Erlanger redet aus dem Bauch heraus

10.2.2016, 12:00 Uhr
Erlanger redet aus dem Bauch heraus

© Foto: Greiner

Als Sebastian Reich beim Franken-Fasching in Veitshöchheim mit seinem Nilpferd Amanda zum wiederholten Mal die prominente Narrenzunft im Saal und die Millionen vor dem Bildschirm verzauberte, saß auch Hans Sauerborn aus Erlangen fasziniert im Wohnzimmer und sah seinem Vorbild zu. Denn der ehemalige Studiendirektor frönt ebenfalls dem Bauchrednen, was in Deutschland etwa 50 Leute professionell und wohl ebenso viele als Freizeitvergnügen betreiben.

1936 in Berlin geboren, kam Sauerborn 1965 nach Erlangen, wo er von 1970 bis 2000 am Fridericianum wirkte. An seine Vogelstimmen-Imitationen können sich heute noch viele ehemaligen Schüler erinnern. Vor zehn Jahren kam sein Faible für das Bauchreden hinzu – und er nahm Unterricht beim ehemaligen Kapuziner-Bruder Patrick Martin, der in Pegnitz die erste Schule für die schon im Altertum bekannte Kunstform begründet hat. Dort gibt Martin seine Geheimnisse weiter – „von Druide zu Druide“.

Seitdem entwickelt Sauerborn eine Sprache mit der Zunge und dem Gaumen, ohne die Lippen zu bewegen. Er nutzt dabei Laute (a, e, i, o, u, l, s), bei denen lediglich der Kiefer still gehalten werden muss. Lippenlaute (b, p, mf, m, w) sind dagegen schwieriger zu bilden, erfordern mehr Übung, „viel Training vor dem Spiegel“, wie Sauerborn meint.

Sauerborns Publikum („Ich mache das aus Spaß an der Freude, weil ich gerne die Leute lachen sehe“) sind an etwa 15 Auftritten im Jahr vorwiegend Kinder und ältere Menschen – so auch bei der Erlanger Senioren-Union im „Bayerischen Hof“. Dort tritt er – natürlich ehrenamtlich – mit seinen zwei Lieblingsfiguren auf: der frühreifen Karolin aus Kreuzberg und dem Papagei Jacko – manchmal zwischen den Zähnen die Mundharmonika, die den musikalischen Hintergrund gibt. Und frech erklärt die Puppe mit der Berliner Schnauze, was ein intelligenter Toilettenbenutzer ist: nämlich ein Klugscheißer. Und ein Angsthase? Das ist ein Mann, der immer dann, wenn seine Frau aus dem Haus ist, bei der Nachbarin schläft.

Das Publikum freut sich über den Auftritt. Erst hat es die Lippen des Künstlers vorne aufmerksam beobachtet, doch schnell fällt der Blick nur noch auf die Puppe – eine Erfahrung, die sich jeder Bauchredner zu nutze macht. Und noch etwas ist für Sauerborn, der auch mit seinen vielfältigen Vorträgen über die Fränkische Schweiz bekannt geworden ist, zum Erfolg wichtig: „Die Puppe muss immer der Sieger sein.“

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