Erlangens Theaterplatz fristet stiefmütterliches Dasein

23.4.2014, 09:38 Uhr
Erlangens Theaterplatz fristet stiefmütterliches Dasein

© Horst Linke

Dass der Theaterplatz an der Nahtstelle zwischen der Alt- und Neustadt heute wie eine Automobilausstellung aussieht, ist ihm keineswegs eigen. In der Vergangenheit war er ursprünglich eine Flur, die nicht zu Unrecht den Namen "Geisengarten“ (also Ziegenweide) und später "Geismarkt“ erhielt. Als die Flur durch die Bebauung im 18. Jahrhundert zu einem Platz eingegrenzt wurde, wollten sich die Bewohner aber mit dem ländlich geprägten Namen nicht länger abfinden und plädierten für "Theaterplatz“.

Vorher hatten sich aber auch die Adressen "an der Reitbahn“ oder „an der Reitschule“ eingebürgert. Aus gutem Grund, befanden sich doch auf dem heutigen Theaterplatz erst eine Reitbahn und im Südteil ein 1743 errichtetes Universitätsreithaus. Denn nachdem schon die Erlanger Ritterakademie Reitunterricht angeboten hatte, gehörte auch an der Universität von Anfang an ein Reitlehrer zu den für die Leibesübungen zuständigen Exercitienmeistern, wie das Stadtlexikon zu berichten weiß.

So gab es seit 1743 auf dem südlichen Teil des Platzes ein über 350 qm großes Universitätsreithaus, im Jahr darauf nördlich anschließend eine eingeplankte Reitbahn für den Unterricht im Sommer. Nachdem das Haus nach 1810 auch als Heu- und Strohmagazin für das Militär genutzt wurde, wurde es 1848 wegen Baufälligkeit abgerissen und im ehemaligen "Holzgarten“ an der Loschgestraße ein neues Reithaus erbaut.

Auch schon Exerzierplatz

Erst 1894 wurde der Platz dann mit Grünanlagen repräsentativ gestaltet, diente aber weiter als Exerzierplatz, bis er 1919 einen der ersten von zwei Erlanger Kinderspielplätzen erhielt.

Davon ist im nördlichen Teil noch die Grünfläche (und der daneben liegende Spielplatz) erhalten, die durch Bäume aufgelockerte Fläche im Südteil wurde Parkplatz. Und Gegenstand des Streites zwischen einem Teil der Bürgerschaft und dem Stadtrat: Im Jahr 2000 scheiterte der Plan der Stadtverwaltung, eine Tiefgarage zu bauen und den Platz zu begrünen, am Votum der Bürgermehrheit. Diese hatte weniger Gestaltungsängste als vielmehr drohende Kosten vor Augen – der Platz blieb ein Desaster.

Der Erlanger Architektur-Professor Hubert Kress hat schon vor Jahren die Vorstellung entwickelt, dem Theaterplatz seinen Autoverwahr-Charakter zu nehmen und ihn bebauen zu lassen.

Eine damit verbundene Tiefgaragenlösung – für die neuen Anwohner müssten Parkplätze geschaffen werden – könnte dann unter ganz anderen Voraussetzungen gelingen.

Defizite formulieren

Davon wird am Donnerstagabend ebenso die Rede sein wie die Bürger(innen) die Möglichkeit haben werden, die von ihnen beklagten Defiziten am und rund um den Theaterplatz zu benennen.

3 Kommentare