In Erlangen werden Abwasserleitungen unter A 73 saniert

18.9.2018, 11:00 Uhr
In Erlangen werden Abwasserleitungen unter A 73 saniert

© Klaus-Dieter Schreiter

Als der Hauptsammler in den Jahren 1958 bis 1961 gebaut wurde, da gab es die Autobahn A 73 noch nicht. Später wurde sie einfach über die Aorta der Erlanger Abwässer gebaut, so dass diese nun unter dem Mittelstreifen der Autobahn liegt. Und nun ist das fast 60 Jahre alte Bauwerk marode.

Das mächtige Rohr, dass mannshoch ist und gut einen Meter breit, hat vor allem im Scheitelbereich Risse. Dort kann Regenwasserwasser eindringen, so dass die Kläranlage zusätzlich belastet wird. Es kann aber auch Abwasser austreten, wenn der Kanal einmal überstaut. Das würde das Grundwasser belasten. Weil ein Neubau unmöglich ist, muss der Hauptsammler nun aufwendig saniert werden. Im Februar hatte der Bau- und Werkausschuss der Stadt beschlossen, dieses Großprojekt nun anzugehen.

Abstimmung mit Autobahndirektion Nordbayern

Weil die Trasse im Wesentlichen im Mittelstreifen der Bundesautobahn A 73 liegt, musste die Planung mit der Autobahndirektion Nordbayern abgestimmt werden. Denn der Zugang zu dem System kann nur erfolgen, wenn der Verkehr auf der Autobahn eingeschränkt wird.

Zwischen der Ausfahrt Erlangen Mitte und dem Klärwerk in Höhe der Werker werden die Fahrspuren in beide Fahrtrichtungen darum verschwenkt und eingeengt, so dass in der Mitte ein Arbeitsraum von etwa acht Metern verbleibt. Dort werden Gruben ausgehoben, und dort werden dann auch die Teile eingesetzt, die für die Sanierung eingebaut werden.

Die Sanierung wird in sechs Abschnitten mit verschiedenen Verfahren durchgeführt. Bei der Feuerwehr wird die Querung des Röthelheimgrabens in offener Bauweise durchgeführt.

Im nächsten Abschnitt Richtung Norden, der knapp 130 Meter lang ist, wird wie bei den Sanierungen der kleineren Abwasserleitungen im Stadtgebiet ein Schlauch eingezogen. Es folgen zwei weitere rund 630 Meter lange Abschnitte, in denen der Sammler ein Haubenprofil hat. Am Ende der Sanierungsstrecke hat der Sammler dann auf einer Länge von rund 1100 Meter ein "Drachenprofil". Dort werden überall sogenannte "GFK-Kurzrohrlinings" eingesetzt. Diese Glasfaserverstärkten Kunststoffprofile werden über eine Grube in den Hauptsammler nach unten gehoben und dann in den Sammler hineingeschoben.

Konstruktionen aus Ungarn

Die mächtigen Konstruktionen kommen passgenau vorgefertigt aus Ungarn, wo eine Spezialfirma sie für das Erlanger Sanierungsprojekt herstellt. Zwischengelagert werden sie nahe den Baucontainern auf dem Teil des Großparkplatzes, auf dem derzeit Busse abgestellt sind.

Der Querschnitt des Hauptsammlers wird durch das Einschieben von Inlinern und GFK-Profilen zwar etwas geringer, er reiche jedoch immer noch aus, um auch die Neubaugebiete mit zu entsorgen, versichert Diplomingenieur Sebastian Brunner von der Firma Isas aus Füssen, die das Gesamtprojekt geplant hat. Die Firma Aarsleff Rohrsanierung aus München führt die Arbeiten durch. Weitere Spezialfirmen kümmern sich um Verkehrssicherung, Tiefbau und Aufrechterhaltung des Abwasserabflusses.

Weil das Erlanger Abwasser während der Sanierung des Sammlers auch weiterhin fließen muss, die Arbeiten in dem Rohr aber im Trockenen erfolgen müssen, wird eine Rohrleitung entlang der Autobahn verlegt, durch die das Erlanger Abwasser dann fließen wird.

Wo die Leitung Verkehrswege kreuzt, werden Rohrbrücken gebaut. Mit Pumpen wird die Kloake in diese blauen Leitungen gedrückt. Bis zu 1000 Liter pro Sekunde können das sein.

Notfallplan für Starkregen

Ein Herzstück des Projekts ist der Notfall- und Rettungsplan mit Niederschlagsüberwachung. Bei einem Starkregen können die Pumpen die Fluten nicht wegschaffen, der Hauptsammler wird dann geflutet. Über ein Frühwarnsystem werden die Arbeiter gewarnt, so dass sie den Sammler rechtzeitig verlassen können.

Die vorbereitenden Arbeiten haben bereits begonnen. Derzeit werden die Rohrleitungen für den Bypass verlegt. Ab Oktober beginnen die eigentlichen Arbeiten, dann wird es auch Einschränkungen auf der Autobahn geben. Die erste Bauphase endet im März nächsten Jahres.

Dann ist erst einmal Ruhe, weil die Autobahndirektion vorgegeben hat, dass die Arbeiten nur im Winter durchgeführt werden dürfen. Im Oktober 2019 wird dann der Rest saniert, im März 2020 soll alles fertig sein. Die Baukosten sind mit rund 14,1 Millionen Euro veranschlagt.

6 Kommentare