Humor-musikalisches Rennen rund um Uttenreuth

9.10.2015, 06:00 Uhr
Humor-musikalisches Rennen rund um Uttenreuth

© Foto: Dieter Köchel

Das Menschliche, vor allem die kleinen Schwächen nimmt Wilhelm Wolpert aus Hassfurt aufs Korn – stets mit augenzwinkernder Sympathie. Den verheirateten Franken und den kranken Franken hat er sich in seiner halben Stunde vorgenommen. Selbst wenn seine Witze nicht immer taufrisch sind, entlockt er den beinahe 100 Besuchern im Schwarzen Adler in Uttenreuth wieder und wieder ein Schmunzeln und vernehmbare Lacher.

So, wenn er von den Gedanken eines Mannes zur Silberhochzeit erzählt. „Nach fünf Johr hädd‘ ich se um könne gebring“, erinnert er sich; das hätte ihm allerdings 20 Jahre Gefängnis eingetragen. Andrerseits: „Dann wär i heid a freier Mo.“ Oder zum Thema Krankheit unterhalten sich zwei. Sagt der eine, in Afrika sei das Hirn von einem Affen verpflanzt worden. Erwidert der andere: „Hädd des net besser a Arzt gemacht.“ Kurzweilige 30 Minuten allemal, ehe Wilhelm Wolpert ins nächste Wirtshaus entfleucht.

Schon kommt quasi mit wehenden Fahnen Rolf Baerwald in den Saal, begleitet von Pianistin Anne Schneider. Schnell bauen sie Piano und Notenständer auf — Mist: die Noten in Dormitz vergessen. „Wir sind in zwölf Minuten wieder da“, verspricht der Sänger. Daraus wird eine halbe Stunde. Sie hatten die Noten in Dormitz aufs Autodach gelegt, und waren losgefahren. Keine Spur mehr von den Liedern von Nestroy, Otto Reutter und Ferdinand Raimund. Also mussten neue Kopien beschafft werden.

Vielleicht haben die Beiden auch deshalb nicht so vom Heim-Nimbus profitieren können. Es dauert ein paar Lieder lang, bis sie entspannen und die frech-schnoddrigen bis philosophischen Songs richtig platzieren. Aber spätestens beim Hobellied von Raimund und Reutters „Wie reizvoll sind die Frauen“ fallen die Zäune. Dann ist’s vorbei.

Und Mathias Raithel wartet schon. Sein Humor ist durch und durch fränkisch geprägt. Das fängt mit dem Eingangslied „Etz dringn mer no a Seidla Bier“ an, dem er später „Das Gergla“ folgen lässt. Und er spricht sich für ein unabhängiges Franken aus. Denn, reimt er: „In der Frankenliga spielen der Glubb und die Fädder befreit, gegen Büchenbach und Uttenreuth.“ Raithels Gschichtla und Liedla bewegen sich stilsicher im Lachspektrum zwischen Günter Stössel und Herbert Hisel.

Schon rauscht er ab und „Reinegge Fux“ schleicht in den Saal. Der tierische Erzgauner wird begleitet von Walter Konrad Arnold. Der hat aus vielen Versionen der Fabeln, die sich um Reineke Fuchs ranken, ein Versepos in fränkischer Mundart geschaffen — literarisch das i-Tüpferl des Abends.

Mit Verve und Einfühlungsvermögen wirft sich Arnold in die animalischen Charaktere von Wolf, Kater, Dachs und natürlich Reinegge. Der Fuchs lügt, dass sich die Balken biegen, trickst die anderen aus und bleibt dabei ein charmanter Gauner vom Schlage eines Robin Hood. Wiewohl von vielen gehasst, setzt sich der Schlawiner am Ende durch. Mit ihm gerät Arnold so in Fahrt, dass er fast nicht mehr zu bremsen ist. Erst als seine Frau mehrfach auf die Uhr klopft, bedankt er sich beim Publikum.

Die Zuhörer reagieren sehr positiv auf den musikalisch-humorigen Abend, nicht nur in Uttenreuth, sondern auch im Grünen Baum zu Dormitz, beim Striegl-Wirt in Marloffstein und in der Spardorfer Scuderia.

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