In Büchenbach trafen sich die Bildhauer

19.9.2017, 17:30 Uhr
In Büchenbach trafen sich die Bildhauer

© Peter Millian

Reinhard Daeschler, der Seniorchef des Bauunternehmens Mauss, war ein wenig ratlos: "Wie soll ich denn dieses Kunstwerk abtransportieren?", fragte er angesichts einer Riesenspinne, deren Gliedmaßen schon eine große Ladefläche erfordert hätten. Der Künstler, der Bildhauer Sebastian Hertrich, wusste Rat: "Die Beine lassen sich ab- und wieder dranmachen, und der Körper passt in jeden größeren Kofferraum."

Nicht alle Kunstwerke, die während einer Woche bei den öffentlichen Arbeiten auf der Wiese am Büchenbacher Rudeltplatz entstanden waren und zahlreiches Publikum angelockt hatten, waren so sperrig, hielten sich vielmehr an die vorgegebene Form der allerdings starken Baumstämme der Baumart Strobe, der Weymouthkiefer, die der staatliche Erlanger Forstbetrieb im Dechsendorfer Forst geschlagen und spendiert hatte. Und damit – als Sponsor – auch eines der Kunstwerke abbekam.

Dieses war das einzige abstrakte und stammt von Ignaz Heinroth, einem Absolventen der Bildhauerschule Bischofsheim. Es erinnert ein wenig an ein biblisches Motiv – eine organische Form wie eine Schlange windet sich um den als Figur erahnbaren Baumstamm.

Dass sich die Schöpfer der Kunstwerke von religiös motivierten Schöpfungsvorstellungen leiten ließen, war wohl auch dem Motto der Bildhauerwoche geschuldet: Tier + Liebe = Tierliebe?

Der Jenaer Bildhauer Kai-Uwe Krauss nahm sich konsequenterweise den "Tierheiligen" Franziskus zum Vorbild für seine ausdrucksstarke Figur, die Bildhauerin Johanna Helle schuf eine in ihrer reduzierten Formensprache sehr archaisch wirkende Schäferin, an deren Beine sich ein Schaf schmiegt. Einen gänzlich anderen Weg ging die Thüringerin Melanie Braungart, die ihren sehr präzise und mit hohem Aufwand modellierten Pferdekopf den bemitleidenswerten Kutschpferden in Weimar gewidmet hat – "die sind nach zwei Jahren völlig erledigt", bedauert sie. Stärker abstrahiert (aber gut erkennbar) ein Baum mit Ast und Vogelnest des Oberbayern Tobias Honigschnabel.

Mit Kettensäge und Axt

Das "perfekteste" Kunstwerk schuf wohl der aus Wladimir kommende Bildhauer Jurij Iwatkow, der einen Fischer mit im Netz gefangenem Fisch zeigt und der aus Mitleid mit der Kreatur seine Figur "Widerstand" nennt. Dass der Sponsor – die Erlanger Stadtwerke – diese Figur in einer Wasserkraft-Turbinenhalle aufstellen will, darf wohl als Verpflichtung gesehen werden, den Fischbestand in der Regnitz zu schonen.

Der Sprecher des Fördervereins, Eberhard Hertrich (er betreibt auch eine Galerie in der Schiffstraße), lobte das Sponsoren-Konzept als Gewinn für alle Beteiligten – die ausführenden Künstler waren zudem vom öffentlichen Arbeiten und vom Zuspruch ihrer Zaungäste sehr angetan.

Dass ihnen der Orkan "Sebastian" am letzten Mittwoch die schützenden Pavillons weggeweht hatte und sie seitdem unter freiem Himmel mit Kettensäge, Axt, Stechbeitel und Schleifpapier arbeiten mussten, tat der Stimmung offenbar wenig Abbruch.

In zwei Jahren soll das nächste Symposium stattfinden. Dann sind künstlerisch veranlagte Steinmetze gefragt.

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