In Poxdorf mit Herzblut beim Quilten

24.4.2017, 12:27 Uhr
In Poxdorf mit Herzblut beim Quilten

© Roland Huber

Alle drei Wochen packen die Quiltfreundinnen ihre bunten Kunstwerke in einem Raum des Gemeindehauses Poxdorf aus um gemeinsam weiter zu arbeiten oder sich von den anderen Kunstwerken inspirieren zu lassen. "Das Quilten ist eine große Leidenschaft, die uns Freundinnen verbindet", erzählt Adelgunde Schnapp, Leiterin des Quiltglabbs, der bereits seit sieben Jahren besteht.

Quilten ist eine Art Patchworkarbeit, die aber, anders als die herkömmliche Patchwork-Kunst, aus mindestens zwei, meistens aber drei Schichten besteht. Die obere Schicht wird entweder mit der Hand oder mit der Nähmaschine mühsam aus verschiedensten Stoffen zusammengenäht. Das Mittelstück ist ein wärmendes Vlies und die Rückseite eine Stoffbahn. Damit das wärmende Innenleben nicht verrutscht, werden alle drei Schichten durch detailliert eingearbeitete Fäden zusammengehalten.

Ein Quilt sieht nicht nur schick aus, sondern erfüllt gleich mehrere Zwecke: Als Kuscheldecke hält das Kunstwerk warm, als Wandschmuck sieht es schön aus und als Herzform ist es Teil einer Benefizaktion des Quiltclabbs, mit der sie Brustkrebs erkrankten Frauen helfen. Es gibt viele verschiedene Techniken des Quiltens, darunter "Log Cabin", was ins Deutsche übersetzt "Blockhaus" heißt. Von weitem betrachtet sind es viele Vierecke, die nebeneinander genäht worden sind. Von Nahem sind verschiedenste Farben und Motive zu erkennen. Jedes Quilt-Unikat erzählt seine eigene Geschichte. "In einer meiner Decken habe ich zum Beispiel einen Teil des Hemdes von meinem Mann eingenäht und daneben ein Stück Stoff von der Dirndlschürze meiner Schwester", so Adelgunde Schnapp, die in Effeltrich wohnt. Mit 17 Jahren fertigte sie ihren ersten Quilt an, ein Stuhlkissen.

Individuelle Anfertigungen

Ines Barrabas, Mitglied des Quiltglabbs, erzählt, dass jeder seinen individuellen Stil hat. "Ich kann sofort erkennen, wer von uns welchen Quilt angefertigt hat. Jede von uns hat einen anderen Geschmack. Die eine bevorzugt eine bestimmte Farbe und die andere eine bestimmte Technik."

Außerdem ist ihr aufgefallen, dass sich ihre Kunstwerke von Zeit zu Zeit verändern: "Wenn ich mich verändere, verändern sich auch meine Quilts. Jede Decke erzählt ein Stück Lebensgeschichte." Gerade arbeitet sie an einer Decke, die für ihren Mann bestimmt ist. Die Stoffe sind aus ihrer Sammlung zusammengestellt.

"Das ist das Besondere am Quilten, es sieht nicht nur schön aus, sondern hält auch warm. Wenn man ein Projekt beendet hat, wird es nicht in die Ecke geschmissen, sondern viele Jahre genutzt." Das Quilten hat die Freundinnen zusammengebracht, seither verbringen sie einen großen Teil ihrer Freizeit miteinander.

So unternahmen sie eine gemeinsame Reise in die USA. Denn in den USA sind viele Stoffe um einiges günstiger als in Deutschland und außerdem spielt Amerika eine Rolle in der Geschichte des Quiltens, erzählt Adelgunde Schnapp. "Die Amerikaner haben es verfeinert und aus einer Stoffverarbeitung richtige Kunstwerke gemacht."

Die Frauen sind auf unterschiedliche Weise zum Quilten gekommen. Brigitte Wagner erzählt: "Mein erster Kurs war enttäuschend. Viele Teilnehmerinnen konnten bereits gut quilten. Das ging mir alles zu schnell." Adelgunde Schnapp bot kurze Zeit danach einen VHS-Kurs an. "Erst als ich zu Adelgunde gekommen bin, konnte ich mich für die Kunst des Quiltens begeistern."

Auch für Männer?

Ob Quilten ein reines Frauenhobby ist? Ganz im Gegenteil, verraten die Frauen. Große Quilt-Kunstwerke werden auch von Männern hergestellt.

Kaufen könne man die Werke aber nicht, "sie sind unbezahlbar, es braucht hunderte Stunden, um sie anzufertigen. Wir verschenken sie lieber an unsere Liebsten", erzählen die Frauen übereinstimmend.

 

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