen eines Beweidungsprojektes des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken im Einsatz.

Zusammen mit einer Herde Pfauenziegen — ein Projekt des Landkreises Erlangen-Höchstadt — leben die Pferde in einem etwa 90 Hektar großem Gehege.

Das Beweidungsprojekt folgt den Zielen der Bayerischen Biodiversitätsstrategie, die bereits vor zehn Jahren unter dem Motto "Natur.Vielfalt.Bayern." ins Leben gerufen wurde: die Weidetiere sorgen als "vierbeinige Landschaftspfleger" für die Erhaltung der wertvollen offenen Sandlebensräume und damit der Artenvielfalt in Mittelfrankens größtem Naturschutzgebiet, das außerdem als "Nationales Naturerbe" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und europäisches "Natura2000"-Gebiet ausgezeichnet ist.

Der Tiergarten Nürnberg und der Tierpark Hellabrunn stellen die Przewalski-Pferde im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) als Leihgaben zur Verfügung, kümmern sich um die tierärztliche Versorgung wie auch um die Transporte.

Von 1970 bis zu den ersten Wiederansiedlungen in Zentralasien Anfang der 1990er Jahre galten Przewalski-Pferde in freier Wildbahn als ausgestorben. Nur wenige Tiere überlebten in Zoos und sind gezielte Zucht "Urväter" und "Urmütter" aktuell rund 2000 Nachkommen weltweit.

Nähere Informationen zum Beweidungsprojekt unter www.wildpferde-tennenlohe.de und auf Facebook unter "Wildpferde Tennenlohe".

Keine Kommentare