Eschenau: Erfolgreiche Integration in Zahnarztpraxis

18.8.2018, 15:00 Uhr
Eschenau: Erfolgreiche Integration in Zahnarztpraxis

© Sabine Mirsch

Aber nun scherzen sie mit den Patienten und den Kolleginnen: Hediyeh und Fatemeh sind angekommen, sie gehören hier dazu. Es ist nur eine von vielen Erfolgsgeschichten und es zeigt sich wieder einmal: Integration kann funktionieren, aber sie braucht Zeit und viel Mühe. Aber am Ende profitieren alle Beteiligten.

Vor knapp drei Jahren kam die 27-jährige Hediyeh mit ihrem Mann aus dem Iran nach Deutschland. Zu Hause in Teheran hatte sie Buchhalterin gelernt und acht Jahre lang einen eigenen Beautysalon geführt. Als konvertierte Christin hatte sie große Schwierigkeiten mit der Regierung.

Ähnliches hat die 23-jährige Fatemeh erlebt. Sie hat inzwischen eine kleine Tochter, die schon in Deutschland geboren wurde. Beide Familien sind als Asylsuchende anerkannt, leben nun schon längere Zeit in Eckental, inzwischen in eigenen Wohnungen, nachdem sie bis zur Anerkennung in einer Regierungsunterkunft in Eckenhaid untergebracht waren, wo die Flüchtlingsinitiative FLEck e. V. sie tatkräftig unterstützt hat.

Der Anfang war schwer: In Deutschland war alles anders. Sie mussten ganz von vorne anfangen. Sie sprachen kein Wort Deutsch. Nach vielen Monaten intensiven Sprachlernens sprechen beide inzwischen gut Deutsch: Innerhalb von neun Monaten kamen sie von Null auf B 2 (der Sprachlevel, der für eine Ausbildung notwendig ist), mit Hilfe von Schulungen, aber vor allem durch viel Lernen zu Hause.

Und es hat sich gelohnt: Ab September machen die beiden jungen Frauen eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten in der Zahnarztpraxis Majer in Eschenau. Hediyeh arbeitet schon seit Mai als Hilfskraft in der Praxis, Fatemeh absolvierte gerade ein zweiwöchiges Praktikum. Hier werden bereits die ersten Fachbegriffe in einem eigenen Büchlein notiert: auf Deutsch und auf Persisch. Hediyeh kann schon die ersten Tätigkeiten selbstständig ausführen, z. B. Füllungen vorbereiten oder kleinere Befunde aufnehmen. Besonders gut kann sie mit den kleinen Patienten umgehen, ihnen die Angst nehmen.

Vorab vorbereitet

Die beiden werden — wie alle Auszubildenden in dieser Praxis davor — im August bereits auf ihre zukünftige Arbeit vorbereitet. Sie sollen hier vor allem Sicherheit in den Behandlungsabläufen gewinnen. Dabei erhalten sie von allen Mitarbeitern viel Unterstützung. Hediyeh erklärt lächelnd: "Es macht mir viel Spaß. Ein guter Arbeitsplatz ist wichtig. Gute Kollegen sind wichtig. Ein guter Chef ist wichtig. Hier sind alle Leute sehr freundlich, kein Stress und man kann hier gut lernen."

Die Doktores Majer hatten schon bald nachdem die Flüchtlinge 2015 nach Eckental kamen die ersten Begegnungen mit den Neuankömmlingen, öffneten den Asylbewerbern unkompliziert ihre Praxis. Manche Kontakte wurden in Folge privat intensiviert: Ulrike Majer übte beispielsweise in ihrer Freizeit mit einem syrischen Grundschulkind zusammen das Lesen, ihre Kinder sind in der Jugendarbeit im Eschenauer Jugendtreff Gleis 3 aktiv und kümmern sich hier auch um viele Flüchtlingskinder. Auf der Suche nach Auszubildenden, die schon etwas reifer waren, kam ihnen die Idee, unter den Flüchtlingen zu suchen und sie wurden gleich zweifach fündig, obwohl anfangs nur eine Stelle geplant war. Aber die beiden Iranerinnen ". . . passen super rein ins Team, sind offen und freundlich und sehr fleißig", wie die beiden Zahnärzte berichten. Es gibt zwar die eine oder andere bürokratische Hürde mehr zu überwinden, wenn man einen Geflüchteten einstellt, mehr Formulare und Genehmigungen, aber mit ehrenamtlicher und hauptamtlicher Unterstützung vor Ort konnten diese Hürden relativ problemlos genommen werden.

Den Majers ist es wichtig, andere Arbeitgeber darin zu bestärken und zu ermutigen, hier neue Wege zu gehen und dieses bislang oft ungenutzte Potenzial zu sehen und zu nutzen. Wie jeder Azubi brauchen auch Geflüchtete Hilfestellung, aber sie haben eine besondere Motivation, stehen schon mitten im Leben und können diese Lebenserfahrung in die Arbeit einbringen. So entsteht eine "Win-Win-Situation", wie Andreas Majer immer wieder betont: "Wir haben einen großen Vorteil davon!" Und Fatemeh bekräftigt: "Ich bin sehr glücklich und hoffe ab September auf gutes Arbeiten." Und sie strahlt dabei über das ganze Gesicht.

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