Inklusives Wohnheim in Erlangen muss warten

28.3.2018, 11:30 Uhr
Inklusives Wohnheim in Erlangen muss warten

© Foto: Harald Sippel

Alle packten mit an. Innenminister Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Florian Janik, Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau, und noch andere Vertreter aus Kirche und Politik griffen zur Schaufel und setzten gemeinsam ein Ausrufezeichen für eine inklusive Gesellschaft. Ein schönes inklusives Wohnheim für Menschen mit Behinderung und Studierende sollte es werden. Gereicht hat es bislang nur zu einer stattlichen Baugrube an der Rathenaustraße. Und so liegt das Areal samt Baggerloch immer noch da und wirkt etwas ungeliebt und vergessen.

Dabei sollte dort bis 2021 ein großzügiges Gebäude mit Tiefgarage entstehen, das beste Voraussetzungen bietet für Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung — unmittelbar und vorbehaltlos, wie es hieß. Rund 14,7 Millionen Euro wollte die Diakonie in jenes Wohnheim stecken. Dort sollten einmal 24 Menschen mit Behinderung und 77 Studenten leben. Das Wohnheim für Menschen mit Behinderung war in sechs Wohnungen für jeweils vier Bewohner gegliedert.

In diesen Wohnungen, die individuell ausstaffiert werden sollten, sahen die Pläne reichlich Einzelzimmer und eine Küche vor. In diesem Ambiente sollte sich schließlich nach und nach eine Wohngemeinschaft entfalten können — und zwar dauerhaft. Beziehungen, die weiter reichen als die Dauer eines Studiums, sollten wachsen und gedeihen.

Außerdem sollten geräumige Studentenapartments oder auch Wohnungen und Zonen der Begegnung, zudem ein Saal für Feste und Veranstaltungen mit Anschluss an das Außengelände den passenden Rahmen für Studium und studentisches Leben schaffen. Soweit die Pläne von einst.

Nötige Umplanungen

Die Idee von Inklusion und einer solidarischen Gesellschaft im Herzen Erlangens ist aber offenbar nicht vom Tisch. "Die Diakonie Neuendettelsau verfolgt das Projekt für ein inklusives Wohnheim für Menschen mit Behinderung und Studierende in der Rathenaustraße weiter", teilte Thomas Schaller, Pressesprecher der Diakonie Neuendettelsau mit. Allerdings seien Umplanungen nötig gewesen, die letztlich zu einer Verzögerung geführt haben. Die Ergebnisse der ersten Ausschreibungen im letzten Jahr lagen so weit über den Kostenberechnungen, dass das Gebäude neu strukturiert werden musste, um den Kostenrahmen nicht völlig zu sprengen, so Schaller. Aber die Pläne für den Bereich, in dem Menschen mit Behinderung wohnen werden, seien nahezu identisch geblieben.

Inklusives Wohnheim in Erlangen muss warten

© Foto: Harald Sippel

Abstriche gibt’s dennoch: Wegfallen wird nun die ursprünglich geplante Tiefgarage. Nur noch ein Teilbereich wird für die Technik unterkellert. Das bedeutet, dass die nötigen Stellplätze ebenerdig nachgewiesen werden. Und damit das letztlich auch gelingt, wird die Zahl der studentischen Apartments auf 66 reduziert.

Neuer Bauantrag

Die einzelnen Studentenzimmer bleiben allerdings von der Gestaltung her gleich. Die Zahl der Plätze für Menschen mit Behinderung (24) ist unverändert.

Der neue Bauantrag liegt derzeit bei der Stadt Erlangen. "Wir hoffen, dass er bald genehmigt wird, und wollen im September 2018 wieder mit den Bauarbeiten beginnen", so Thomas Schaller. Geht nun alles wie gewünscht voran, wird der erste Bauabschnitt, also das Wohnheim für Menschen mit Behinderung, voraussichtlich schon im Herbst 2020 fertig dastehen. Noch im selben Jahr soll dann der zweite Bauabschnitt, der Abriss des bestehenden Gebäudes, über die Bühne gehen.

Der Bau des Wohnheims für Studierende beginnt voraussichtlich im Frühjahr 2021. Die Studierenden können, so jedenfalls der aktuelle Stand der Planung, zum Sommersemester 2023 einziehen.

3 Kommentare