Erlanger Liberale geben sich einen Kompass

19.7.2018, 13:00 Uhr
Erlanger Liberale geben sich einen Kompass

© Harald Sippel

Monatelang haben sich etliche Mitglieder des Kreisverbandes immer wieder Zeit genommen, um mal in kleineren, mal in größeren Gruppen an der Sache zu basteln, die inhaltliche Ausrichtung zu diskutieren und auch ein bisschen was Visionäres mit reinzupacken. Inzwischen steht das Leitbild und ist im FDP-Sinne durchaus wohlgeraten. Bis 27. Juli können die Parteimitglieder nun darüber abstimmen.

"Dieses Leitbild ist nichts, was man jetzt großartig plakatiert", erläuterte Kreisvorsitzender Matthias Faigle. Ganz im Gegenteil. Was nun vorliegt und losgelöst vom politischen Tagesgeschäft schrittweise entwickelt worden ist, ist eher "nach innen gerichtet", dient den Mitgliedern gleichermaßen als Kompass, Wegweiser und Fundament fürs künftige politische Handeln, indem es "klar die diesem Handeln zugrunde liegende Idee und die daraus abgeleiteten Ziele und Prioritäten benennt".

Ein neues Denken also. Frei von Vorurteilen, frei von Gewohnheiten. Nach vorne gerichtet. Die Erlanger FDP stellt sich neu auf. Für die inzwischen 120 Mitglieder der Liberalen soll das neue Leitbild gleichsam wie eine innere Folie wirken, auf der man sich im Gespräch mit den Bürgern und Wählern begegnen soll, und wobei unter anderem die "klare Richtung" und die "Berechenbarkeit" der Partei im Sinne jenes Leitbildes deutlich zum Vorschein kommt.

Erlangen steht ganz oben. Matthias Faigle und FDP-Fraktions-Chef Lars Kittel heben das besondere Flair und Lebensgefühl hervor, das in der Hugenottenstadt herrscht: "Wir empfinden es als Privileg, in Erlangen leben, wohnen und arbeiten zu dürfen". Diesen hochgeschätzten Charakter der Stadt zu wahren und ihn auch "maßvoll weiter zu entwickeln", ist das "fundamentale Anliegen" der Erlanger FDP, gleichzeitig auch die zentrale Zielstellung des Leitbildes, das mit dem Slogan überschrieben ist: "Charakter erhalten – Potenziale ausschöpfen". Und das meint: Erlangen soll Erlangen bleiben und zugleich die Herausforderungen der Zukunft positiv annehmen. Das meint auch ein klares Ja zu einer "dynamischen Entwicklung" der Stadt. Aber nicht um jeden Preis. Denn da ist eben der Erhalt der ganz eigenen Atmosphäre, und da sind die möglicherweise unerfreulichen Folgen einer solchen Entwicklung. Deshalb möchte die FDP in Sachen "Entwicklung" mit "Rücksicht und Ausgleich" agieren.

Ein weiterer leitbildlicher Schwerpunkt ist der "funktionierende Rahmen", den die Stadt ihren Bürgern bietet. Wobei auch die Verwaltung nicht als purer "Selbstzweck oder Instrument staatlicher Gängelung" handeln soll. Stattdessen sollte jeder Einzelne den Raum bekommen, sich "individuell zu entfalten" und sein Leben ganz nach eigenen Vorstellungen "erfolgreich zu gestalten".

Atmosphäre. Lebensart.Vielfalt. All das soll ineinandergreifen und schließlich in "allen Lebensbereichen zum niveauvollen Genießen und weltoffenen Entdecken" einladen, heißt es. "Wir wollen es schaffen, dass dies alles mit einem gewissen Anspruch entsteht". Anders gesagt: Niveau-mäßig darf's ruhig ein bisschen mehr sein. "Nicht nur Sozio-Kultur", moniert Faigle. Auch die sogenannte "Hochkultur" sollte fürderhin etwas mehr im Angebot sein.

Das neue FDP-Leitbild kommt derzeit noch etwas theoretisch-abstrakt daher. 

Wird aber bald mit handfest realpolitischen Forderungen und Themen aufgefüllt, die noch in mehreren Foren erarbeitet werden – natürlich auch mit Blick auf die Kommunalwahl in 2020. Dafür werden Kernziele anvisiert wie beispielsweise im Bereich Bildung, das thematisch zügig mit "Frischer Wind in allen Köpfen – von der Kita bis zur Uni" umschrieben ist. Setzt zudem auf eine "starke Wirtschaft und solide Finanzen". Und traut sich auch eine "Vision 2050" zu haben – unter anderem im Verkehr. Prof. Holger Schulze, stellvertretender FDP-Kreisvorsitzender, scheut sich jedenfalls nicht, hier "etwas Radikales in die Diskussion einzubringen" — zum Beispiel den Bau einer Straße unter der Stadt hindurch, verbunden mit der erklärten Absicht, auch damit den Charakter Erlangens weiterhin zu wahren.

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