Franz holt ersten Bundesliga-Sieg für Herrmann Radteam

11.9.2018, 18:00 Uhr
Der große Moment: Marcel Franz fährt über die Ziellinie.

© Foto: Alexander Simchen Der große Moment: Marcel Franz fährt über die Ziellinie.

Schon als es auf die Zielgerade ging, wusste er, dass er das Ding jetzt rocken würde. "Ich bin der Schnellste der Gruppe gewesen", sagt Marcel Franz selbstbewusst. Als er also gemeinsam mit vier anderen Rennradlern um die letzte Rechtskurve sauste, schon als er als Erster in diese Kurve ging, da wusste er es bereits: Marcel Franz würde seinen ersten Bundesliga-Sieg holen, den ersten Bundesliga-Sieg für das Herrmann Radteam überhaupt.

Im Schlusssprint setzte sich Franz gegen Jonathan Dinkler (P&S Thüringen) und Jan Tschernoster (Heizomat rad-net.de) durch. "Ich bin zum Sprint angetreten, ein paar Meter vor dem Ziel habe ich gesehen, dass der Vorsprung reicht. Da ist eine große Last abgefallen", sagt der 22-Jährige. Dass er sich auf den letzten Metern so stark einschätzte, soll dabei keineswegs arrogant sein. "Unter den Fahrern kennen wir uns alle. Ich wusste, ich habe in diesem Jahr schon Erfolge im Sprint eingefahren, das ist eine meiner Stärken."

Und diesmal war Franz auch in der Position, wirklich um den Tagessieg zu sprinten. Bereits nach 40 Kilometern des 117 Kilometer langen Rennens war der gebürtige Brandenburger Teil einer sechsköpfigen Spitzengruppe. Zwar holte das Feld diese nach 40 Kilometern wieder ein, doch die Unruhe blieb. Viele versuchten es mit eigenen Attacken, so entstand schließlich rund 25 Kilometer vor dem Ziel die Fünf-Mann-Gruppe, aus der Marcel Franz am Ende als Sieger hervorging.

"Ich könnte nicht stolzer sein", sagt er selbst. "Es war für mich ein sehr wichtiger Sieg, und für das Team war es historisch." Wie historisch, das war dem Rennradfahrer zunächst gar nicht so bewusst. Zu Beginn dieser Saison hatte sich Franz dem Team angeschlossen. Für die Baiersdorfer ist es die zweite Saison in der Bundesliga. Das Ziel war der erste Tagessieg im Einzel, im vorletzten Rennen in Sebnitz hat es nun geklappt. "Das habe ich auch dem Team zu verdanken", sagt Franz. Seit Anfang des Jahres habe er die Unterstützung seiner Mannschaft gespürt — auch in Phasen, in denen er Rückschläge zu verkraften hatte. Im Juni bei der Deutschen U23-Meisterschaft zum Beispiel.

Da war Franz als Zweiter ins Ziel gekommen, doch aus für alle unverständlichen Gründen hatte die Jury den Baiersdorfer mit einer Strafe belegt. Der Vizetitel war futsch. Und der Frust war groß. "Für mich war die U23-DM das Rennen des Jahres", sagte der Unglückliche damals. "Zuerst war ich super happy, dann fühlte es sich an wie ein freier Fall." Es war der bitterste Moment in der jungen Sportlerkarriere. "Ein Sturz ist ein Kinderspiel dagegen." Im September folgte nun der wohl beste Moment. Auch das zeigt, wie schnell es gehen kann im Leistungssport.

Für das Herrmann Radteam ist es der zweite große Erfolg innerhalb von nur zwei Wochen. Zuletzt hatten sich die Zeitfahrer bei der Deutschen Meisterschaft den Mannschafts-Titel gesichert. Schon das war: historisch. Nun legten die Allrounder in der Bundesliga nach. "Wir sind offensiv ins Rennen gegangen", sagt Marcel Franz. "Wir hatten Selbstvertrauen nach dem Titel in der vergangenen Woche." Er selbst konnte nun "bedenkenlos fahren".

Das Wichtigste war der erste Sieg im Einzel-Rennen. Doch auch die anderen Baiersdorfer lieferten ab. Florenz Knauer gewann den zweiten Sprint des nachfolgenden Feldes und landete auf Rang sechs. Christopher Hatz festigte durch Platz 13 seinen dritten Gesamtrang. Marcel Franz liegt in diesem Klassement nun auf Platz fünf. In der Tages-Wertung holte das Herrmann Radteam so auch den Mannschaftssieg.

Ein Straßenrennen steht noch an, am 7. Oktober am Bilster Berg. Die Baiersdorfer liegen in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz, diesen wollen sie unbedingt halten. Nach den Ergebnissen von Sebnitz aber könnten sie auch die Führenden, das Team Lotto-Kern Haus, angreifen. Das allein ist schon eine Überraschung, schließlich ist der Tabellenführer mit dem ehemaligen Baiersdorfer Florian Nowak in dieser Saison so gut wie unschlagbar gewesen.

Zwölf Punkte Rückstand sind es aktuell. Klingt wenig, ist aber viel. "Da muss bei uns sehr viel positiv laufen", sagt Franz. Das Herrmann-Team müsste die Mannschafts-Wertung gewinnen, der Spitzenreiter lediglich Vierter werden, "und selbst dann sind wir punktgleich". Es würde auf Rechenspiele hinauslaufen, auf die sich noch niemand einlassen will. Dann lieber erst einmal den Schlusssprint abwarten. Vielleicht ist dann schon alles entschieden.

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