Jugend fragt Politik in ERH

6.4.2017, 15:00 Uhr
Jugend fragt Politik in ERH

© Foto: Dieter Köchel

BAIERSDORF — "Jugendparlament oder Senkung des Wahlalters?" lautete die erste Frage an die Bundestagsabgeordneten Stefan Müller (CSU), Martina Stamm-Fibich (SPDE und Uwe Kekeritz (Grüne) sowie den Politker Oswald Greim (Linke) aus Nürnberg. Die Linke befürworte eindeutig die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre erklärte Greim. Die Jugend brauche aber auch eine Vertretung in den Kommunen.

Die drei Abgeordneten lagen hier fast auf einer Linie, waren skeptisch, dass allein die Senkung des Wahlalters die Beteiligung der Jugend am politischen und gesellschaftlichen Geschehen steigern würde. Mehr Jugendparlamente hielte Müller für gut. "Wir müssen überlegen, wie wir Jugendliche dazu kriegen, sich längerfristig politisch zu engagieren", konstatierte Stamm-Fibich. Und auch Kekeritz hält Beteiligung für wichtiger als das Wahlalter.

Einen Mangel an Konstanz machten die Politiker auch bei der Ausübung von Ehrenämtern aus. Das gelte jedoch für Erwachsene ebenso wie für Jugendliche. "Wir haben bei uns in der Pfarrei keine Pfadfinder mehr. Ehrenamtliche brechen uns weg", bedauerte Greim. 40 Prozent der Jugendlichen über 14 engagierten sich ehrenamtlich, wusste Stefan Müller, doch Verantwortung in Führungspositionen längerfristig zu übernehmen, sei unbeliebt. Natürlich gehe es auch um Anerkennung und Wertschätzung.

Martina Stamm-Fibich machte als Problem aus, dass man als Vereinsvorstand heute schon fast ein Jura- oder Betriebswirtschaftsstudium benötige.

Wie denn die Integration von Migranten gelingen könne, fragte Moderatorin Lisa Hübner, Redakteurin bei Radio Z. Die SPD-Abgeordnete hielt dafür, dass "wir Vorbild-Region sind, was Integration angeht". Grundlegend seien Sprachkenntnisse, aber auch die Anerkennung der Grundwerte der Bundesrepublik. Es gehe nicht an, dass ein Kind im Bewusstsein erzogen werde, dass eine Frau weniger wert sei als ein Mann.

Die Erfahrung teilte Stefan Müller. Wenn ein junger Migrant mit Schmerzen zum Zahnarzt komme, sich aber nicht von einer Frau behandeln lassen wolle, dann müsse er halt mit Schmerzen wieder gehen, verdeutlichte er seinen Standpunkt. Zur Integration gehörten neben dem Erwerb der Sprache die Akzeptanz der Rechts- und Werteordnung. Freilich sei das keine Einbahnstraße. "Auch wir müssen hier noch mehr Anstrengungen unternehmen." Auf die Achtung der Grundwerte unseres Landes durch Migranten versteifte sich auch Oswald Greim. Wir müssten den Flüchtlingen aber auch zugestehen, ein Stück weit ihre kulturelle Identität zu wahren.

Uwe Kekeritz ging mit den anderen konform, was die Sprachkenntnisse betrifft. Ansonsten "haben wir einen Integrationsmaßstab: das Grundgesetz." Daran müsse sich jeder halten.

Bei der Frage nach Cyber-Mobbing und Missbrauchsgefahren für Kinder waren sich die Diskutanten weitgehend einig. Das Internet dürfe kein rechtsfreier Raum sein. Und die Medienkompetenz der Jugend müsse gestärkt werden.

Größere Differenzen ergaben sich bei den Diskussionspunkten soziale Schere und Ökologie. "Die Erde und der Mensch werden ausgebeutet", zitierte Greim Papst Franziskus, beides gelte es zu bekämpfen.

Stamm-Fibich sah viele von Armut bedroht, Alleinerziehende, Rentner. Es gebe hierfür auch mehrere Gründe. Unter anderem plädierte sie für kostenlose Kitas und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. In Sachen Ökologie sei sie momentan desillusioniert, betonte sie.

Kekeritz setzt sich dafür ein, dass Managergehälter nicht mehr als Betriebsausgaben absetzbar sein sollen. Im Übrigen habe Deutschland in den letzten Jahren versäumt, ökologische Politik voranzutreiben.

Müller teilte die Sorge hinsichtlich der Klimapolitik weltweit. Das größte Armutsrisiko ist seiner Ansicht nach Arbeitslosigkeit. Und "Bildung, Bildung, Bildung" sei der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit.

Eingangs hatte KJR-Vorsitzender Dominik Hertel die Delegierten begrüßt, Landrat Alexander Tritthart und der gastgebende Bürgermeister Andreas Galster die Bedeutung der Jugendarbeit in der Kommunalpolitik hervorgehoben.

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