Junge Liberale: „Man muss die FDP halt auch antreiben“

3.3.2012, 16:00 Uhr
Junge Liberale: „Man muss die FDP halt auch antreiben“

© Böhner

Herr Fischbach, der bajuwarische FDP-Nachwuchs ist der Meinung, die ARD sei öffentlich-rechtlich schon genug. Wie ist das zu verstehen?

Matthias Fischbach: Die Deutsche Presse-Agentur hat da im November aus unserem Konzeptpaket zur Medienpolitik nur den kleinen Teil mit der Forderung nach dem Aus für das ZDF herausgepickt. Unsere Zielsetzung ist: Doppelstrukturen, die der Gebührenzahler finanzieren muss, sollten abgebaut werden. Denken Sie an Übertragungen zeitgleich auf ARD und ZDF von Adelshochzeiten et cetera. Das Zweite bringt Kochshows, Daily Soaps, Talkshows. Dafür brauchen wir kein zweites gebührenfinanziertes Programm.

Eigentlich sendet das ZDF auch Informationssendungen, Dokumentationen und Eigenproduktionen.

Fischbach: Genau. Um den öffentlich-rechtlichen Auftrag wieder glaubhaft zu erfüllen, sollten die ernsthaften Angebote gebündelt und dem mündigen Verbraucher auf einem Kanal angeboten werden. Deshalb sagen wir: ARD und ZDF vereinen. Oder das ZDF privatisieren.

Dann dürfte sich die Unzahl von Kochshows, Daily Soaps, Talkshows und Bachelor-Castings nicht gerade verringern...

Fischbach: So ist es. Aber der Gebührenzahler muss es nicht mehr finanzieren. Und wir JuLis wollen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mit einer Abgabe pro Haushalt, sondern aus Steuermitteln des Bundes und der Länder finanziert wird.

Sie studieren im ersten Semester Volkswirtschaftslehre in München. Was ist Ihr Ziel dabei?

Fischbach: Wirtschaft besser verstehen.

Wie kommt man denn heutzutage zu den Jungen Liberalen?

Fischbach: Es hat mich einfach interessiert, mich einzumischen. Vor knapp fünf Jahren absolvierte ich in der zwölften Klasse des Gymnasiums ein Schnupperstudium an der Uni Erlangen. Dort bekamen wir den Tipp, Politik doch nicht nur in der grauen Theorie zu untersuchen, sondern in die Parteien reinzuschauen. Mich interessierten die Themen Bürgerrechte und Generationengerechtigkeit. Letztlich kamen dann nur die Grünen oder die FDP in Frage. Die Liberalen kamen bei meinen Themen meinen Positionen am nächsten. Also trat ich in die JuLis ein und auch in die FDP — was kein Zwang ist.

Wie viele im Landkreis Erlangen-Höchstadt und in der Hugenottenstadt Erlangen denken denn wie Sie?

Fischbach: Im Kreis haben wir 20 Mitglieder, in Erlangen um die 50. Landesweit sind wir tausend Leute — die FDP hat rund 6000 Mitglieder.

Welche Aktionen haben Sie bereits angezettelt?

Fischbach: Zum Beispiel habe ich gleich am Anfang eine Demo zur Vorratsdatenspeicherung organisiert.

Haben Sie politische Vorbilder?

Fischbach: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist sicher eine solche Figur. Sie ist wegen des Themas Großer Lauschangriff zurückgetreten damals — wegen eines Themas, nicht wegen irgendwelcher Affären. Es ist schön, mit solchen Persönlichkeiten wie ihr im Landesvorstand zusammenzuarbeiten. Wir JuLis stellen auch zwei Bundestagsabgeordnete, darunter Sebastian Körber aus Forchheim.

Er ist noch JuLi?

Fischbach: Na ja, bis 35 kann man JuLi sein.

Der vorherige Parteichef Guido Westerwelle ist kein Vorbild für Sie?

Fischbach: Zu Westerwelle stehe ich eher kritisch.

Momentan dürften Sie nach einer gewaltigen Durststrecke mit Existenzängsten mit Blick auf Berlin wieder Oberwasser haben, nachdem ihr Chef Philipp Rösler der Kanzlerin bei der Wulff-Nachfolge eine Nase gedreht hat, oder?

Fischbach: Klar, die FDP hat vorher Fehler gemacht. Es gab knapp hundert Austritte. Nun aber hat Rösler Nägel mit Köpfen gemacht. Sowas würden wir uns öfter wünschen. Man muss die FDP halt auch antreiben.

Hat Rösler denn inhaltlich aus Überzeugung auf Gauck gesetzt oder hat er seine taktische Chance genutzt?

Fischbach: Beides, denke ich. Joachim Gauck ist aber auch ein sehr guter Kandidat.

Rösler ist dabei aber volles Risiko gegangen. Sollte man in einem solchen Fall das Platzen der Koalition in Kauf nehmen?

Fischbach: Bei wichtigen Themen muss man ein Risiko eingehen.

Sie sind auch Jugendbeauftragter in Effeltrich. Welche Themen drücken denn kommunalpolitisch?

Fischbach: Ich habe mich in Effeltrich für einen Jugendpfleger eingesetzt. Die letzte große Streitfrage war der Sitz des neuen Landratsamtes Erlangen-Höchstadt. Teile der JuLis waren für ein Bürgerbegehren.

Möchten Sie in der Politik bleiben?

Fischbach: Eigentlich nicht als Berufsziel, denn die Gefahr ist zu groß, dass man irgendwann nicht mehr das vertreten kann, was man vertreten möchte.

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