Fische machen sich aus dem Staub

23.8.2018, 18:00 Uhr
Fische machen sich aus dem Staub

© Foto: Harald Sippel

Die gute Nachricht vorneweg: Die Grundwasser-Situation im Landkreis Forchheim ist nicht angespannt, sagt Gabriele Trommer. Dann folgt das große Aber: Kleinere Quellen seien durchaus versiegt und Bäche teilweise ausgetrocknet, so etwa der Brandbach in Neunkirchen. Die Wiesent und die Aufseß in der fränkischen Schweiz führen zwar noch Wasser, aber auf einem niedrigen Niveau.

Was Trommer sagen will: Auch wenn der Bach noch fließt, sollte derzeit kein Wasser zum Gießen entnommen werden. Ein Appell den die promovierte Fachfrau an die Bürger richtet und auch erklärt warum.

Damit geht es weg von Zentimeterangaben und Durchschnittswerten, hin zu dem was die Trockenheit mit dem Ökosystem Bach/Fluss/Teich macht. Die Fische haben Reißaus genommen und sind mit den sinkenden Pegelständen in die Unterläufe geschwommen, da wo noch genügend Wasser fließt. Ein großflächiges Fischsterben ist deshalb wohl ausgeblieben, sagt Gabriele Trommer.

Die Kleinstlebewesen allerdings hatten diese Chance nicht: Schnecken, Insektenlarven, Bachflohkrebse und andere Mini-Wasserbewohner. Das Gleiche gilt für die Bach- und Fluss-Pflanzen. Wo noch Pfützen vorhanden sind oder etwas Wasser vor sich hin dümpelt, da haben sie Überlebenschancen. Wo es trocken ist, da herrscht Totenruhe.

Von den Kleinstlebewesen und Pflanzen hängt es aber ab, wie schnell sich das Ökosystem wieder erholt, wenn es zu regnen beginnt. Denn ohne Nahrung fühlt sich auch der Fisch im wasserreichsten Flusslauf nicht wohl. Die Insekten-Population braucht etwa ein halbes Jahr, um sich zu erholen, Schnecken sind offenbar auch beim Fortpflanzen etwas langsamer, Trommer setzt etwa ein Jahr an.

Thomas Speierl, Leiter der Fischereifachberatung beim Bezirk Oberfranken in Bayreuth, sagt: "Wenn Bäche austrocknen, geht die Artenvielfalt zurück. Noch verbliebene Tümpel werden von Fischreiher, Fischotter oder dem Fuchs ausgeräumt. Eine Neubesiedlung ist wegen Wanderhindernissen oft schwierig."

Bauchschmerzen bereitet Thomas Speierl der seit 2014 anhaltende Trend zu Hitzeperioden und niederschlagsarmen Sommern. Vor allem in den Oberläufen der Bäche schaue es extrem schlecht aus. Sogenannte Kaltwasserfische wie Forelle oder Äsche vertrügen Wasser-Temperaturen von mehr als 18 oder 19 Grad Celsius nicht. Auch heimische Krebsarten überleben die lange Trockenheit erfahrungsgemäß nicht. In den vergangenen zehn Jahren seien 80 Prozent der Bestände verloren gegangen. Ursache: Krebspest und Wasserbelastung.

Was die Teiche betrifft, so treiben Regenmangel (schon seit dem Frühjahr) und die aktuelle Hitze die Teichwirte zum frühzeitigen Abfischen. Der Ertrag wird nicht gerade üppig ausfallen.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat die extreme Trockenheit in seinem aktuellen Niedrigwasser-Informationsdienst dokumentiert. Demnach bleibt das bisherige Sommerhalbjahr trotz lokaler gewittriger Starkniederschläge bayernweit zu trocken. Die Niederschlagssumme vom 1. Mai bis zum 9. August umfasst in Nordbayern 175 Millimeter, das sind 67 Prozent vom Mittel 1981 bis 2010.

Insgesamt sind im Sommerhalbjahr 2018 bisher mehr als doppelt so viele Sommertage (Höchsttemperatur 25 Grad Celsius oder höher) aufgetreten als im langjährigen Mittel. Ausgetrocknete Fließgewässer werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft vermehrt ein Thema werden, "das ist keine einmalige Situation", erläutert Andrea Künzl, stellvertretende Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Hof.

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