Großgeschaidter Eierweiber schmücken Brunnen

3.4.2015, 06:00 Uhr
Großgeschaidter Eierweiber schmücken Brunnen

© Scott Johnston

Seit einiger Zeit hat sich ein bundesweiter Tourismus zu den Osterbrunnen etabliert. Reisebusse fahren die Besucher vor allem durch die Fränkische Schweiz. Hier hielt der Bieberbacher Brunnen viele Jahre den Guiness-Rekord mit weltweit den meisten Eiern (über 10 000).

Ganz so viele sind es in Großgeschaidt nicht, doch geht es den Organisatorinnen mehr um Klasse als um Masse. Deshalb versäumt es auch kaum ein weit angereister Busfahrer, einen Abstecher zu dem Heroldsberger Gemeindeteil zu unternehmen.

„Rekorde wollen wir keine brechen“, hebt Betty Walther hervor, die mit weiteren Helfern für die Gestaltung verantwortlich ist. Leicht fällt das nicht immer, „denn wir werden nicht jünger“, so die 64-jährige Großgeschaidterin.

Die Älteste der „Eierweiber“ ist 83 Jahre. Nachwuchs zu finden, stellt keine einfache Aufgabe dar. Betty Walther: „Die Jüngeren haben heute meist andere Sachen im Kopf, gehen neben der Arbeit im Beruf, im Haushalt und für die Familie lieber anderen Freizeitbeschäftigungen nach. Oft springen sie ab, wenn sie merken, dass man bei den Vorbereitungen regelmäßig kommen muss, damit alles rechtzeitig fertig wird.“ Während der vergangenen fünf Jahre ist die Zahl der Frauen, die Betty Walther unterstützen, von 15 auf zehn gesunken. Daher ist es durchaus fraglich, ob der Großgeschaidter Osterbrunnen noch lange Zeit in dieser Form gestaltet werden kann.

Zumindest die beiden Männern bleiben bei der Stange. Sie sind unter anderem für das Säubern des Brunnens zuständig, in dem sich über das Jahr hartnäckige Algen festsetzen. Außerdem kümmern sie sich um die Girlanden mit einem Gesamtmaß von 80 Metern. Der Buchs muss geschnitten, aufwendig gebunden und drapiert werden. Parallel dazu heißt es für die Frauen: Eier auspusten und bemalen! Beschädigte Exemplare sind zu ersetzen. Und natürlich versucht man, mit neuen Motiven für Abwechslung zu sorgen.

Anders als bei manch anderen Osterbrunnen favorisieren die Großgeschaidterinnen nach wie vor das Natur-Ei. „Das hat einfach mehr Flair“, betont Betty Walther. Einen Vorteil freilich besitzt Plastik: Es geht nicht so leicht kaputt.

Das Problem ist nämlich, dass manche Besucher genau wissen wollen, ob das jeweilige Ei echt ist. Sie drücken mit den Fingern dagegen – und schon ist die Schale eingedellt. Deshalb haben sich die Eierweiber zu einem kleinen Zugeständnis entschlossen: Die großen Gänse-Eier rund um die Einfassung des Troges sind aus Kunststoff.

Sie liegen in der Reichweite auch von kleineren Kindern – und die können natürlich nicht widerstehen, mal ordentlich hinzupatschen. Schließlich wurden diese Eier auch noch mit berühmten Kinderbuch-Figuren wie Prinzessin Lillifee, Biene Maja, dem tapsigen Bären Winnie Puuh und dessen Freund Tigger bemalt.

Und zu einem halten die Frauen weiterhin, mag es noch so schwer fallen: zum 1. FC Nürnberg. Ein Eierkranz besteht aus den Emblemen der großen deutschen Fußballvereine. Trotz aller Krisen, Rückschläge und vermeidbarer Niederlagen darf da „der Club“ selbstverständlich nicht fehlen.

Vier Wochen lang waren die zehn Frauen und zwei Männer jeden Tag damit beschäftigt, das Areal beim Gerätehaus eindrucksvoll herzurichten. Beliebt ist auch das Brunnencafé am Karfreitag. Selbst bei schlechtem Wetter ist hier der Andrang groß.

Notfalls wird in das Feuerwehrhaus ausgewichen.

Manche Gäste verbringen dann den ganzen Tag dort, beginnen mit dem Frühstück, gehen mittags beispielsweise zu Fischbrötchen über und laben sich am Nachmittag an leckeren Torten und Kuchen. Gesprächsstoff gibt es genug — sei es der aktuelle Dorftratsch oder die turbulente Weltpolitik.

In einem sind sich freilich alle einig: Der Großgeschaidter Osterbrunnen sollte noch viele Jahre so schön geschmückt werden.

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