Kampf gegen das Elend

3.11.2012, 00:00 Uhr
Kampf gegen das Elend

© Schreiter

Irgendwie haben die rund 200 unterernährten Kinder in dem 14000-Einwohner-Dorf San Miguel Dueñas richtig Glück gehabt. Denn wenn der Erlanger Künstler Dieter Erhard nicht zufällig seine Miriam geheiratet hätte, die aus dem Dorf stammt, dann hätte sich wohl niemand um sie gekümmert.

Krankenhaus verschüttet

Aber Erhard sah das Elend in dem Armenviertel des in der Nähe von La Antigua gelegenen Dorfes, stieß etliche kleinere Projekte an und hat dann zusammen mit seinen rotarischen Freunden dieses „Großprojekt“, das das größte ist in der Geschichte des Rotary Clubs Erlangen Schloss, angepackt. Zuvor schon hatte man ein von einer Schlammlawine verschüttetes Krankenhaus beim Wiederaufbau unterstützt, wurden gebrauchte Computer gespendet und damit ein öffentlicher Internet-Raum im Rathaus eingerichtet, wurden Beatmungsgeräte gespendet.

Kampf gegen das Elend

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Weil Bürgermeister Julio César Hernández auch Arzt ist, kennt er die Probleme in seinem Dorf besser als jeder andere und unterstützte das Projekt intensiv. Zunächst wollte man für das Zentrum ein angemietetes Haus renovieren. Aber das hätte schon 30000 Dollar gekostet, und darum entschloss man sich, gleich ein neues zu bauen. Trotzdem wurden in dem gemieteten Objekt schon Kinder betreut, eine Ernährungsberaterin eingestellt und Eltern beraten.

Deutscher Botschafter kam

Im April dieses Jahres wurde dann der Grundstein für das neue „Centro Madre Teresa“ gelegt. Bürgermeister Hernández hatte einen Bauplatz neben dem Stadion zur Verfügung gestellt und die für seine Infrastrukturprojekte im Ort zuständige Architektin für Bauplanung und -überwachung abgestellt. Die rotarischen Freunde vom Club Norte in Guatemala, allen voran der Erlanger Josef Fischer, der jetzt in Guatemala lebt, kümmerten sich vor Ort um das Projekt und berichteten regelmäßig nach Erlangen.

Die Einrichtung ist einmalig in Guatemala und so angesehen, dass sogar der deutsche Botschafter Thomas Schäfer zur Grundsteinlegung kam. Den finanziellen Grundstock bildeten die Einnahmen aus dem letztjährigen Eltersdorfer Queckenmarkt in Höhe von 16700 Euro, 15000 Euro steuerte der Rotary Club Erlangen Schloss bei, und fast ebenso viel kam beim 50. Geburtstag des Rotariers Dieter Erhard zusammen. Zement und die Steine kamen von der Stiftung des Zementwerks Progreso in Guatemala.

Festakt ohne Kinder

Bei der Einweihungsfeier waren neben den deutschen Vertretern des Rotary Clubs Erlangen Schloss mit Manfred Heer an der Spitze auch die guatemaltekischen Rotary-Freunde und wichtige Politiker anwesend. Reden wurden gehalten, Ehrungen vorgenommen – Dieter Erhard hatte zuvor sogar schon die Ehrenbürgerschaft von San Miguel Dueñas erhalten – und die Nationalhymnen wurden gesungen. Nur die Kinder fehlten. Die wollte man bei dem Festakt nicht zur Schau stellen.

Lehrgarten der Rotarier

Im Haus gibt es eine große Küche, Schlaf- und Aufenthaltsräume, mehrere Bäder und auch ein Zimmer, in dem die Eltern beraten werden sollen. Der Betrieb wird mit zunächst zwölf Kindern vom Säuglingsalter bis zu 14 Jahren aufgenommen, die von der Ernährungsberaterin vorgeschlagen werden. Versorgt werden sie auch mit Obst und Gemüse aus einem Lehrgarten gleich nebenan, der ebenfalls von den Rotariern angelegt worden ist.

Dort gibt es auch drei Kühe, die neben der aus der Muttermilchstation kommenden Milch auch zur Ernährung der Kinder beitragen. Ein Kälbchen mit dem Namen „Erlangen“ wird auch bald Milch liefern. Weitere Projekte, unter anderem mit gespendeten Fernrohren und Mikroskopen, haben die Rotarier bereits geplant.

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