Frisst Autobahnbaustelle ein Kinderfußballfeld?

25.1.2018, 15:00 Uhr
Frisst Autobahnbaustelle ein Kinderfußballfeld?

© Foto: Harald Sippel

Vielleicht kann die Fantasie der Kinder dem Ganzen ja noch klein bisschen Positives abgewinnen – von Kindern, heißt es ja, kann man gerade in Sachen Fantasie so einiges erwarten. Ein Sportplatz etwa, auf dem man sich trifft, um Fußball zu spielen, kann in einem Kinderkopf schnell zu einem Stadion wachsen, mit 80 000 Fußballfans, mit Bengalos und einem Fanblock, der den eigenen Namen skandiert.

Sicher war das bislang auch beim SC Eltersdorf der Fall, der sein Sportgelände ungünstigerweise dort hat, wo sich A73 und A3 vereinen. Dieser Knotenpunkt wird gerade für sehr viel Steuergeld und Nerven der Anwohner umgebaut, vergrößert, ja, man möchte sagen: regelrecht gigantisiert. Was lange Zeit die Fantasie der Kinder nicht störte: Die Bauzäune, die hinter der Seitenauslinie aufgebaut wurden, wirken ja fast ein wenig wie aus einem großen Fußballstadion.

Was aber dahinter steht, sind keine Fans, sondern Müllcontainer, riesige Kanalrohre, Schotter- und Schuttberge. Was man eben so braucht, wenn man eine Baustelle betreibt. "Bisher war das nicht schön, jetzt aber wird es schlimm", sagt Werner Schmidt, der stellvertretende Vorsitzende des SCE.

Für die Baustelle wird eine größere Zufahrt für Baumaschinen benötigt, für die der SCE rund 50 Quadratmeter seines Vereinsgeländes zur Verfügung stellen muss – "im Planfeststellungsbeschluss ist für das Sportplatzgelände eine vorübergehende Inanspruchnahme verankert", lässt die Autobahndirektion Nordbayern auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilen. Zwar sei diese bislang noch nicht eingetroffen, schreibt die Sprecherin weiter, für 2018 aber sei ein Verzicht wohl nicht mehr möglich, da sich auf Höhe des Sportplatzes ein Nadelöhr befinde. Immerhin: "Wir bemühen uns (. . .) die Inanspruchnahme-Fläche als auch Inanspruchnahme-Zeit möglichst gering zu halten."

Doch schon vier bis sechs Wochen, sagt Werner Schmidt, seien für den Verein ein großes Problem: "Uns bricht ein Kleinsportfeld weg. Derzeit wissen wir noch nicht, wo und wie wir die rund 300 Jugendlichen, die darauf angewiesen sind, vertrösten." Schlimmer noch: Mit dem Abrücken der Bagger ist das Feld ja nicht automatisch wieder bespielbar, "das wird Monate dauern."

Ein großes Problem sei auch die Vergabepraktik an Baustellen: "Ständig sind wir in Gesprächen, weil immer ein neuer Auftragnehmer zuständig ist. Was heute zugesichert wird, steht morgen von einer anderen Person wieder zur Debatte", sagt Schmidt.

Immerhin naht in einer anderen großen Sorge Hilfe: "Damit kein fliegender Fußball einen Unfall auslösen kann, ist uns beim Bau eines großen Fangzauns Hilfe von Seiten des Sportamts zugesichert worden", sagt Schmidt. Der Fangzaun vor der Autobahn könnte ähnlich groß werden wie der des Dortmunder Westfalenstadions. Die Kinder mit Fantasie wird das freuen.

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