In Eckental sind interessante Leute zuhause

5.2.2016, 06:00 Uhr
In Eckental sind interessante Leute zuhause

© Scott Johnston

Nun ist der Film fertig und wird am Sonntag, 7. Februar, um 16 Uhr innerhalb der Reihe „weiß blau“ gezeigt. „Jetzt weiß ich: Wir hätten auch die doppelte Sendezeit ohne Durchhänger bestreiten können“, muss Ilse Dölle ihre erste Reaktion kräftig korrigieren.

Bei einer Preview in den Eschenauer „Casino Lichtspielen“ wurde der Streifen vorgestellt. Eingeladen waren nicht nur die Protagonisten, sondern die gesamte Bevölkerung, so dass im Kino nur noch wenige Plätze frei waren – ausgerechnet jene für den BR. Ein Unfall an der bayerisch-fränkischen „Grenze“ nahe Ingolstadt verhinderte, dass die Bahn weiter fahren konnte.

Zunächst gab es bei dem Preview den neuen Imagefilm der Gemeinde zu sehen, den Michael Schott in Zusammenarbeit mit der Agentur Erwin Gietl konzipiert hat und der nicht zuletzt durch die zahlreichen Luftaufnahmen beeindruckt. Auch die Kameraleute des BR waren in den Hubschrauber gestiegen – mit dem Nebeneffekt, dass mancher Eckentaler sein Häuschen samt Vorgarten endlich auch mal von oben bewundern kann.

Vielleicht am schönsten ist Eckental während der Kirschblüte, wenn die Hänge des Schwabachtals in grellem Weiß erstrahlen. Doch das Wichtigste in einer Gemeinde sind die Menschen. Wer diese interviewen will, muss bei seinem Rundflug die ein oder der andere Landung einlegen.

Zum Beispiel beim Kirschbauern Udo Dölle aus Oedhof. Um das Gespräch ein wenig zu entkrampfen, bot dieser der BR-Moderatorin Annett Segerer erst einmal ein Krügerl mit Zinndeckel an. Einen Miniatur-Krug, bis zum Rand gefüllt mit der hochprozentigen Essenz des Kirschenanbaus. Höflich nippte Annett Segerer an dem Kirschbrand aus Oedhofer Früchten und kam spätestens beim zweiten Stamperl sichtlich in Konflikt mit ihrer Dienstauffassung.

Leider, so Udo Dölle, spielt bei den heutigen Kirschen die Optik eine größere Rolle als der Geschmack. Früher seien sie kleiner, aber wesentlich aromatischer gewesen.

Eifrig mit ihrem Smartphone fotografierend, kam Annett Segerer bei Jürgen Lechner aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Eckentaler schießt mit seiner Camera Obscura einzigartige Bilder – sei es in Venedig oder vor der Scheune aus der Nachbarschaft. Seit einiger Zeit arbeitet er an einer Serie über Kinderspielplätze im Nebel.

Dem BR macht Simon Gubo keine Konkurrenz, auch wenn ihm originelle Kurzfilme gelingen. Der Student, der mit dem Deutschen Jugendvideopreis ausgezeichnet wurde, thematisierte unter anderem die Flüchtlingskrise, indem er ein kleines Holzboot, überfüllt mit Spielzeugfiguren, zu einer gefährlichen Fahrt über einen Weiher in seiner Heimat aufbrechen ließ.

Auch Antje Bezold hat eine intensive Beziehung zum Film, seit ihre Mutter die damals Vierjährige als Babysitting einfach in die letzte Reihe der „Casino Lichtspiele“ gesetzt hatte. Vater Hans Weber baute das Kino in den 1950er Jahren auf und freute sich über einen vollen Saal bei „Sissi“ oder der „Trapp-Familie“.

Der Schriftsteller Fitzgerald Kusz plaudert in dem Film aus seiner Kindheit in der Büg.

Die eigene Konfirmation in der Forther Kirche St. Anna und vor allem die anschließende Familienfeier inspirierten Kusz zu seinem Stück „Schweig Bub!“, das in Nürnberg 720 Mal aufgeführt und mittlerweile in 13 Dialekte und sogar ins Flämische übersetzt wurde.

Martina Switalski berichtet über die jüdische Vergangenheit von Forth, eine Eckentaler Schülerin über die Integration von Flüchtlingen, Michaela Falter über das Jugendzentrum JUZ, Dirigent Ingo Kürten über die Jugendkapelle sowie Beate Waschneck über die Eckentaler Kunstschule. Abstecher nach Kalchreuth zur Bildhauerin Monika Ritter und zur „Kerschterkerwa“ runden den Streifen ab.

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