Funky Erlangen: "Zapp" im E-Werk

23.7.2017, 11:00 Uhr
Funky Erlangen:

© Rainer Windhorst

Nein, die Jungs hatten wir nun wirklich nicht mehr auf der Pfanne. "Zapp", das ist im musikhistorischen Bewusstsein ein Relikt aus den Achtziger Jahren: Schnurgerader Elektro-Funk mit Bum-Batsch-Beat, schmatzenden Synthie-Bässen und Talk-Box, dem analogen Vorreiter des heute inflationär eingesetzten Vocoder-Effekts.

Im Grunde war der Sound der Band um die Troutman-Brüder Roger, Larry, Lester und Terry eine Fortführung des P-Funk, den George Clinton in den Siebziger Jahren mit seinen Parliament/Funkadelic-Projekten etabliert hatte. Kein Wunder – schließlich hatten Clinton und Bassist Bootsy Collins die Truppe in ihren Anfangstagen enorm gefördert. Während "Zapp" in den Achtzigern in verschiedenen Inkarnationen beachtliche Erfolge feierten, überlebte ihre Musik das folgende Jahrzehnt vor allem in Hiphop-Samples. Die Band selbst fand 1999 ein tragisches Ende: Larry erschoss erst seinen Bruder Roger, dann sich selbst. Das Motiv ist bis heute unklar. Doch wie jeder Funk-Jünger weiß: "There ain’t no party like an oldschool-party, ’cause an oldschool-party don’t stop!"

Und so turnen die verbliebenen Brüder mitsamt einer Truppe aufgedrehter Funk-Brothers 18 Jahre später in "Örlangen, Germany" mit hyperaktivem Bewegungsdrang über die Bühne, lassen die stumpfen Beats gnadenlos peitschen, wechseln mindestens fünfmal die Instrumente (Umhänge-Keyboards!) und zehnmal die Glitzeranzüge, tauschen ihre weißen Hüte gegen Afro-Perücken, schwenken die Arme und geben in einem fort neue Party-Parolen aus: "Shake it, baby, shake it!" Und das Publikum schüttelt sich, wie ihm geheißen ward und nein, sie wollen noch nicht nach Hause, sie wollen lieber Party-all-night-long, danke der Nachfrage. 

Und während auf der Bühne weiter unablässig die Talk-Box (die mit ihrem Gummi-Schlauch aussieht wie ein Beatmungsgerät) über die Bretter gerollt wird, Pirouetten gedreht werden und es so lustig zugeht wie bei einer Faschingsfeier auf Koks, kann man fast vergessen, dass hier eines doch ein wenig zu kurz kommt: die Musik. Dass Funk weder durch harmonisch-melodische noch durch lyrische Höhenflüge punktet, ist klar, doch auch die Grooves wirken auf Dauer ziemlich gleichförmig. Und woher auf einmal diese funky Scratch-Gitarre kommt, obwohl doch weit und breit keine Gitarre zu sehen ist, ist eine Frage, über die sich wohl nur kleingeistige Musikkritiker Gedanken machen. Nicht denken, schütteln!

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