Fridays For Future in Erlangen: Protest oder Kinderquatsch?

16.3.2019, 14:30 Uhr
800 Teilnehmer haben am Freitag in Erlangen demonstriert.

© Harald Sippel 800 Teilnehmer haben am Freitag in Erlangen demonstriert.

Die Fridays for Future Demos sind doch nichts weiter als ein Vorwand, die Schule zu schwänzen. Den Protesten fehlt jegliche Glaubwürdigkeit, weil sie zur Unterrichtszeit stattfinden.

Nicht alle Proteste finden immer zur Schulzeit statt. Es wird auch an schulfreien Tagen gestreikt, zum Beispiel wurde am Weltfrauentag in Berlin trotzdem demonstriert – obwohl die Schüler frei hatten. Wir streiken und demonstrieren konsequent freitags – und das zeigen solche Demonstrationen außerhalb der Schulzeit sehr gut auf.

Louisa Schocke (li.) und Florian Fischer sind Teil des Organisations-Teams von Fridays For Future in Erlangen. Sie beantworten stellvertretend unsere Thesen.

Louisa Schocke (li.) und Florian Fischer sind Teil des Organisations-Teams von Fridays For Future in Erlangen. Sie beantworten stellvertretend unsere Thesen. © Foto: Leonie Schnetz

Da achtet auch niemand von uns darauf, ob es regnet oder Minusgrade herrschen. Außerdem muss man anmerken, dass sehr viele junge Menschen "das Alles", also die gesamte Bewegung mit inzwischen über 280 deutschen Ortsgruppen, komplett in ihrer Freizeit organisieren. Und das nimmt eigentlich unsere gesamte Freizeit ein.

Für eine ernstzunehmende Beteiligung fehlt den Kinder-Demonstranten das Expertenwissen. Das ist eine Sache für Profis – sagt ja auch FDP-Politiker Christian Lindner.

Wir haben in den Schulen und Universitäten genug gelernt, um zu verstehen, was die Klimakrise bedeutet und das endlich gehandelt werden muss. Bei unseren Forderungen werden wir nun auch von 12.000 Wissenschaftlern, darunter die führenden Klimaforscher Deutschlands, unterstützt. Das sind die wirklichen Profis auf diesem Gebiet, nicht die Politiker. Wir sind vereint hinter den Fakten, die uns die Wissenschaft liefert. Eigentlich teilen wir also Herrn Lindners Meinung und fordern, dass die wirklichen Profis, also die Wissenschaftler, endlich gehört werden.

Eine Demo ohne konkrete Vorschläge ist ein Happening und bringt nichts. Hauptsache gegen die anderen hetzen!

Wir haben ganz konkrete Forderungen. Die älteren Generationen sollen sich erst einmal an ihre Versprechen wie das 1,5-Grad Ziel von Paris halten. Damit Deutschland das noch erreichen kann, ist zum Beispiel ein Kohleausstieg bis spätestens 2030 notwendig. Unser Vorschlag und damit der Sinn unserer Bewegung ist es, die Welt wachzurütteln und wieder aufmerksamer zu machen, und das passiert gerade. Also bringt es ja schon jetzt was. Man muss sich nur mal umschauen was gerade alles in Bewegung gesetzt wird. . .


Schüler streiken in Erlangen für Fridays For Future


Den "Alten" vorwerfen, sie machen die Welt der Jungen kaputt, ist mehr als armselig. Ärmel hochkrempeln und selbst anpacken – und nicht immer nur motzen!

Genau das ist doch das, das wir gerade tun: Wir handeln. Da die meisten von uns noch minderjährig sind und nicht wählen dürfen, bleibt uns nur der Protest als Form von politischer Beteiligung. Wir sehen eine Grenze und stellen uns jetzt auf die Straßen und schreien möglichst laut "Stopp", damit alle, die es bis dahin noch nicht wussten oder ignoriert haben, das auch endlich sehen.

Deutschlandweit hat sich schon ein riesiges Fridays-For-Future-Netzwerk aufgebaut, was klar aufzeigen sollte, dass wir mehr als gewillt sind etwas zu tun – und auch schon dabei sind.

Die gestellten Forderungen beachten nicht, dass mit deren Erfüllung eine Vielzahl von Arbeitsplätzen wegfallen.

Wir haben diese Aspekte beachtet. Deshalb ist es uns auch so wichtig, dass alle Lösungen sozialverträglich sind. Aber dass der Kohleausstieg unabwendbar ist, steht seit 40 Jahren fest. Dass die Politik trotzdem weiterhin diesen Sektor als "sicher" beworben hat, ist nicht unsere Verantwortung.

Sowohl Politik als auch Unternehmen haben die Planungen des Kohleausstiegs verschlafen, als wir alle noch gar nicht auf dieser Welt waren. Und trotzdem fühlen wir mehr Verantwortung gegenüber solchen Themen wie dem Kohleausstieg als eben diese Politikerinnen und Politiker. Dass sich da irgendwo ein Fehler im System befindet, sollte ja wohl offensichtlich sein.

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