Gute Berufsvorbereitung für Erlanger Schüler

1.8.2015, 18:00 Uhr
Gute  Berufsvorbereitung für Erlanger Schüler

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Die neue Berufsvorbereitungsklasse (BvK) an der Staatlichen Berufsschule hat sich bewährt. Das betonen alle Akteure, die das Angebot für berufsschulpflichtige junge Menschen ohne Ausbildung auf die Beine gestellt haben. Vier Akteure, die an einem Strang ziehen und nun sagen können: „Es hat sich gelohnt“.

Die Berufsschule hat die Räumlichkeiten gestellt und mit Gottfried Bilke den Lehrer. Das Jugendamt hat die Jugendsozialarbeiterin Regina Mehl vor Ort, die sich nun auch um die Jugendlichen der neuen Klasse gekümmert hat. Die GGFA Erlangen hat die Sozialpädagogin Bettina Essaka zur besonderen Unterstützung der Schüler mehrere Stunden pro Woche in die Klasse geschickt. Sie hat berufsrelevanten Unterricht gegeben, war für Einzelcoachings da, hat motiviert, die Kontaktanbahnung zu potenziellen Ausbildungsfirmen übernommen. Und die Arbeitsagentur hat mit Benjamin Bähring einen Berufsberater für Einzelgespräche aufgeboten.

Das Regelangebot für ehemalige Mittelschüler, die keine Ausbildung haben, aber noch berufsschulpflichtig sind, sind in Bayern die JoA-Klassen. Ein Mal wöchentlich besuchen die Jugendlichen diese Klassen, die es an der Berufsschule Erlangen auch weiterhin gibt. Mit der Berufsvorbereitungsklasse, die an drei Tagen in der Woche stattfindet, geht Erlangen nun einen Sonderweg, der nur möglich ist, weil das Jugendamt ihn finanziert.

54 000 Euro kostet die Maßnahme in einem Schuljahr. Es sei gut angelegtes Geld, findet Wolfgang Schüpferling, Leiter der Sozialen Dienste im Jugendamt, und rechnet vor, dass ein Reha-Fall in Hilfen zur Erziehung – also eine Maßnahme für einen einzelnen Schüler – zwischen 55 000 und 60 000 Euro kosten würde.

„Es steht noch viel Arbeit an, um das Ganze fortzuschreiben und aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen“, sagt Lehrer Gottfried Bilke vorsichtig einschränkend. Doch der augenscheinliche Erfolg — die Vermittlung von 15 Schülern in Ausbildungsplätze — zeigt immerhin, dass der eingeschlagene Weg prinzipiell der richtige ist.

In anderen Städten in Bayern werde mit Interesse verfolgt, was sich da an der Berufsschule Erlangen tue, sagt Michael Strössenreuther, Sachgebietsleiter für Jugendsozialarbeit an Schulen.

Die Entwicklungschance, die die BvK bietet, geht allerdings über das Vermitteln eines Ausbildungsplatzes hinaus. Einige Jugendliche haben die Gelegenheit genutzt, einen Schulabschluss nachzuholen. Die erfolgreiche Teilnahme an der Klasse wird nun auch als Hauptschulabschluss anerkannt. Und darüber hinaus geht es auch um eine Stabilisierung der Persönlichkeit der Jugendlichen. „Die Mittelschüler brauchen oftmals noch Zeit, um ,nachzureifen‘“, sagt Benjamin Bähring.

„Naturgesetz“ überwunden

Wie Martin Maisch, bei der GGFA für die Durchführung der Maßnahme verantwortlich, im jüngsten Bildungsausschuss berichtete, weisen alle BvK-Teilnehmer typische Benachteiligungsmerkmale auf – Belastungen aus dem sozialen Umfeld, die Hälfte habe anfangs auch gesundheitliche Schwierigkeiten gehabt.

Wenn mehrere solcher Hemmnisse kumulieren, so Maisch, sei es gewissermaßen ein „Naturgesetz“, dass die Lebensbewältigung in den Vordergrund trete und die Jugendlichen sich nicht in erster Linie der Verfolgung beruflicher Ziele widmen können.

Offenbar ist es den Jugendlichen nun mit vereinter Hilfe von Seiten des BvK-Teams gelungen, diese Hemmnisse einigermaßen zu überwinden und eine Reifeentwicklung hinzulegen. Geholfen hat sicher, beispielsweise jemanden wie Bettina Essaka an der Seite zu wissen, die zu den Jugendlichen sagt: „Wenn es Probleme gibt, dann ruf`mich an.“

Die Klasse habe das Potenzial entwickelt, dass die Jugendlichen sich auch gegenseitig auffangen, berichtet die Sozialpädagogin. Dann nämlich, wenn sie mal wieder „Pleiten“ bei der Suche erlebt hätten. Im Durchschnitt habe jeder Schüler 40 Bewerbungen eingereicht, die Absagen habe es geradezu gehagelt. „Ich sehe die Firmen in der Pflicht, auch einmal schwächeren Schülern die Chance zu geben, sich vorzustellen und zu zeigen, was sie drauf haben“, sagt Benjamin Bähring.

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