Heroldsberg: Zeitreise mit der „Spider Murphy Gang“

11.7.2016, 19:30 Uhr
Heroldsberg: Zeitreise mit der „Spider Murphy Gang“

© Foto: Scott Johnston

„I ziags net aus, meine Rock´n´Roll-Schuah!“ lautet einer der Songs der Münchner und skizziert damit ihr keineswegs stilles Erfolgsgeheimnis. Den Rock´n´Roll im Blut zu haben, dürfte nicht das schlechteste Anti-Aging-Rezept darstellen, mag rein äußerlich auch das ein oder andere Fältchen beziehungsweise graue Haar hinzugekommen sein.

Das große Vorbild der Oberbayern ist schließlich Chuck Berry, der im Oktober 90 Jahre alt wird und nach wie vor einmal im Monat auf der Bühne rockt. In dieser Altersklasse sind Sigl und Murphy noch nicht angelangt, aber das Temperament scheinen sie von dem Altstar geerbt zu haben.

Dabei war es der Rundfunk-Moderator Georg Kostya, der Ende der 1970er Jahre den Musikern aus der Landeshauptstadt den Tipp gab, die fetzigen Riffs mit bayerischen Texten zu garnieren. Der Rest ist deutsche Rockgeschichte: „Skandal im Sperrbezirk“, „Schickeria“ oder „Ich schau´ dich an“ stürmten unter anderem die Charts.

Diese Hits durften bei dem Heroldsberger Konzert nicht fehlen, doch baute die Gruppe gleichfalls immer wieder neuere Stücke mit ins Programm ein und sorgte so für eine musikalische Frischzellenkur. Damit wurde die Spider Murphy Gang auch ihrem Ruf als mitreißende Live-Band gerecht.

Günther Sigl plauderte humorvoll aus dem Nähkästchen und bezog das Publikum immer wieder in die Show mit ein. Barny Murphy, von den Schuhen bis zur Baseball-Mütze in Rot gekleidet, flitzte über die Bühne wie sein Idol Chuck Berry und legte zudem einige rasante Gitarren-Soli hin.

Die Gründungsmitlieder Michael Busse und Franz Trojan sind längst durch Ludwig Seuss (Keyboards und Akkordeon) sowie Paul Dax (Schlagzeug) ersetzt. Hinzu kommen Willie Duncan (Gitarre, Lapsteel, Bass und Mandoline) sowie Otto Staniloi (Saxofon, Querflöte und Tuba), die zu zusätzlichem Drive beitragen. Willie Duncan die bayerischen Texte beizubringen, sei nicht ganz einfach gewesen, erzählte Sigl. Inzwischen singt der Schotte die Strophen allerdings völlig akzentfrei.

Zirka 1100 Besucher waren zu dem Gig auf dem Heroldsberger Festplatz gekommen. Das herrliche Sommerwetter trug seinen Teil dazu bei, dass bei dem Konzert im Nu der Funke von der Band zum Publikum übersprang. Auch die Spider Murphy Gang hatte sichtlich ihren Spaß an dem Auftritt, so dass die Zuschauer gar nicht so lange klatschen und rufen mussten, um vier Zugaben „herauszuholen“.

Im Vorprogramm heizte zunächst die Gruppe „u.nite“ aus Heroldsberg und Nürnberg ein.

Hervorzuheben ist, dass das Trio nicht nur Rock-Klassiker wie „Livin’ on a Prayer“ von Bon Jovi und „Radar Love“ von Golden Earring souverän coverte, sondern viele Stücke auch mit eigenen Ideen bereicherte und damit weiterentwickelte. Abgelöst wurde „u.nite“ von „Bluestrip“, die demonstrierten, dass Blues über Melancholie hinaus ein recht breite Palette an Gefühlen vermitteln kann.

Keine Kommentare