Gebärdendolmetscher beim Figurentheater-Festival

24.5.2017, 10:19 Uhr
Gebärdendolmetscher beim Figurentheater-Festival

© Harald Sippel

In der Mitte der Bühne steht der Teufel. Also eigentlich Neville Tranter. "Deine Zeit ist gekommen", sagt er, und es ist klar, dass der Teufel nichts Gutes mit Jesus vorhat. Am vorderen linken Rand der Bühne sitzt Kirstin Oehme-Mattheis. Sie übersetzt die englischen Sätze in die deutsche Gebärdensprache. Auch das Lamentieren Gottes übersetzt sie und die heftigen Ausbrüche des Kapitäns. Nur das Kauderwelsch des Steuermannes lässt sich nicht wiedergeben. Es ist auch in der gesprochenen Sprache nicht verständlich. Dass dies so ist, gebärdet die Dolmetscherin ebenfalls.

Die Zuschauer, für die Kirstin Oehme-Mattheis diese Arbeit macht, wurden in der Stuhlreihe direkt vor ihr platziert. Andere, die die Gebärdensprache nicht verstehen, sehen eine Frau, die vielerlei Bewegungen mit ihren Händen, Armen, auch mit dem Kopf macht. Es wirkt für sich genommen wie eine ganz eigene Art von Figurentheater.

"Das wirkt oft auf viele so", weiß Kirstin Oehme-Mattheis. "Aber es ist nur eine Übertragung der Lautsprache in die deutsche Gebärdensprache." Eine Theateraufführung zu dolmetschen, war eine Premiere für sie. Bei Kulturveranstaltungen in Erlangen hatte sie allerdings zuvor schon Einsätze: letztes Jahr beim Poetenfest bei Herta Müller und beim Comicsalon.

Jetzt also Theater. Und gleich die Herausforderung, vom Englischen in die deutsche Gebärdensprache zu übersetzen. Und außerdem: "Man muss sehr nah dran sein." Das geht nur mit guter Vorbereitung. Mit dem Text und einem Probenmitschnitt hat sie geübt. Sie komme selbst aus dem Theaterbereich, gesteht sie. In München studierte sie Theaterwissenschaft, am Theater Erlangen hat sie eine Zeit lang die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht, bevor sie sich in Hamburg beim Studiengang Gebärdensprachdolmetschen einschrieb. Inzwischen lebt sie in Nürnberg und ist eine von 22 Dolmetschern in Mittelfranken. Vier große Bereiche decken diese ab: das Arbeitsleben, den medizinischen Bereich, Schule und alle Ämterangelegenheiten.

Das Figurentheater ist nun eine besonders schöne Aufgabe. Mit ihrer Kollegin Bettina Lambert ist sie am Mittwoch, 24. Mai, im E-Werk bei den beiden Aufführungen des Hijinx Theatre ("Meet Fred") und auch beim Inszenierungsgespräch nach der ersten Aufführung dabei. Außerdem am Samstag, 27. Mai, um 15 Uhr in der "Garage" bei Thalias Kompagnons.

Gehörlose können sich anmelden bei barrierefrei@figurentheaterfestival.de oder unter der Fax-Nummer 09131-861411.

Alle Infos zum Figurentheater-Festival unter www.figurentheaterfestival.de

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