Für Bewohner eines Altenheims in Erlangen Plätzchen gebacken

15.12.2018, 16:00 Uhr
Für Bewohner eines Altenheims in Erlangen Plätzchen gebacken

© Celine Koch

Am Ende der Killingerstraße, ganz in der Nähe der Regnitz, steht der weiße Neubau der ersten humanistischen Kinderkrippe Erlangens, der aktuell knapp 40 Kinder beherbergt und dessen Pädagogen ein ganz besonderes Projekt ins Leben gerufen haben. "Generationenflüstern" nennt es sich.

Der Startschuss wurde dafür in diesem Dezember mit einem vollen Backblech und vielen backfreudigen Kindern gemacht, die für das benachbarte Altersheim tütenweise Plätzchen vorbereitet haben. "Jeden zweiten bis dritten Tag backen wir", erzählt Heike Landin, Kinderpflegerin in der Krippe.

Dabei ist die Idee hinter dem Projekt, die verschiedenen Generationen zu vereinen. Dafür soll es eventuell im nächsten Jahr auch weitere Unternehmungen geben, wie zum Beispiel ein Straßenfest mit dem Altersheim zusammen. "Die meisten Leute können sich nicht vorstellen, dass man so etwas auch mit Krippenkindern machen kann", bemerkt Heike Landin. "Wir führen dabei Generationen zusammen", erklärt die Leiterin der Krippe Eileen Wagner.

Viele Kinder in Erlangen würden oft nicht mehr mit älteren Menschen in Kontakt kommen, da die Großeltern meistens zu weit weg wohnen, für einen kurzen Besuch, so zumindest Wagner. Und um möglichen Kontaktängsten entgegenzuwirken, entschieden sie sich dafür, mit dem Altenheim zu kooperieren. "Kinder sehen die Welt anderes. Ich glaube wir können viel von Ihnen lernen", betont die Leiterin der Einrichtung lächelnd.

Damit das Projekt dann reibungslos funktioniert, mussten Anfang Dezember auch fleißig Haferplätzchen gebacken werden. Den Teig, dessen Rezept auf der braunen Hochebene in der Küche der Krippe liegt, hat die Erzieherin Vanessa Konzog vorbereitet.

Kaum hat Konzog die Teig-Schüssel auf den Tresen gestellt, steigen schon die ersten Kinder freudig auf die hölzerne Erhöhung, durch die sie dann fast auf Augenhöhe mit den Erwachsen stehen und natürlich richtig mit anpacken können. Das wissen auch die Pädagogen zu schätzen. "Ich hab auch schon in Einrichtungen gearbeitet, da gibt es so etwas nicht", erklärt Konzog und wirft einen letzten prüfenden Blick auf den Teig. Kurze Zeit später geht es dann auch endlich los, und die Kinder formen fröhlich den Plätzchenteig zu kleinen Kugeln.

"Super Julian! Klasse", lobt Landin ihren kleinen Schützling, der viel Spaß am Backen hat. Ein paar kleinere Krümel fallen den Kindern beim Formeln ihrer Kugeln herunter, aber das macht nichts, denn am Ende kommen zwei volle Bleche zusammen. "So macht", sagt der kleine Rafael und zeigt stolz, wie gut er seine Plätzchen schon rollen kann. Und gut machen das alle, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten Kinder gerade ein mal zwei Jahre alt sind.

Der Lieblingspart vieler Kinder, das Naschen des Teigs, musste aber bei den Haferplätzchen leider ausfallen, da der Teig Eier enthält. Normalerweise ist aber kein Ei drin, da können die Kinder dann auch mal naschen", erzählt Heike Landin schmunzelnd. Während Vanessa Konzog dann die Bleche in den Ofen schiebt, stellen sich die Kinder bereits brav in Reihe und Glied zum Hände waschen auf — Hygiene geht schließlich vor. Danach dürfen sie dann aber auch wieder das machen, was ihnen am meisten Spaß macht: Toben und Spielen im Bewegungsraum der Krippe.

Vier Tage und einige Plätzchen später ist es dann soweit, die Kinder treffen das erste Mal auf diejenigen, für die sie in den letzten Tagen so fleißig gebacken haben. Dabei werden sie aber nicht nur die Plätzchen verteilen, sondern auch noch das bei den Kindern so beliebte "Schneemannlied" singen. Um zwanzig vor elf erfüllt dann lautes Schnattern den Eingangsbereich, als Heike Landin den Kindern beim Schuhe anziehen hilft. Acht Kinder dürfen heute mit, der kleinste von ihnen, Alexander, ist gerade mal anderthalb.

Kaum sind alle Schuhe und Jacken angezogen, geht es auch schon mitsamt Bollerwagen den kleinen Weg entlang, der direkt zum Altenheim führt. "Ich hab gestern noch gebacken", erzählt Julian, der sich am hinteren Teil des Bollerwagens festhält und mit der freien Hand stolz auf die vielen Plätzchen zeigt, die sicher im Inneren des Wagens verstaut sind. Butterplätzchen, Spritzgebäck, Kipferl, Haferplätzchen — die Auswahl an Keksen ist groß.

Im Altersheim angekommen, wirken die Kinder anfangs noch etwas verschüchtert — aber das soll sich schnell ändern. Von Kontaktängsten ist bei manchen Kindern dann nicht mehr viel zu spüren. Artig geben sie die Hand oder schauen sich neugierig um.

"Schön brav seid ihr, ganz süß", lobt die Anwohnerin Hedwig Hopperdiezel die Kinder begeistert. "Wenn ihr singt, freut uns das sehr." Eine weitere Anwohnerin geht sogar vor und streichelt einem kleinen Jungen über die Backe. "So goldig", sagt sie. Und dann geht es auch endlich mit dem Lied los und die Kinder tauen mehr und mehr auf.

"Hüpfen, springen auf einem Bein", singen die Kinder und ahmen die Bewegungen von Heike Landin nach. Nach einem lauten Applaus, werden auch schon die vorbereiteten Plätzchenteller von den Kindern verteilt. "Ganz lecker", schwärmt Wieland Schödel von den selbstgebackenen Keksen. "Nächstes Mal singen wir dann alle mit", beschließt Schödel glücklich.

Daraufhin verspricht ihm Heike Landin: "Dann singen wir einfach Schneeflöckchen-Weißröckchen". Es war nämlich nicht das letzte Mal in der Adventszeit, dass die Kinder das Altenheim besuchen — auch in der nächsten Woche werden wieder von ihnen Plätzchen verteilt.

Und auch der Leiter der Einrichtung am Erlenfeld, Günter Daubenmerkl, weiß, wie wichtig solche Projekte für seine Bewohner sind. "Das ist einfach eine Freude."

Vier Tage und einige

Plätzchen später.

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