Eschenau hat Schönheit und Raubbau im Blick

9.2.2016, 13:00 Uhr
Eschenau hat Schönheit und Raubbau im Blick

© Foto: Isabel Krieger

Die Ausstellung „Terra no Equilibrio“- „Erde im Gleichgewicht?“ des Vereins Ponte Cultura e. V. beschäftigt sich in verschiedener Weise mit der Schönheit, aber auch der Verletzlichkeit unseres Planeten.

Auf einer Leinwand neben der Kanzel brandet das Meer an den Strand von Fortaleza (Brasilien). Eine Frau zieht eine zwölf Meter lange Stoffbahn durch die Wellen, Salz und Sand tränken den Stoff. Zuvor hat Pfarrerin Clair Menzinger auf Portugiesisch ein Gedicht von Ana Christina Mendes vorgetragen, untermalt von dissonanten Tönen auf der Orgel, die der Erlanger Komponist Klaus Treuheit dem Kircheninstrument entlockt.

Die brasilianische Künstlerin Mendes schickt zu ihrer Arbeit, die sich von der Decke der St. Bartholomäus-Kirche in Eschenau wie ein langer Teppich in den Altarraum wölbt, nicht nur eine Videodokumentation, sondern auch sehr persönliche Gedanken und Empfindungen mit. Sie umrahmen die Vernissage, zu der Pfarrer Martin Irmer sowie Gerd Höppner vom Verein Ponte Cultura nicht nur Besucher, sondern auch Künstler begrüßen.

Mitte der 1980er Jahre hatte Initiatorin Marianne Stüve nach einem Brasilienaufenthalt den Verein gemeinsam mit ihrem Mann gegründet, um die Verbindung mit dem südamerikanischen Land nicht abreißen zu lassen. Seither treffen sich brasilianische und fränkische Künstler regelmäßig zum Austausch. Die meisten der Arbeiten, die in St. Bartholomäus ausgestellt sind, entstanden 2014 in Südfrankreich, bei einem gemeinsamen Workshop der Gruppe in Collorgues. Auch über die Liebe und andere Themen haben sie schon Gemeinschaftsausstellungen gemacht.

Ocker auf Leinwand

Nun widmen sich die Künstler dem Meer, aber auch der Zerstörung unserer Zivilisation. Sehr persönlich beschäftigen sich die Arbeiten der Ausstellung mit der Frage, ob die Erde im 21. Jahrhundert noch im Gleichgewicht ist. Dem Raubbau an den Ressourcen halten die Künstler die Schönheit und die Möglichkeiten der Natur entgegen: so sind etwa auf dem Bild von Fernanda Amalfi aus Sao Paulo natürliche Ockerfarben aus dem Boden auf die Leinwand gestrichen.

Stefani Peter hat einen filigranen Baum als zentrales Motiv einer Umwelt, die es zu schützen gilt, auf Stoff gebannt. Anna Handick aus Nürnberg hat schwarzumrandete Kunststoffformen ausgeschnitten, die schön anzusehen sind, aber auch bedrohliche Altlasten sein könnten. Der Nürnberger Künstler Fred Ziegler wiederum sorgt für positive Gefühle und lässt die Sonne scheinen in seinem kräftig gelben Holzbild aus Stuhlbeinen, das Teil einer Serie ist. Das Material dazu fand er einst bei einem Besuch in Tel Aviv.

Und auch der Glaube und seine Symbole spielen in der Ausstellung eine Rolle, die der Kunsthistoriker Günther Braunsberg an diesem Abend den Besuchern näher bringt: So sind Handy-Platinen und Rohre in den Kreuzen des Bildhauers Thomas Volkmar Held verbaut. Technik als Fluch und Segen zugleich.

Begleitet wird die sehenswerte Ausstellung in St. Bartholomäus, die 2017 auch nach Fortaleza in Brasilien gehen wird, von einem Foto- und Filmvortragsabend, der sich am Freitag, 19. Februar, ab 19 Uhr mit dem Raubbau der brasilianischen Regenwälder beschäftigt.

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