Jetzt gilt's: Abstimmung zum Semesterticket ist gestartet

12.1.2015, 12:00 Uhr
Bisher gelten die Semestertickets in der Region nur für die Vorlesungszeit. Das könnte sich nun grundlegend ändern.

© Mark Johnston Bisher gelten die Semestertickets in der Region nur für die Vorlesungszeit. Das könnte sich nun grundlegend ändern.

Der Konflikt dauert seit Jahrzehnten: Immer wieder haben Studenten in der Region Nürnberg/Erlangen/Fürth für ein Semesterticket gekämpft - ohne Erfolg. Noch im vergangenen Herbst hatte der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) ein Angebot vorgelegt, das auf allgemeine Ablehnung stieß. Auch das Studentenwerk, immerhin Verhandlungspartner des VGN in dieser Angelegenheit, kritisierte das Angebot als zu teuer und mit Blick auf eine Altershöchstgrenze von 26 Jahren fast schon als verfassungswidrig.

Der breite Widerstand führte dazu, dass nach langen Gesprächen zwischen VGN, Studentenwerk, Hochschulen, den Städten Nürnberg und Erlangen sowie dem studentischen Aktionsbündnis Semesterticket nun ein Angebot vorliegt, das von allen Seiten akzeptiert wird - und über das zwischen 12. und 21. Januar alle Studenten entscheiden sollen. Die Abstimmung wird ausschließlich von Studierenden organisiert und läuft online auf https://semesterticket.org/.

Jeder eingeschriebene Student von Uni und TH bekommt vom jeweiligen Rechenzentrum eine Mail. Darin steht eine Kennung, die sicherstellt, dass jeder nur einmal abstimmen kann und dabei anonym bleibt. Beteiligen sich mindestens ein Drittel aller Studierenden, gilt das Voting als rechtskräftig.

Nach dem vorliegenden Angebot zahlt jeder Student 65 Euro pro Semester. Dafür kann das Ticket des VGN im gesamten Verbundraum (Tarifstufe 10 plus) am Wochenende und an Feiertagen rund um die Uhr sowie an Werktagen von 19 Uhr bis 6 Uhr genutzt werden. Das Ticket ist für volle sechs Monate gültig, also auch in der vorlesungsfreien Zeit. Wer das Semesterticket auch an Werktagen rund um die Uhr nutzen möchte, kann freiwillig das Zusatzticket für 193 Euro erwerben. Das Ticket würde auch für den gesamten Verbundraum gelten und ist für volle sechs Monate gültig.

Einführung schon im Herbst möglich

Wenn die Mehrheit der Studenten sich für das Ticket ausspricht, wird es voraussichtlich zum Wintersemester 2015/16 eingeführt. Benedikt Kopera vom Aktionsbündnis Semesterticket zeigt sich kurz vor der Abstimmung zuversichtlich: "Ich glaube, wir haben eine gute Chance, dass die Mehrheit der Studis das Ticket annimmt." Er hoffe auf ausreichende Beteiligung. Eines sei indes klar: "Gegen den Willen der Studenten wird das Ticket nicht eingeführt."

Natürlich gibt es auch am jetzigen Entwurf Kritik: Die Liberale Hochschulgruppe (LHG) Erlangen-Nürnberg etwa macht auf dem öffentlichen Teil ihrer Facebook-Seite zum Teil massiv Stimmung gegen das Angebot: "Was kann ich mir statt des Semestertickets kaufen", ist dort zu lesen. Die Antwort: "81 Kaffee am Automaten, 43 Shots in der Bombe, 22 Bier in der Bar, 1300 Schwarz-weiß Kopien, 95 Kondome, 4 Gramm feinstes Marihuana."

Auch finden sich auf der LHG-Seite im Netz einige negative Kommentare: "Das Ticket in seiner jetzigen Form ist unsolidarisch, ungerecht und verdient wohl kaum den Namen 'Semesterticket'", heißt es etwa. Das häufig angebrachte Argument, das Ticket nicht zu brauchen, da man nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, hält nicht wirklich stand. Schließlich subventioniert auch jeder Student über den Studentwerksbeitrag die Mensa, auch wenn er nie zum Essen dorthin geht.

Ebenso verhält es sich bei Studentenwohnheimen. "Trotz aller Mängel", räumt auch Kopera ein, "ist das jetzige Angebot unter den derzeitigen Bedingungen das Beste, das wir rausholen konnten." Die Oberbürgermeister Ulrich Maly (Nürnberg) und Florian Janik (Erlangen) haben sich in den vergangenen Wochen ebenfalls mehrfach für das Semesterticket ausgesprochen.

Bisher nämlich gibt es im VGN so genannte Semesterwertmarken. Die aktuelle Regelung für Studierende und Auszubildende ist mit 260.80 Euro für vier Monate in den Zonen 100 bis 400 die bundesweit teuerste, zudem müssen für die vorlesungsfreie Zeit zusätzlich Wochen- bzw. Monatstickets erworben werden.

 

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