Erlangens Radachse lässt keine Autos rein

15.6.2013, 11:22 Uhr
Von der Südlichen Stadtmauerstraße in die Kammererstraße hineinzufahren verlangt hohe Aufmerksamkeit, da mit ständigem Gegenverkehr zu rechnen ist. Die kurze Verbindung zum Neustädter Kirchenplatz ist stark befahren.

© Bernd Böhner Von der Südlichen Stadtmauerstraße in die Kammererstraße hineinzufahren verlangt hohe Aufmerksamkeit, da mit ständigem Gegenverkehr zu rechnen ist. Die kurze Verbindung zum Neustädter Kirchenplatz ist stark befahren.

Der aufkeimende Ärger weiter Teile der Bürgerschaft gegen Pläne der Stadt- und Verkehrsplanung, die Fußgängerzone rund um die Uhr für den Radverkehr freizugeben, darf als eingedämmt gesehen werden, nachdem diese Pläne vom Tisch sind. Oberbürgermeister Siegfried Balleis und Planungsreferent Josef Weber haben sich mit der Stadtratsmehrheit den Vorbehalten aus der Bürgerschaft gebeugt und wollen die Radfahrer auf einer eigenen „Achse“ konzentrieren, die parallel zur Fußgängerzone verläuft.

Konkret: Zwischen der Südlichen Stadtmauer- und Kammererstraße im Süden und der Einmündung der Apfel- in die Wasserturmstraße soll eine Radachse entstehen, die diesen Namen auch verdient. Soll heißen: Auf dieser Achse sollen als Fahrzeuge (fast) ausschließlich Fahrräder unterwegs sein, Fußgänger natürlich nicht ausgeschlossen.

Das würde aber bedeuten, dass noch bestehende Fahr- und Haltemöglichkeiten für den Autoverkehr in der Kammerer-, der Halbmond- und der Apfelstraße sowie in der Apothekergasse wegfallen und diese als gemeinsamer Fuß- und Radweg ausgewiesen werden. Der Autoverkehr soll lediglich während der Lieferverkehrszeiten sowie für Anwohner, die ihre Parkplätze erreichen müssen, zugelassen werden.

Zu viele Schilder

Damit ist das Hauptanliegen von Planungsreferent Josef Weber, von einer Situation der Konfrontation zwischen Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern zu einer „Kultur des Miteinanders“ zu kommen, durch eine klare Trennung der Verkehrsarten ersetzt worden.

Auch die Absicht, der vielgestaltigen Regelungswut für jeden Einzelbereich ein Ende zu setzen, wird verfehlt. Immerhin: „Wir können die Zahl der Verkehrsschilder von 15 auf sieben reduzieren“, sagt Weber. Bisher nämlich gelten die Schilder „Fußgängerzone, Verkehrsberuhigter Bereich, Tempo-20-Zone, Tempo 30-Zone“, und zu all dem auch noch Zusatzbeschilderungen. Das führte zwangsläufig auch zu Missverständnissen bei den Nutzern, die in den verkehrsberuhigten Bereichen gar keine echten Straßen zu erkennen vermochten und die Gebote (Am Rande gehen!) einfach missachteten.

So hat Martin Grosch von der Abteilung Verkehrsplanung im Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung „häufiges Fehlverhalten“ festgestellt, „weil niemand weiß, wie er sich zu verhalten hat.“ Ursache: Der Flickenteppich an Sonderregelungen. Und da Radfahrer „verkehrsberuhigte Bereiche“, also Spielstraßen mit Schrittgeschwindigkeit, kaum beachten, sind solche Regelungen oft obsolet.

Nicht betroffen vom Ausstieg aus der weitestgehenden Lösung sind andere Pläne der Verwaltung. So soll der gesamte Neustädter Kirchenplatz, die Untere Karlstraße und die Weiße-Herz-Straße ebenfalls zur reinen Fußgängerzone werden, ebenso die Nürnberger Straße zwischen Rathausplatz und Hauptstraße. Hier wird das Radfahren aber erlaubt bleiben.

Für Autofahrer ohne Stellplatzreservierung heißt es künftig: Wir müssen draußen bleiben! Ausnahmen wird es aber weiter geben: Tiefgaragen müssen auch weiter angefahren werden können, und auch die Universitätsverwaltung im Schloss wird auf ihre Parkplätze pochen.

17 Kommentare