Handwerk in Erlangen fehlt der Nachwuchs

25.5.2016, 15:00 Uhr
Handwerk in Erlangen fehlt der Nachwuchs

© Udo B. Greiner

Bei einer Veranstaltung der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach erklärte er, dass viele Handwerksbetriebe bereits Aufträge wegen des Mitarbeitermangels ablehnen müssten. Ein gewichtiger Grund dafür sei an der Entwicklung der Schülerzahlen in den Erlanger Haupt- und Mittelschulen in den letzten zehn Jahren zu suchen: ein Rückgang von 800, das sind 25 Prozent, vergleichbar der Entwicklung im Bezirk der Handwerkskammer Mittelfranken. Beck: „Dadurch konnten im letzten Lehrjahr Hunderte von Ausbildungsplätzen in unserer Region nicht besetzt werden.“

Die Ursachen? Beck sieht den weit verbreiteten Glauben in der Gesellschaft, die Menschen stünden mit einem Hochschulabschluss auf der besseren Seite der Gesellschaft – sekundiert von der Forderung aus der Politik nach noch mehr Abiturienten und Hochschulabsolventen.

Dazu komme die fehlende Unterstützung des Staates: „Ein Student muss seine Hochschulausbildung nicht bezahlen, ein Handwerksmeister dagegen seinen Lehrgang.“ Becks Fazit: „Großen Teilen der Gesellschaft und der Politik ist nicht bewusst, wo dies hinführt.“ Beck nennt ein Beispiel aus seinem Unternehmen: „Wenn wir für unsere Qualitätssicherung einen Mitarbeiter mit universitärer Ausbildung, zum Beispiel einen Ökotrophologen suchen, kommt auf eine Stellenanzeige eine Vielzahl von Bewerbungen, bei einem Bäcker dagegen nur eine. Das trifft auf fast alle Handwerksberufe zu. Der Markt ist also ziemlich leer.“ Dabei biete das Handwerk in vielen Bereichen durchaus bessere Aufstiegs- und Gehaltschancen. Schlüsselstellen wie Abteilungs- und Schichtleiter, Poliere und Mitarbeiter mit Führungsqualitäten seien zu besetzen. Beck hofft, dass die Bildungspolitiker dies erkennen und nicht immer die Hochschule über das duale System stellen. „Es ist klar bewiesen, dass in Ländern mit dualer Ausbildung wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Jugendarbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-Jährigen eindeutig geringer ist und bei unter zehn Prozent liegt als bei Ländern ohne duale Ausbildung wie Spanien und Portugal, wo über 40 Prozent die Regel sind.“

Ob das Problem durch die Flüchtlinge zu lösen sei? Beck sieht da einen langen Weg. Die ankommenden Flüchtlinge müssten nicht nur die Sprache lernen, sondern auch unsere Gepflogenheiten und Pflichten, was nach Auskunft von Fachleuten etwa zwei bis drei Jahre bedingt. Danach schließt sich die Ausbildung an, was insgesamt einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren ergibt.

Bei der Veranstaltung sprach auch Friedrich Caspers, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung AG, die mit 14 500 Mitarbeitern ein Vermögen von 91 Milliarden Euro verwaltet. In Zeiten noch lange niedrig bleibenden Zinsen muss er zusammen mit seinem Team nach ebenso sicheren wie profitablen Anlagen suchen, um die Auszahlungen zu garantieren. Staatsanleihen und Pfandbriefe machen dabei 42,4 Prozent aus, Aktien dagegen nur 6,3 Prozent.

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