Junge Schachtalente trafen sich in Erlangen

1.12.2015, 12:00 Uhr
Junge Schachtalente trafen sich in Erlangen

© Horst Linke

„Ich habe schon zweimal gewonnen. Sogar gegen einen Viertklässler!“, tönte es über den Flur des Gymnasiums. „Schach Matt“ war bei den diesjährigen Schulschachmeisterschaften der entscheidende Satz und sorgte für zahlreiche strahlende Gesichter, aber auch für die eine oder andere Träne bei den Wettkämpfern, die in 48 Mannschaften gegeneinander antraten.

Aufgeteilt in die sechs Wettkampfklassen Mädchen, Grundschüler und Gruppen eins bis vier, eingeteilt je nach Alter bis zur Oberstufe, spielte jeder gegen jeden. Die vier Wettkämpfer eines Teams konnten in den 15- bis 20-minütigen Partien Punkte für ihre Mannschaft sammeln.

Diese Art des Schachspielens wird als „Schnellschach“ bezeichnet, wie Daniel Häckler, Vorsitzender der Schachjugend Mittelfranken, erklärt, und sei mit Vereinsturnierschach zu vergleichen. Das Team, dessen Spieler in der Summe die höchste Punktzahl erzielen konnte, erhielt als Gruppensieger einen Pokal und darf im März an den bayerischen Schulschachmeisterschaften in Nürnberg teilnehmen.

„Schulschach boomt“, berichtet David Denninger, 1. Schulschachreferent der Schachjugend Mittelfranken, und auch Thomas Walter, der seit fünf Jahren Schachunterricht an sieben Erlanger Schulen erteilt, kann das nur bestätigen. Trotz Smartphone, Computer und Playstation begeistern sich laut Walter immer mehr Kinder und Jugendliche für das Schachspielen.

„Schach ist so vielfältig und variantenreich“, findet der Lehrer. „Es wird nie langweilig, weil man nie alles können wird“. Diese Faszination teilen inzwischen fast 250 seiner Schüler, von denen auch viele außerhalb der Schule in einem Verein Schach spielen.

Zu diesen gehört auch der zehnjährige Hannes. Der Fünftklässler spielt seit er sechs Jahre alt ist Schach, „natürlich auch im Verein“, und betreute bei den jetzigen Meisterschaften das Team seiner ehemaligen Grundschule, mit dem er in den letzten Jahren auch an dem Turnier teilgenommen und sich zweimal für die Bayerischen Meisterschaften qualifiziert hatte.

Für Hannes war es eine Ehre für die Organisation und Mannschaftsaufstellung des fünfköpfigen Teams seiner früheren Schulkameraden verantwortlich zu sein. Nach zwei gewonnenen Spielen zeigte sich der Zehnjährige optimistisch: „Ich denke mal schon, dass wir Gruppensieger werden“.

Thomas Walter ist überzeugt, dass man in der Schule die Basis schaffe und dadurch viele Kinder in den Verein locken könne. „Schach und Schule bilden eine perfekte Symbiose“ findet auch Daniel Häckler. Hier wird „Lernen auf spielerische Weise vermittelt“ und habe nicht nur positive Auswirkungen auf die schulischen Leistungen in Mathe, sondern auch auf die Lesefähigkeiten und das Lernverhalten der Schüler, berichtet der Vorsitzende der Schachjugend.

„Schach ist nicht nur ein Sport“, sondern ließe sich auch gut in den Schulalltag integrieren. Allerdings beklagt Denninger, dass es nicht leicht sei, Schulschach zu machen. „Der Lehrplan steht im Vordergrund und es ist unglaublich schwer Schulleiter und Schüler zu begeistern“.

Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums wurden die Wahlfächer laut Denninger stark zurück gedrängt. Auch für die Schulmeisterschaften haben die Veranstalter kein Budget zur Verfügung gestellt bekommen, sondern finanzierten alles aus eigener Kraft.

„Ohne die tatkräftige Hilfe der Eltern und Schachaktivisten, die als ehrenamtliche Helfer im Einsatz sind, wäre das Turnier gar nicht möglich“ so der Schulschachreferent.

Trotzdem findet laut Häckler „ein großer Aufschwung an Schulen“ statt und „Schulschach wird auch immer professioneller“.

Davon zeugen nicht nur die wachsenden Zahlen an Initiativen, die auch in Erlangen an zahlreichen Schulen Schachunterricht anbieten, sondern auch die steigende Nachfrage für die Wettbewerbsteilnahme.

„Schach verbindet und überwindet kulturelle Grenzen“ betont Denninger, der als Lehrer am Martin-Behaim Gymnasium in Nürnberg, einer Schule mit Schülern aus 35 Nationen, Schachunterricht erteilt. „Dank der klaren Regeln braucht es keine Sprache. Schach trägt so einen Teil zur Völkerverständigung bei.“

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