In Erlangen entspannt ohne Auto unterwegs

3.11.2016, 12:00 Uhr
In Erlangen entspannt ohne Auto unterwegs

© Hubert Bösl

Fynn ist auf jeden Fall gut vorbereitet. Für jedes Wetter. Der Fünfjährige trägt eine blaue Regenhose und bunte Gummistiefel. Seine Schwester Paulina ist ebenfalls gut eingepackt. Beide fahren mit dem Rad oder einem City-Roller zur Schule. Und wenn es dafür zu kalt wird, dann laufen sie. Eltern, die sie mal eben schnell zum Unterricht mit dem Auto fahren, haben sie nicht. Denn die Familie Basmer hat kein Auto. Und das aus gutem Grund.

„Wir haben das durchgerechnet“, sagt Vater Michael Basmer. „Es lohnt sich nicht, so sind wir günstiger unterwegs.“ Die Familie wohnt in der Erlanger Innenstadt, die Busanbindung ist gut. Alle haben ein Ticket für die Öffentlichen Verkehrsmittel. „Ein Auto würde nur herumstehen, gerade in Erlangen.“

Seit elf Jahren wohnt die Familie hier und seitdem hat sie kein Auto. „Viele fragen uns: Wie macht ihr das?“, sagt Mutter Nadine Basmer. Die 34-Jährige kümmert sich um ihre Kinder, während Michael Basmer zur Arbeit nach Fürth fährt. Mit der S-Bahn natürlich. „Am Anfang war das komisch, früher hatte ich ein Auto. Aber die Fahrtzeit nach Fürth wäre damit die gleiche, mindestens. Mit den vielen Baustellen würde es vielleicht noch länger dauern. Und im Zug kann ich wenigstens etwas machen.“

Außerdem hat der 39-Jährige so noch ein gutes Gefühl. Autofahren, besonders auf kurzen Strecken, schade schließlich der Umwelt. Bei vielen Dingen achtet die Familie darauf, wo etwas produziert wird, zum Beispiel bei der Kleidung für die Kinder. „Der Verkehr wird schlimmer, es gibt mehr Auto, immer mehr Staus“, sagt Nadine Basmer. „Da verstehe ich nicht, warum sich manche für kurze Wege immer ins Auto setzen.“

Die Erlangerin hat keinen Führerschein, macht alles zu Fuß, mit dem Bus oder dem Fahrrad. Auch den Wocheneinkauf für die vierköpfige Familie. „Wir haben einen großen Fahrradanhänger, der ist dann für eine Woche auch voll mit Einkäufen. Aber es passt alles rein.“

Wenn längere Fahrten anstehen, zum Beispiel beim Verwandschafts-Besuch, leiht sich die Familie ein Auto. „Manchmal ist das günstiger, als mit der Bahn zu fahren“, sagt Michael Basmer. „Wir verbinden das meistens, um an einem Wochenende mit Leih-Auto auch Ausflüge mit den Kindern zu machen.“ Vieles erreiche man aber auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. „Und im Notfall nehme ich ein Taxi“, sagt Nadine Basmer.

Was der Familie ein wenig fehlt, ist die Spontanität. „Wir müssen alles gut planen, rechtzeitig ein Auto mieten, überlegen, wie man wo hin kommt.“ Doch daran hat sich die Familie mittlerweile gewöhnt. Wenn möglich, fahren sie aber lieber mit der Bahn. „Lange Verspätungen sind die absolute Ausnahme“, sagt Michael Basmer.

„Im Zug kann ich abschalten und mit den Kindern etwas machen.“ Doch der Erlanger glaubt, bei manchen bereits ein Umdenken zu erkennen: Viele steigen bereits auf die S-Bahn um. Das sei entspannter. Und es ist umweltfreundlicher.

 

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