Erlanger Berufsschule bekommt Klassen für Flüchtlinge

5.3.2015, 17:45 Uhr
Erlanger Berufsschule bekommt Klassen für Flüchtlinge

© Birgit Reichert/dpa

Zwei weitere Klassen wird es am Berufsschulzentrum des Landkreises Erlangen-Höchstadt geben. Mindestens 16 und höchstens 20 Schüler sollen in jeder Klasse untergebracht werden. Dabei handele es sich um eine kurzfristige Maßnahme bis zum Ende des laufenden Schuljahres, die dann in eine reguläre Maßnahme übergeleitet werde, sagt Roland Topinka, der Leiter der Erlanger Berufsschule.

Der Freistaat reagiert damit auf die seit Monaten steigenden Flüchtlingszahlen. Bisher waren die in Erlangen untergebrachten jungen Menschen in den Klassen für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge ( BAF–Klassen) an der staatlichen Berufsschule Fürth untergebracht. Allerdings sind diese vier Klassen bereits seit Monaten voll und können niemanden mehr aufnehmen.

Im jetzt laufenden Schulhalbjahr werden die Flüchtlinge nun erstmals in Erlangen und im Landkreis beschult. Während dieses Berufsintegrations-Halbjahres steht vor allem die Sprachförderung im Mittelpunkt — die Jugendlichen lernen Deutsch.

Weitere Deutschkurse

Im Herbst sollen die Schüler dann in bis dahin neu eingerichtete reguläre Klassen an den Berufsschulen in der Stadt Erlangen und im Landkreis wechseln. An ein Berufsintegrationsjahr (BIJ), in dem die Deutschkurse fortgesetzt werden, wird sich ein zweites, mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Schuljahr anschließen, in dem die Berufsorientierung im Mittelpunkt steht.

Die beiden Berufsschulen wollen intensiv kooperieren und für die Zukunft ein gemeinsames Konzept entwickeln. Dabei soll auch berücksichtigt werden, dass die Jugendlichen sehr unterschiedliche Vorkenntnisse haben. Manche sind Analphabeten und müssen erst einmal Lesen und Schreiben lernen, andere haben einen Schulabschluss, der mit dem Abitur vergleichbar ist.

Doch zunächst einmal können nun am 20. März die Halbjahres-Klassen an den Start gehen, ab dann gibt es die dafür nötigen Fördermittel. Vorgesehen ist für das „Sonder-Halbjahr“ Unterricht mit 25 Wochenstunden, von denen die Berufsschule zwei, ein Träger 23 übernimmt. Die Ausschreibung läuft momentan noch, aber „es scheint zu funktionieren“, freut sich Topinka. Derzeit wartet er noch auf die Schülerzahlen. Diese zu ermitteln, ist für die Stadt nicht ganz einfach, da sie sich ständig ändern. Außerdem gibt es verschiedene Zuständigkeiten — für die unbegleiteten Minderjährigen ist die Jugendhilfe zuständig, für die anderen die Sozialhilfe.

Keine Antwort

Den zähen Informationsfluss von Seiten der Regierung kritisieren sowohl die Erlanger Sozialreferentin Elisabeth Preuß als auch Bildungsreferent Dieter Rossmeissl, der die Erfahrung machen musste, dass er auf einen Brief an das Kultusministerium auch nach Monaten noch keine Antwort hatte. „Es ist schwierig, an Zahlen zu kommen und zu erfahren, was passiert“, sagt Preuß.

Für sehr problematisch hält sie es, dass die Klassen vorrangig für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vorgesehen sind und Jugendliche, die mit Familie hier sind, außen vor bleiben. Diese haben nach Regierungsvorgabe zweite Priorität.

Das heißt, nur falls noch Plätze frei sind, dürfen die Klassen mit ihnen aufgefüllt werden. „Das ist nur eine halbe Lösung“, moniert die Sozialreferentin. Es trenne die jungen Leute in Berechtigte erster und zweiter Klasse.

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