Erlanger Jäger üben Kritik

29.4.2017, 18:00 Uhr
Erlanger Jäger üben Kritik

© Klaus-Dieter Schreiter

Zur Jägervereinigung Erlangen gehören die Hegegemeinschaften Erlangen Stadt und die im Landkreis mit Ober- und Unterland. Allen ist ein dreijähriger Abschussplan für Rehwild vorgegeben, um die geplante Verjüngung des Waldes und den Umbau zu Mischwäldern zu fördern.

Den Abschlussplan für die Hegegemeinschaft Erlangen Stadt kritisierte deren Leiter Stefan Geyer heftig. Obwohl sein Bereich seit 25 Jahren "Grün" sei und die Verbissgutachten positiv seien, sei der Abschussplan um bis zu 40 Prozent erhöht worden, klagte er. "Wenn wir Tiere töten ohne triftigen Grund, verstoßen wir gegen das Tierschutzgesetz", mahnte Geyer.

Darum habe er Widerspruch bei der unteren Jagdbehörde, das ist die Stadt Erlangen, eingelegt. Die aber habe die Angelegenheit einfach an die Regierung von Mittelfranken weiter geleitet. Notfalls werde er weiter klagen, auch wenn das finanziell ein Problem werden könne, sagte Geyer.

510 Rabenkrähen geschossen

Das Jahr 2016 war das erste im neuen Dreijahresplan, der laut dem Jagdberater Bernd Alex für das Stadtgebiet den Abschuss von 446 Stück Rehwild vorsieht. Im Dreijahresplan davor sind es noch 377 gewesen. Im Jahre 2016 wurden 127 Rehe erlegt. Zwar sei der Plan nicht erfüllt worden, jedoch sei das in Anbetracht des Freizeitdrucks, dem Ärger mit freilaufenden Hunden und dem Stress mit Bürgern, die der Jägerei feindlich gegenüber stehen, "ein respektables Ergebnis", meinte Alex.

Zur Strecke gebracht wurden im letzten Jahr unter anderem auch 193 Hasen, 62 Fasanenhähne, 223 Stockenten, 86 Füchse und 25 Sauen. Dass auch 510 Rabenkrähen abgeschossen wurden, würdigte Bernd Alex besonders.

Cäsium-Belastung

Die Abschusszahlen für den Landkreis präsentierte der Jagdberater für das Erlanger Ober- und Unterland, Bernhard Gleich. Demnach wurden 235 Rehe zur Strecke gebracht, was nach seinen Worten "ziemlich genau" dem Abschussplan entspricht. Unter anderem wurden auch 204 Hasen, 143 Wildsäue, 247 Füchse und 209 Rabenkrähen erlegt.

"Dramatische Schäden an landwirtschaftlichen Flächen" durch Wildschweine stellte Forstbetriebsleiter Roland Blank von den Bayerischen Staatsforsten im 11 000 Hektar großen Revier Seebalder Reichswald fest. 232 Schwarzröcke und damit 33 weniger als im Vorjahr hätten seine Jäger auf die Schwarte gelegt, trotzdem habe man das Problem nicht vollständig im Griff.

Bei 14 der erlegten Wildschweine sei die Cäsium-Belastung derart hoch gewesen, dass sie entsorgt werden mussten. Jedoch sei die Strahlenbelastung rückläufig. Von den 549 Rehen, die im letzten Jahr dran glauben mussten, seien 33 dem Verkehr zum Opfer gefallen. Insbesondere auf der Straße zwischen Kalchreuth und Neunhof würden die Wildunfallzahlen "eindeutig zunehmen", hat er festgestellt. Die vorgegebene Abschusszahl wurde auch dadurch um 57 überschritten.

Blank erläuterte zudem, dass neben Eiche und Buche nun auch die Tanne für den Umbau der Wälder sorgen soll, der notwendig ist, damit die Forste den Klimawandel verkraften. Die gute Zusammenarbeit zwischen Jägern und Förstern auch bei diesem Waldumbau lobte Forstdirektor Peter Pröbstle.

Lobende Worte für die Jäger fand auch die stellvertretende Landräte Gabriele Klaußner. Das Wild werde nicht abgeschossen "um irgendwelchen Privilegierten den Teller voll zu machen", sondern sei zur Regulierung notwendig, sagte sie.

Beklagt wurde von den Hegegemeinschaftsleitern und den Jagdberatern die zunehmende Wilderei. Während der anschließenden nichtöffentlichen Jahreshauptversammlung der Jägervereinigung Erlangen ist deren Leiter Wolfgang Fuchs ein Jahr vor Ende der Wahlperiode zurückgetreten. Er hatte das Amt elf Jahre lang inne.

Zu seiner Nachfolgerin wurde Andrea Hornig einstimmig gewählt. Musikalisch umrahmt wurden Hegeschau und Jahreshauptversammlung von den Jagdhornbläsern der Jägervereinigung.

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