Erlanger Alleinerziehende fordern Hilfe von Stadt ein

21.3.2018, 17:39 Uhr
Bis Ende Juni muss das „Grüne S.O.f.A.“ aus dem Haus an der Günther-Scharowsky-Straße (Bild oben) ausziehen. Der Verein plädiert in einer Petition an die Stadt, eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung zu stellen.

© Ulrich Schuster Bis Ende Juni muss das „Grüne S.O.f.A.“ aus dem Haus an der Günther-Scharowsky-Straße (Bild oben) ausziehen. Der Verein plädiert in einer Petition an die Stadt, eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung zu stellen.

Jetzt hat das "Grüne S.O.f.A" eine Petition gestartet. Die ist an die drei Bürgermeister der Stadt Erlangen gerichtet. Ein Hilferuf, verknüpft mit der Bitte, Räume zentral in Erlangen zur Verfügung zu stellen. Ende 2017 gab es noch strahlende Gesichter: Da erhielt das "Grüne S.O.f.A." über die Aktion "Freude für alle" dieser Zeitung von der PSD-Bank eine Geldspende in Höhe von 20.000 Euro. Das Geld soll den Grundstock legen für den Neustart an einem anderen Ort. "Für die Renovierung von Räumen", sagt Maria Yeddes, die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Alleinerziehenden-Zentrums. "Oder damit die Miete für eine gewisse Zeit gesichert ist."

Das Dumme ist nur: Einen solchen Ort gibt es bislang immer noch nicht. Dass es schwierig sein würde, einen Nachfolger für das alte Haus mitsamt Garten auf dem Siemensgelände zu finden, war allen klar. Auch, dass eine Immobilie zum bisherigen günstigen Mietpreis nicht noch einmal zu bekommen sei. Aber es kam schlimmer. Denn bislang hat sich für den Verein, der von der Stadt finanziell gefördert wird - dieses Jahr mit 6000 Euro - , noch keine Lösung aufgetan.

Notlösung am Rand

Zwar wurde mit Hilfe der Stadt ein Ausweichort gefunden - und zwar das Gemeindehaus in Dechsendorf. Künftig teilt sich das Alleinerziehenden-Zentrum dort einen Raum mit dem Segelclub. Aber als echte Lösung sieht man das bei der Selbsthilfeorganisation nicht an.

Geschäftsführerin Maria Yeddes.

Geschäftsführerin Maria Yeddes. © Harald Sippel

Als Notlösung solle es nun an den Stadtrand gehen, bedauert der Verein. "Leider werden wir damit nicht mehr für alle Alleinerziehenden Erlangens und aus dem Umland direkt erreichbar sein können."

Als Alternativen seien, so Maria Yeddes, von der Stadt noch das Gemeindezentrum Frauenaurach und der Bürgertreff "Die Scheune" in Büchenbach vorgeschlagen worden. Beide Vorschläge erschienen dem Verein aus unterschiedlichen Gründen noch weniger geeignet als das Gemeindehaus in Dechsendorf.

Platzprobleme 

"Seitens des ,Grünen Sofas‘ wurde uns mitgeteilt, dass die Mitglieder in einer Mitgliederversammlung einstimmig für die Nutzung dieses Stadtteilzentrums gestimmt haben", erklärt indes Sozialbürgermeisterin Elisabeth Preuß. Besonders auch über den Außenspielbereich freuten sich die Vereinsmitglieder, wie sie in einer Mail kund taten.

Die Stadt schätze die Arbeit der Selbsthilfeorganisation sehr, erklärt die Bürgermeisterin, und unterstütze deshalb auch die Suche nach geeigneten Räumen. Allerdings finde sich unter den städtischen Liegenschaften derzeit kein Gebäude, das der Verein allein nutzen könnte. "Die Stadt hat, um zu verhindern, dass das ,Grüne Sofa‘ ganz ohne Räumlichkeiten bleibt, die Räume im Stadtteilzentrum als Übergangslösung angeboten", erklärt Preuß.

Dies weiß man wiederum beim "Grünen S.O.f.A" zu schätzen. Und erwartet doch mehr von der Stadt. "Die Politik muss Alleinerziehende stärker in den Blick nehmen und sich direkt dafür einsetzen, dass Erlangen eine niederschwellige Anlaufstelle im Stadtzentrum bekommt", fordert der Verein. "Frei verfügbare Räume bieten den Rahmen einer unabhängigen, unbürokratischen Anlaufstelle - so kann Hilfe zur Selbsthilfe entstehen."

Wichtige Anlaufstelle

Für die Belange von Alleinerziehenden macht sich Geschäftsführerin Maria Yeddes seit mittlerweile 23 Jahren stark. Vor allem alleinerziehende Mütter suchen Hilfe beim "Grünen S.O.f.A." und liefern somit ein Abbild der Gesellschaft. Denn von 2074 Alleinerziehenden in Erlangen im Jahr 2015 waren 1880 Frauen. Doch nicht nur für Erlangerinnen, auch für Frauen aus den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim ist das "S.O.f.A." eine Anlaufstelle.

Maria Yeddes und den anderen Ehrenamtlichen, die sich bei dem Verein engagieren, sind die vielen Probleme vertraut, die hier immer wieder zur Sprache kommen. "Beim ,S.O.f.A.’ haben sich schon Alleinerziehende gefunden, die sich danach gegenseitig unterstützt haben", sagt Yeddes. Sich untereinander beizuspringen, wenn es bei der Kinderbetreuung Engpässe gibt - auch das kommt vor.

Dies sei deshalb möglich, weil das "S.O.f.A." ein Ort sei, an dem man sich ungezwungen treffen könne, immer mittwochs, aber auch an Sonn- und Feiertagen, "dann entstehen Freundschaften", so Maria Yeddes. "Unter diesem Aspekt ist es besonders wichtig, dass die Hürden, das Zentrum aufzusuchen, so niedrig wie möglich sind." Denn Hürden hätten Alleinerziehende im Alltag genug. Durch den Umzug nach Dechsendorf aber, da ist sie sicher, wird eine neue große Hürde entstehen.

www.weact.campact.de/petitions/armutsrisiko

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