In der Zwickmühle

5.5.2012, 00:00 Uhr
In der Zwickmühle

© Erich Malter

„Gegen die Kernkraftwerke und die Sauereien, die beim Uranabbau passieren, sind wir auch. Dem müssen wir aber auf anderen politischen Wegen entgegentreten.“ Deswegen stimm-te er — wie die große Mehrheit des Kulturausschusses — gegen das Angebot der Initiative „Poesie ohne Uranstaub“, in diesem Jahr einmalig den 15000-Euro-Zuschuss zu übernehmen, wenn die Stadt sich von ihrem Poetenfest-Hauptsponsor trennt (wir berichteten). Winkler: „Vielleicht hat es einen Beigeschmack, dass wir die Debatte in einer nichtöffentlichen Sitzung geführt haben. Dies war aber laut Rechtsamtsleiterin nicht anders möglich.“

Ähnlich argumentieren die anderen Parteien. Die FDP sieht in Areva einen „engagierten Arbeitgeber vor Ort“ und verweist zudem aufs Know-how des Konzerns, das in Deutschland in den kommenden Jahren gerade durch die Energiewende benötigt wird. Auch die SPD stellt klar: „Hinter Areva stehen allerdings nicht nur Produkte, die unsere Fraktion ablehnt, sondern auch Mitarbeiter, die für die Sicherheit bestehender Atomkraftwerke verantwortlich sind und im Falle des Rückbaus noch benötigt werden.“ Ursula Lanig (SPD) kritisiert zudem das Angebot der Bürgerinitiative als „Eingriff in die Autonomie des Poetenfests.“ Lars Kittel (FDP): „Ich hoffe nicht, dass die BI einen Stellvertreterkampf auf dem Rücken des Poetenfests aufrechterhalten wird.“

Gabriele Kopper (CSU) ergänzt: „Die Firma Areva ist ein guter und wichtiger Arbeitgeber in unserer Stadt mit über 3600 Arbeitsplätzen, die hoffentlich auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben.“ Zudem gilt für sie: „Die Bedingungen, die die BI an die Stadt stellt, die gesammelten Gelder nur dann bereit zu stellen, wenn die Stadt sich neue Geldgeber sucht, können nicht erfüllt werden. Sponsoren stehen bei uns nicht Schlange.“

Verärgert sind die „Poesie-ohne-Uranstaub“-Macher weniger über die Absage. „Es ist verwunderlich, dass nun behauptet wird, wir hätten uns keine Gedanken über 2012 hinaus gemacht.“ BI-Sprecher Stephan Kolb: „Wir haben ein konkretes Modell ausgearbeitet, mit dem man sicherlich fünf Sponsoren finden kann, die jeweils langfristig 3000 Euro zur Verfügung stellen.“ Wie die Initiative nun weiter agiert, wird entschieden, sobald eine Meinungsbildung mit den vielen Spendern stattgefunden hat.

Immerhin: Bereits jetzt hat die Poetenfest-Debatte einen wichtigen Blick aufs Dilemma der Kommunen gewährt. Die Mittel für „freiwillige Ausgaben“ schrumpfen, verstärkt müssen Sponsoren einspringen. Mancherorts treten diese ganz offensiv an, stellen Forderungen. Erlangens Kulturszene hat hingegen das Glück, Sponsoren — das hat auch die Reaktion von Areva gezeigt — fast ausschließlich als faire Partner zu erleben, die sich nicht in die Kulturarbeit einmischen. Kultur muss — solange die Politik keinen Ausweg aus der Zwickmühle parat hat — weiterhin mit Kompromissen leben. Wie sagt GL-Stadtrat Winkler: „Uns wäre es natürlich lieber, ohne Sponsoren auszukommen. Doch ich werde sicherlich den Tag nicht erleben, an dem die Stadt genügend Geld dafür hat.“

 

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