Erziehermangel: Kita-Plätze in Erlangen in Gefahr

22.3.2017, 12:00 Uhr
Erziehermangel: Kita-Plätze in Erlangen in Gefahr

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Das städtische Jugendamt sucht derzeit "händeringend" — so die eigene Formulierung — Bewerber für die Kindertagesstätten und Lernstuben. Damit ist es allerdings nicht allein. Und das ist zugleich das Pech. Denn bundesweit fehlen Erzieher, seit Jahren schon, die Einrichtungen konkurrieren also bei der Suche nach Fachkräften. "Obwohl die Fachakademien die Ausbildungsplätze seit 2008 verdoppelt haben, hat der Markt irre geschluckt", sagt Pia Helbig-Puch, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten beim Erlanger Jugendamt.

Praktikantenstellen vakant

Im Jugendhilfeausschuss hat Helbig-Puch jetzt berichtet, wie sich das in Erlangen auswirkt. Denn obwohl die Stadt sehr um Erzieher wirbt, sind derzeit von 16 Berufspraktikumsstellen im Kita-Bereich lediglich acht besetzt. Bei den Lernstuben konnte von acht Stellen nur eine besetzt werden. "Wenn das so bleibt, muss ich im Herbst 80 Betreuungsplätze weniger als bisher anbieten", so die Jugendamtsmitarbeiterin.

Die Berufspraktikanten sind im letzten Jahr ihrer Erzieherausbildung fest in einer Einrichtung und unterstützen mit ihrer Arbeit die Erzieher ganz wesentlich. Die Stadt habe gute Rahmenbedingungen, wirbt Helbig-Puch. Nach dem einjährigen Praktikum und damit zum Abschluss der Ausbildung biete die Stadt eine Festanstellung. Extra Zulagen, wie es beispielsweise die Stadt München tut, um im Wettbewerb um Fachkräfte attraktiv zu sein — seit Ende 2014 bekommen die Erzieher hier ein kräftiges Gehaltsplus —, zahlt die Stadt Erlangen indes nicht.

Bedarf in vielen Bereichen

Bundesweit sei die Ausbildung der Fachkräfte ausgebaut worden, so die Information im Fachausschuss — um 200 000 auf deutschlandweit 642 000 Fachkräfte in knapp zehn Jahren. Sehr stark vorangetrieben wurde jedoch auch der Ausbau bei den Einrichtungen, insbesondere bei den Krippen — seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Ein- und Zweijährige.

Erzieher werden allerdings längst nicht nur im Kita-Bereich gebraucht, sondern auch in der Mittagsbetreuung und in den Ganztagsschulen. Ein Problem sei auch die kurze Verweildauer, sagt Helbig-Puch. Nach weniger als fünf Jahren "gehen 40 bis 50 Prozent der Erzieher aus dem Kita-Bereich wieder ’raus". Und noch eine Zahl, die beunruhigen kann, hat sie parat: Laut dem Fachkräftebarometer sind 30 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher 50 Jahre und älter. "Das heißt, in den nächsten Jahren kommt die nächste Welle, die in den Ruhestand geht."

Im Stadtgebiet gibt es derzeit 16 städtische Kitas, außerdem neun Lern- und zwei Spielstuben. Hinzu kommen die Einrichtungen der freien Träger.

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