Erlanger Schau beleuchtet Handicaps mit neuem Blick

16.1.2017, 12:00 Uhr
Erlanger Schau beleuchtet Handicaps mit neuem Blick

© Alena Specht

„In den Rollstuhl geschlagen, mit Blindheit gefesselt.“ „Klingt irgendwie schräg“ würden viele zunächst sagen. Es muss doch heißen: „In den Rollstuhl gefesselt, mit Blindheit geschlagen“. Doch für Menschen mit Behinderung sind beide Varianten falsch. „Die Behinderung ist eine Facette unter vielen“ und „es ist völlig absurd die Fähigkeiten eines Menschen nur auf die Behinderung zu reduzieren“, so Bürgermeisterin Elisabeth Preuß in ihrem Grußwort zur Ausstellungseröffnung.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums organisierten die Erlanger Paritäter in Kooperation mit dem Projekt „Inklusion erlangen — in Stadt und Land“ und dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt eine Vernissage, die das Thema Behinderung aus einem neuen Blickwinkel beleuchtet. „90 Prozent des Wissens von Nicht-Behinderten über Behinderung stammt aus den Medien“, erläutert Gastredner Raul Krauthausen, Gründer etlicher Projekte wie „Leidmedien“ und „ Sozialhelden“.

In den Räumen der Stadtbibliothek (Markplatz 1) werden bis zum 7. Februar zahlreiche Filme und Bücher präsentiert, in denen Menschen mit Handicaps auf unterschiedlichste Weise dargestellt werden. Das Veranstaltungsteam hat seine Meinung zu den Werken mit Smileys gekennzeichnet. Bei den Comics kann sich der Besucher selbst Gedanken machen, wie viel Witz noch in Ordnung ist und die Karikaturen bewerten.

Häufig verkörpert die behinderte Person in den Geschichten der Autoren und Regisseure einen Helden, der trotz Behinderung Außergewöhnliches leistet oder an seiner Einschränkung zerbricht. Aber es ist nicht die Behinderung, die einen Menschen auszeichnet oder zu etwas Besonderem macht. „Behinderte sind in erster Linie einfach nur Mensch“, betont Christiane Paulus, Geschäftsführerin des Paritätischen. „Nicht-Behinderte gehen davon aus, dass die Behinderung für den Betroffenen und sein Umfeld eine Bürde ist“ so Krauthausen.

Dadurch werden nicht nur Klischees aufrecht erhalten, sondern auch ein völlig falsches Bild von Behinderung geschaffen.  „Eine Behinderung liegt nur dann vor, wenn man durch die Umwelt auf Barrieren trifft“, findet der Aktivist, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist.

Die Ausstellung ist durch Exponate für auf Augenhöhe von Rollstuhlfahrern und Audioguides und Leitsystem für sehbehinderte Menschen für alle zugänglich. Sie ist geöffnet Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18.30 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 14 Uhr.

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